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03.07.19 Demokratie ist immer ein Notbehelf, ich sehe aber keinen andern

zu Ideologie der Meritokratie als Herrschaftstechnik

Würde Meritokratie bedeuten, dass die Weisen, Verständigen, Rücksichtsvollen, die Könner auf ihren Gebieten die Gemeinwesen lenken würden, da hätte sicher niemand etwas dagegen, außer denjenigen, die heute an den Steuerrudern sitzen. Doch Kompetenz, erst recht humanitäre, ökologische oder soziale, ist wohl das Letzte, das die heute Mächtigen zulassen würden. Ihr Reichtum und die gerne paarweise auftretende immer weitere Gier nach noch mehr, wären wohl das letzte Kriterium, das zu einem nachhaltigen Weltmanagement befähigt.

Denn: Großer Reichtum ist entweder vererbt, geraubt oder mit Kaufmann- und Bankentricks ergaunert.
Heute halten sich aber genau diese Reichen, die sich durch nichts auszeichnen als durch Besitz- und seine schier automatisierte Mehrung, ein ganzes Instrumentarium an Macht, von denen das repräsentative scheindemokratische Theater, die Gesetz- und Medienkontrolle, gestützt durch die Macht über die Gewehrläufe, die wichtigsten Bausteine sind. Dieses Räuber-und Gaunersystem hat verständlicherweise mit Meritokratie nichts gemein.

Aber wenn wir schon einmal von Meritokratie träumen, dann sind auch ein paar Bemerkungen zur Demokratie erlaubt.

Ich sehe Entscheidungen durch Mehrheiten - wenn die jeweils Betroffenen über ihre Angelegenheit bestimmen - solange als praktikablen Notbehelf, solange ich keine Alternativen sehe. Selbst die direkte Demokratie, die mein favorisiertes Herrschaftsprinzip ist, ist nur zu loben, wenn einige Voraussetzungen erfüllt sind, etwa Sachkenntnis der Abstimmenden und sorgfältige Planung der Betroffenheitskreise. D. h. über Krieg und Frieden stimmen alle ab, da jedermann im Land betroffen ist, über kommunale Themen soll der Kreis möglichst klein geschlagen werden, so dass nur die wirklich Betroffenen Stimmrecht haben und nicht durch Stimmenmehrung von Nichtbetroffenen wieder Unrecht entsteht. Mehrheitsentscheidungen verbieten sich zudem in allen Fällen, in denen einfach nur Rücksichtsnahme auf betroffene Einzelne das angesagte zivilisatorische Mittel ist.