Leserbrief zu den Berichten über die Recherche
von Herrn Stangl über March
Herrn Stangls
Recherche über March habe ich mit großem Interesse gelesen. Dass Marchs
katholische Geschichte beinah zeitgleich mit den Donauklöstern beginnt, es also
zu den ältesten Orten in Deutschland gehört, hat mich überrascht. Ebenso die Jahrhunderte
lange Selbstständigkeit als Gemeinde und die große Zahl an Gewerben und Ämtern,
fand ich beeindruckend. Schier unglaublich, dass so ein funktionierendes
Gemeinwesen einmal der politischen Ideologie des Zentralismus geopfert wurde.
Durch
verwandtschaftliche Beziehung mit March und Regen gleichermaßen verbunden,
hatte ich schon immer das Gefühl, dass da einmal zusammengeworfen wurde, was
nicht zusammen gehört. Die Marcher sind ein eigenes Völkchen, nicht nur
sprachlich und wegen der Diözesanzugehörigkeit, sondern auch wegen ihrem
Wir-Gefühl. Ein wenig überspitzt formuliert erinnert die bayerische
Gebietsreform an das, was die Engländer im Orient verbrochen haben: ohne Rücksicht
auf gewachsene Strukturen wurden künstliche politische Einheiten geschaffen,
die wohl nie zur Ruhe kommen werden. Auch wenn die Regener sich durchaus Mühe
geben das eingemeindete March fair zu behandeln, aus Sachzwängen heraus – siehe
Schule – kommt eines zum anderen und am Ende wird wieder ein gesichts- und
geschichtsloser Ort dabei herauskommen. Da es in Bayern immer wieder Gemeinden
schaffen die „Zwangsheiraten“ der Siebziger rückgängig zu machen, hoffe ich,
dass auch die Marcher dies schaffen und die verständigen Regener sie dabei
unterstützen. Das geflügelte Wort „Klein ist schön“ muss noch ergänzt werden,
denn nur im Kleinen, Überschaubaren kann Wir-Gefühl und gegenseitiges
Verantwortungsbewusstsein gedeihen. Und das „Outsourcen“ von Entscheidungen in
fremde Hände lässt Demokratie sowieso zur Phrase werden, vor Ort genauso wie in
der internationalen Politik.