Keine Erwartung

Opus 006/ 1967

 

Ich war lange ein frommes Bübchen, das ewi­ge Seelenheil fest im Visier. Dann wuchs der kritische Verstand und riss ein tiefes Loch. Nichts hatte, wie es schien, mehr einen tieferen Sinn, außer dem profanen, der uns antreibt. Zudem verdichtete sich die Einsicht, dass der liebe Gott grade so erfunden war wie der Osterhase und alle Leute nur Theater spielen und die Welt eine Bühne ist, voller unerfreulicher Zwänge und Chimären und dahinter kommt - nichts.

 

Morgen! Wie

freu ich mich auf morgen!

 

Warum genügt mir nicht das Heute?

Morgen gibts dieselben Leute,

ein Wetter gibt es auch,

und ganz sicher knurrt mein Bauch.

 

Der Mensch ist vielleicht noch schneller,

doch ganz gewiß nicht heller.

Ist, wie er immer war,

ein ziemlich kluger Narr.

 

Also, was ist morgen?

Neue Chance auf Lust und Sorgen

und Erinnerung ans Glück.

Wem das nicht reicht,

der ist verrückt.