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25.12.17 Wenn die Dinger schon einmal da sind...

zu Der Mann, der vor Computern warnt

Es soll ja Hochkulturen gegeben haben, die sich nicht von ständiger Neuerungssucht haben treiben lassen, die nicht alles daran gesetzt haben, nach immer mehr, nach immer größerer Bequemlichkeit, nach Schneller-Höher-Weiter zu streben, die wussten, dass man ein Maschinenherz bekommt, wenn man seine Arbeit maschinenmäßig macht, dass man in einem Fass lebend den Großen Alexander verspotten und verachten kann und darf. Und wir sind mit Beginn der Industrialisierung und unserer Verschwendungsgesellschaft ganz sicher auf einem Irrweg, der gar nicht günstig enden kann, wobei die Halden an Dreck und verbrannter Erde fast noch vernachlässigbar sind, verglichen mit dem traurigen Leben in der naturfernen Massenmenschenhaltung in einer Trabantenstadt, unsinnigster Zwangsarbeit, als Anhängsel einer Maschine oder eines parasitären Molochs, das Produkte ausspukt, die erst Schaden erzeugen und dann Waren, die vorgeben ihn zu beheben.

Auch die Herrschaft des Computers und aller seiner Verlockungen haben uns gewiss weder glücklicher, freier noch menschlicher gemacht. Wir sind heute beinah zu hundert Prozent gegängelt, seit ein paar Jahrzehnten auch durch technische Krücken, Hilfen genannt. Doch jeder Reiter weiß, dass „Hilfen“ nur Hilfen heißen, tatsächlich aber bewährte Gängelungen sind, um ein Pferd das tun zu lassen, was man von ihm will.

Das schreibt einer, der seit vielen Jahren, anfangs durchaus widerwillig, dem wunderbaren Werkzeug elektronischer Datenverarbeitung verfallen ist. Der sich fast gar nicht mehr vorstellen mag, wie er einmal (1986) – in einem letzten trotzigen Aufbäumen sein Liederbuch freihand schrieb und sogar die Notenlinien frei zeichnete, weil er seine "Kinder" nicht in maschinenmäßigem Gleichklang sehen wollte, sondern in menschentypischer Unzulänglichkeit, die Menschenwerk vor Maschinenwerk auszeichnet. Wenige Jahre später gab aber auch ich beruflichen Zwängen nach und kämpfte mit dem, sich meiner Denkweise völlig verweigerndem Dos-System, - gab, nach nächtelangem Opfergaben an Bill Gates klein bei und wurde schließlich mit dem so wunderbaren Schreiben am Bildschirm belohnt... (Dass sich dabei Papier einsparen ließe, über solche Rechtfertigungen kam man angesichts des heutigen Papierverbrauchs nur schamhaft lachen). Dann kam die digitale Fotographie, die einem erlaubt auch verschwenderisch Eindrücke festzuhalten, an denen man sich in finsteren Zeiten noch freuen und die erfahrenen Eindrücke auch anderen vermitteln kann. Dann kam die elektronische Ton- und Bild- und Filmbearbeitung... Kurz - ich trauere heute weder Spulen noch Entwicklerflüssigkeiten nach, keinem Bandrauschen und keinem Schneiden und Kleben. Schließlich kam das WWW und seinen Möglichkeiten zum Gedankenaustausch, deren demokratischen Möglichkeiten ich früh erkannte. Und trotzdem erinnere ich mich, dass es auch einmal eine Zeit davor gab. Gelegentlich zieh ich den Stecker zu einer Zeitreise dorthin zurück. Bis jetzt bin ich aber immer wieder zur Maus und zum Monitor zurückgekehrt.