Opus 024/ 1970
Ich hatte einfach zu oft erfahren, wie der Barras die Menschen
veränderte. Sie hatten auf einmal nur noch ein Gesprächsthema, ihre Welt drehte
sich nicht mehr um das, was ihnen früher wichtig war, nein, sie sprachen von erniedrigenden
Erfahrungen wie von Heldentaten und ihre traurigen Notgemeinschaften nannten
sie "Kameradschaft".
Nichtraucher hatten zu rauchen begonnen und kaum einer, der nicht auch
das Saufen gelernt hatte. Aber was soll man bei diesem Wechselbad von Gammeldienst
und Schleiferei schon auch Vernünftiges machen?
Dazu widerstrebte mir das Uniforme, die Fremdsteuerung, der Haarschnitt,
die verrückte Ordnung. Dass Soldaten auch leicht zu Mordwerkzeugen werden, die
politischem und wirtschaftlichem Kalkül gehorchen müssen, dies alles erfüllte
mich mit Zorn und Angst. Niemals - wollte ich eine Uniform anziehen, niemals,
um keinen Preis!
Die Nacht über hast du Cola gesoffen,
am Morgen noch starken Kaffee,
dann hast du dich mit Kumpels getroffen,
weil Musterung ist, ojeh!
Nun hockst du in Unterhosen
in einem kalten Raum,
die Stimmung ist verhalten,
du betrachtest vorm Fenster den Baum.
Dann gibt man dir nen kleinen Topf,
der soll dein Wasser fassen,
dann wirst du erfaßt
vom Fuß bis zum Schopf,
damit die Uniform tut passen.
Damit dir paßt der Stahlhelm,
wird dein Schädel vermessen.
Ach, wie ödet dich das an!
Hast andre Interessen.
Der Doktor starrt auf deine Blöße,
registriert deiner Hoden Größe.
"Umdrehn! Vorbeugen!" Dann gafft er
dir ungeniert ins After.
Dann läßt man dich Kniebeugen machen
und dein Puls macht hundert Sachen.
Trotz Cola bleibst du im Rahmen,
niemand hat mit dir Erbarmen.
Zum Schluß verkünden drei Herren
gemessen den Tauglichkeitsgrad,
auch du armer Mensch sollst pressen,
die Hände an die Hosennaht.
Du willst aber nicht marschieren,
willst nicht wie ein Hund parieren,
willst weder hauen noch schießen
und niemals Blut vergießen!