Opus 070/ 1975
Wenn
man den Begriff „Demokratie“ wörtlich nimmt, dann hat unser Staatssystem nur beiläufig
mit Demokratie zu tun. Die „repräsentative Parteien- Demokratie“, bei der
sich die „Herrschaft“ des Volkes in gelegentlichen Kreuzchen für Personen und
Parteien beschränkt, ist ein demokratisches Theater, eine pseudodemokratische
Mogelpackung. Demokratie gibt es nur, wenn das Volk konkret über wesentliche
Sachthemen abstimmen kann. Heute wählt man mit seinem Kreuzchen immer die
Katze im Sack, das kleinere Übel, wenn es hochkommt, doch manchmal kann man
sich nur zwischen Pest und Cholera entscheiden. Um über Sachthemen abzustimmen,
sind die Bürger zu blöde, sagen die Parteien, natürlich netter formuliert. Um
sie zu wählen aber, sind die Bürger klug genug... Also, was denn nun?
Dass Demokratie Volksherrschaft heißt,
haben wir in der Schule gelernt.
Schön, wir habens uns gemerkt oder vergessen.
Mir wars damals auch ziemlich egal,
denn Volk roch so nach Masse.
Und in Filmen und Büchern
strahlten immer nur Helden.
Volk war Masse, Beiwerk,
taugte zum Jubeln und Marschieren.
Das waren meine Vorbilder:
James Bond, Jesus Christus, Tarzan, Old Shatterhand, Winnetou,
Prinz Eisenherz, Robin Hood, Superman,
Michelangelo, Jango, Bob Dylan, Dagobert Duck.