Opus 233/ 1982
Von
einem bayerischen Barden wollen die Leute Satire, Hinterfotzigkeit und deftige
verbale Keulenschläge, oder, wenn es schon sein muss, volksdümmliches Geträller.
Eines wollen die Hörer aber überhaupt nicht: Moral! Mit einem moralischen Lied
schafft man es ohne weiteres die beste Stimmung im Publikum innerhalb Minuten
auf den Nullpunkt zu bringen. Dieses wohl wissend, habe ich derartige Lieder
trotzdem gesungen, wenn ich den Beifall der Kleinkunstschickeria, die immer
nur nach beißendem Spott und Pointen giert und auf gewisse Weise genau so
kleinkariert und boshaft ist wie jene, die sie verlachen, nicht mehr ertragen
habe.
A so soist dei Lem lem:
dich ned üwa die Andan hem!
Soist ned voleumdn und ned luing
und die Woahrheit und die Woahrheit,
und die Woahrheit ned vobuing!
Du soist ned tötn, neamdn schlong,
und dich mit de andan Leit votrang!
Und oans muaßt lean:
Du muaßt des Lem aaf dem Planeten eahn!
Und vogiß ned: jede Kreatua
is wia du a Teil vo da Natua,
und d Luft und s Wossa, jeda Baam,
ghead uns schließle alle zamm!
Nur Gast is jeda aaf da Ead,
drum hod nix aussa am Lem an Wert!
Dua de um, kloana Mensch, sei gscheid:
loß de ned bscheißn um dei bissal Zeit!
Doch bitte iß und trink ned z vaej!
Loß da Zeit und dua ned zschnaej!
Denn deim Lem sei Qualität,
hod nix zum doa mit Quantität!
Tanz bitte ned ums goidne Kaibe,
und distanzia de vo de Deife!
Doch zoig eah ruhig, wias andas gaang,
und dass oame Deife sand!
Moch deine Aung aaf, schau da oissen o,
und firchtda ned voam schwoazn Mo!
Und saejbst wenns de manchmoi reit,
haejf dene andan Leit!