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06.07.19Schräcklich, schräcklich

Leserbrief an BBR zum Bericht vom 6.7.19 „Die Fahrt ins Ungewisse“

1999 wurden erstmals nach dem 3. Reich wieder deutsche Soldaten in einen Angriffskrieg in ein fremdes Land geschickt, einen völkerrechtswidrigen noch dazu. Es ist erfreulich, dass die Soldaten aus der Bayerwald-Kaserne in keine Kampfeinsätze verwickelt wurden. Ausgerechnet eine rot-grüne Regierung, die ja durch die Friedens- und Ökologiebewegung ins Amt getragen worden war, missachtete die Verteidigungsbindung der Bundeswehr durch das Grundgesetz und ließ sich durch die USA in einen Eroberungskrieg schicken, der das Machtgefüge Europas veränderte. Für mich persönlich war die deutsche Kriegsteilnahme ein geradezu traumatischer Einschnitt, denn als Barde hatte ich viele Jahre die Friedensbewegung mit meinen Liedern und Texten bayernweit unterstützt. Und nun führte ausgerechnet ein grüner Außenminister, Joschka Fischer, den ich noch 1984 beim Politischen Aschermittwoch in Vilshofen begleitet hatte, mit seinem unsäglichen Ausschwitzvergleich unser Land in den Krieg. Wie zu erwarten, lösten sich viele der Kriegslügen in Luft auf, etwa die Horrorgeschichte, dass das Fußballstadion in Pristina von den Serben als KZ missbraucht worden sei. Die Gräuelgeschichte war frei erfunden und zu fortgeschrittener Stunde ruderten die Fernsehanstalten nach dem Krieg auch zurück. Auch Exkanzler Schröder räumte den Völkerrechtsbruch in einer Fernsehdebatte ein. Bis heute habe ich das scheinheilige „Schräcklich, schräcklich!“ von Kriegsminister Scharping im Ohr, mit dem er den Krieg intonierte. Und dann begannen die 78 Tage andauernden Luftangriffen mit Beteiligung der Luftwaffe, bei denen 3500 Serben getötet und zehntausend verletzt wurden, bei denen Uranmunition eingesetzt und große Teile der Infrastruktur, 650 Ortschaften, einschließlich der Donaubrücken, zerstört wurden. Heute liegt im Kosovo der weltgrößte US-Militärstützpunkt Bondsteel, vermutlich eines der geostrategischen Kriegsziele.