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30.04.18 Zwangsheirat besser beenden

Leserbrief zu den Berichten über die Recherche von Herrn Stangl über March

Herrn Stangls Recherche über March habe ich mit großem Interesse gelesen. Dass Marchs katholische Geschichte beinah zeitgleich mit den Donauklöstern beginnt, es also zu den ältesten Orten in Deutschland gehört, hat mich überrascht. Ebenso die Jahrhunderte lange Selbstständigkeit als Gemeinde und die große Zahl an Gewerben und Ämtern, fand ich beeindruckend. Schier unglaublich, dass so ein funktionierendes Gemeinwesen einmal der politischen Ideologie des Zentralismus geopfert wurde.

Durch verwandtschaftliche Beziehung mit March und Regen gleichermaßen verbunden, hatte ich schon immer das Gefühl, dass da einmal zusammengeworfen wurde, was nicht zusammen gehört. Die Marcher sind ein eigenes Völkchen, nicht nur sprachlich und wegen der Diözesanzugehörigkeit, sondern auch wegen ihrem Wir-Gefühl. Ein wenig überspitzt formuliert erinnert die bayerische Gebietsreform an das, was die Engländer im Orient verbrochen haben: ohne Rücksicht auf gewachsene Strukturen wurden künstliche politische Einheiten geschaffen, die wohl nie zur Ruhe kommen werden. Auch wenn die Regener sich durchaus Mühe geben das eingemeindete March fair zu behandeln, aus Sachzwängen heraus – siehe Schule – kommt eines zum anderen und am Ende wird wieder ein gesichts- und geschichtsloser Ort dabei herauskommen. Da es in Bayern immer wieder Gemeinden schaffen die „Zwangsheiraten“ der Siebziger rückgängig zu machen, hoffe ich, dass auch die Marcher dies schaffen und die verständigen Regener sie dabei unterstützen. Das geflügelte Wort „Klein ist schön“ muss noch ergänzt werden, denn nur im Kleinen, Überschaubaren kann Wir-Gefühl und gegenseitiges Verantwortungsbewusstsein gedeihen. Und das „Outsourcen“ von Entscheidungen in fremde Hände lässt Demokratie sowieso zur Phrase werden, vor Ort genauso wie in der internationalen Politik.