Mancher kommt schon klug zur Welt

Opus 010/ 1969

 

Am wenigsten akzeptiert man die weisen Ratschläge von jemandem, der klug schwätzt, ohne eine Sache selber durchlebt zu haben. Kaum etwas anderes hat mich mehr gelangweilt, als die wiedergekäuten Phra­sen von Spießern, die ihr Leben hinter dem Ofen zu­brachten. Wie heißt es in einer Volksweise dazu? "Den soll man als Gesell erkennen, oder gar ´nen Mei­ster nennen, der noch nirgends ist gewest, nur geses­sen in seinem Nest!"

 

Mancher kommt schon klug zur Welt,

ist brav und tüchtig, ehrt das Geld,

geht immer in die Messe,

liest BILD und keinen Hesse.

 

Kein Lehrer hört ihn murren,

niemals macht er Faxen,

artig, schleimend, naseweis,

redet er wie erwachsen.

 

Er geht zu den Soldaten,

das ist keine Frage.

Er hat auf alles Antwort,

immer, in jeder Lage.

 

Nun ist er unser Boss,

man kann es ihm ansehen.

Er schaut auf uns herab,

kann uns nicht verstehen.

 

Wenn wir kritisieren

die schlimme Politik,

fühlt er sich angegriffen

in jedem Augenblick.

 

Wir können ihn nicht lieben,

wir können ihn nicht achten,

und ganz sicher spürt er,

dass wir ihn oft verlachen.