Im Schlaraffenland

Opus 105/ 1977

 

Eine comic-hafte Reimerei mit 24 Strophen, die ich offenbar in geistiger Umnachtung auf eine Platte pressen ließ, siehe auch Opus 126. „Liadl reim de oda Geiss Haejm frißt de!“, schrieb ein kluger Kritiker launig und den Punkt treffend in der Münchner Stadtzeitung. Ich hätte den Kritiker in der Luft zerfetzen können, auch für den Hinweis, dass man die Geschichten gut auch mit der halben Strophenzahl hätte erzählen können. Obwohl ich die Platte seinerzeit ganz gut verkaufen konnte, habe ich dies bereits ein halbes Jahr nach Erscheinen nicht mehr getan, im Gegenteil, ich wollte die Platte „ausrotten“. Etwa 200 Stück habe ich im Keramikbrennofen zu einem Ziegel zusammegebacken und einen weiteren Stapel radial aufgesägt und Gemüsepflänzchen als Mulchkrause um den Stiel gelegt, doch das hat mein ästhetisches Empfinden gestört und so habe ich sie weggenommen und recycelt. Ich hoffe nur, dass bald alle Plattenspieler ausgestorben sind und sich  niemand mehr an dem furchtbaren Machwerk die Ohren verletzt....

Doch weil der Grundgedanke des Liedes gut war, habe ich mich ein paar Jahre später an einer kürzeren und völlig neuen Version versucht und dabei den gerade gelobten Sinn des Lieder aber völlig aus den Augen verloren, aber vielleicht ist gerade das der neue Sinn.

 

Auf dem Weg ins Schlaraffenland

suchte ich lang bis ich den Eingang fand,

zahlte brav, was man verlangte

wofür man sich freundlich bedankte.

 

Dann durfte ich mich beißen durch Schweinebauch

durch Bratkartoffeln und Sauerkraut,

danach gab es Berge von süßer Creme

und reichlich zu trinken, so gefiel mir das Lebn.

 

Und Hühner flogen gackernd in einen Grill

und Täubchen hatten dasselbe Ziel.

Und Ochsen liefen gebraten herum

man konnte sich wirklich fressen dämlich und dumm.

 

Und überall gabs Kuchen und Krapfen

und von Brunnen konnte man sein Bier zapfen,

es war genauso, wie man immer berichtet,

da hat niemand was dazu gedichtet.

 

Und jeder Mann und jede Frau tragen mit Würde

stolz ihren Buch, er gilt hier als Zierde.

Als schick gelten und zeitgemäß

Hamsterbacken und ein Riesengesäß.

 

Und hochgeachtet sind hier alle Faulen

und jeder läßt sich gern küssen und kraulen,

allein sitzen und liegen gilt als angemessen

und natürlich dauernd trinken und essen.

 

Wer arbeiten will, der muss zum Psychiater

ich rat es keinem, das gibt nur Theater.

Wer Sport treibt und schwitzt, der wird arretiert

und gleich dem Haftrichter vorgeführt.

 

Und es gibt hier auch schmutzige Worte:

Fleiß und Leistung, Worte von dieser Sorte.

Fressen und Saufen gilt als heiliges Tun

darüber freut sich jedes gebratene Huhn.