Leere Lehrer

Opus 082/ 1976

 

Der Lehrerberuf ist der härtesten einer, da helfen auch keine Ferien und auch nicht das, mit andern Beschäf­tigten verglichen, niedrige Stundenmaß. Im Nacken den Kultusminister, die eigenen Ansprüche und die der Eltern und der Gesellschaft, sollen sie junge Men­schen ausbilden und gar erziehen. Sie müssen einen Hürdenlauf veranstalten, mit Leistungsproben und Zensuren, müssen die lieben Kinderlein bewerten und messen, erleben immer wieder aufs Neue die gleichen Anpassungsprobleme und Entwicklungsschwierigkei­ten und die immer gleiche Einfalt, und sollen so tun, als sei dies etwas Neues... Die eigenen schulischen Er­fahrungen und die meiner Kinder sagen, es gibt ganz wenige gute Lehrer und ganz viel gelangweilte, die sich von Ferien zu Ferien retten und innerlich absolut leer sind.

 

Ach, so viele leere Lehrer!

Ach, gäbs doch nur volle mehra!

Schau ihnen nur mal ins Gesicht,

wie solln sie entzünden in uns Licht?

 

Sie setzen uns wohl manches vor

und auch so manchen Floh ins Ohr.

Doch spür ich bei ihnen jede Zeile:

Langeweile, Langeweile!

 

Was sie sagen, ist nicht Leben.

Nach totem Stoff sollen wir streben.

Kann nichts dafür, ich schlaf jetzt ein

und bin beim Schlafen nicht allein.

 

Wir wolln spielen und nicht pauken!

Sind wir deshalb schon Rabauken?

Ach, uns lastet im Genick

höhere Mathematik.

 

Und dann kommt der schwarze Wicht

wieder mit dem jüngsten Gericht.

In die Messe solln wir gehen,

der liebe Gott würde alles sehen.

 

Und draußen ist der Himmel blau,

der Lehrer träumt von seiner Frau.

Wir gäben ihm so gerne frei,

und möchten, dass er glücklich sei!