Ohu

Opus 122/ 1984

 

Warum ich gegen die Atomspalterei bin, ist schnell gesagt: kurzer Nutzen - lange Gefährdung. Keine Ge­neration hat das Recht, den Kindern ein so tödliches Erbe zu hinterlassen.

 

Eigentle woite mittags scho in Minga sei,

doch dann hanama denkt, schaue amoi an de Atomoia vobei,

amend gaabats desmoi Neitronen zum sehng,

wiare dann in Ohu bremst han, hane gmoant i häng...

 

Leit warn do, Leit sog enk, wia am Oktobafest,

doch es warn koi Demonstrantn,

s war scheinbar koa Protest.

Bia hods gem, Weißwüaschtl und aa Schteggalfisch,

i hob ma glei a Platzal gsuacht an am freia Tisch.

 

„Herr Nachbar“, howe gfrogt, „wissen se, gibts da ebba ebbs umsunst?

Warum hockand sunst sovaej Leit in dem atomaren Dunst?“

„Lauta Urlauba!“ hoda gsogt, d Leit reizad s Risiko,

waa se hoggand eh s ganze Johr in am letschadn Büro.

 

Die oite Atomruine is aejtz a Atomhotel,

im erstn Schdog, man mechts ned glaum, gibts sogoa a kernigs Bordell.

Im Kella zum Fürchtn, a nukleare Geistabahn

im Supamoakt im zwoatn Schtog

gaabs sogar gebrauchts Uran.

 

Im Museum im drittn Schdog standnd de ausgschtopftn Erbaua.

Aus am Lautsprecha wuislt a Schtimm,

man kannt eah weidahin votraua.

Doch des is leichta gsogt, s waej oam ned recht gelinga,

waa übaroi fluing weiße Schpotzn und krawen Woipadinga...

 

I schnauf und bstaej ma a Bia und a Sauakraut.

Da sogt mei Nachbar: „Gaej, für d Wallfahra

hom s sogoa a Kiachal baut!“

„Wos?“ sage, „gehngans weida! A Kiachal? Und wem hom s des nacha gweiht?“

„Am scheinheilinga Franz Josef“, sogda, „s war schließle höchste Zeit..!“

 

„Da grouße Kühlturm, sogda, waar aejtz a narresch grouß Biadepot.

„Ja ja, sogda, im Bia samma mia Bayan seit jeher scho voan dro!“

Und owe aejtz vostand, warum neamnd mehr nach Mallorca fluigt.

„Fraale“, soge, „eh klar, waa s alle Leit nach Ohu zuigt...!“