Ballade vom kloana Mo

Opus 283/ 1985

 

Solange ein naturnahes, einfaches Leben als armselig, mühsam und altmodisch gilt, werden es nur wenige Menschen ausprobieren. So erfahren nur wenige, dass die Mühsal überschätzt wird und sinnvolle körperliche Arbeit lustvoll sein kann, dass im Gefolge nahrhafter Ernten solche der Seele und des Kopfes einzubringen sind.

Doch vermutlich werden sich die Leute erst wieder dem Boden zuwenden, wenn sich die ganzen Künst­lichkeiten als Seifenblasen entpuppt haben und mit ih­nen das, was sich heute so Fortschritt schimpft. Selbstversorger werden sie also nur aus einer Not heraus werden, was alleine schon wieder lust­verhindernd wirkt. So werden sie, während sie etwa säen, von vollen Regalen in den Supermärkten träumen und ihrer Scholle entfliehen, wenn sich auch nur geringste Möglichkeit bietet...

 

Da is amoi a kloana Mo

aaf oamoi narrisch woan,

ea is nimma mitm Auto gfohn

und had voschenkt sein Koan.

Ea ging vo da an grod no z Fuaß

oda fuah mit am oitn Raal,

und d Nachbarn hom grod d Kepf beidld

und gsogt: dea schpinnade Kaal!

 

Doch no ned gnua, am Schperrmülltag

rammda sei Wohnung aus,

ja sogoa sei Farbfernseha

landt aaf da Schtraß voam Haus,

sei Mixa und sei HiFi-Tuam -

ois wos da Mensch heit braucht -

und om draaf goa die gschtunga Pfeifa,

weila nimma raucht.

 

No hod dea Mo sei Schpeis ausgrammt

und d Vorräte voschenkt,

des ganze scheene Büchsnglump

an dem ea so is ghängt.

s Zuckalzeig und d Erdnußflips,

an Schnaps und an Kaffee,

an Weichschpüla und s Ochslschpray

und an Haring in Gelee.

 

In d Oawat is a aa nimma,

waa d Zeit duat hodn greit,

dafür hoda vo friah bis schpät

im Goatn umananda kreit.

Sein Rasn hoda umgschtocha

und Kraut und Eapfe gschteckt,

a Goaß und Hehna hodasse

aa boid draaf zuaglegt.

 

Und übahaupt, so hoda gsogt,

loßta sich nix mehr nehma,

seither vorrichta seine Gschäftl

in am Kompostemma.

Und mancha Nachbar hodn deswegn

nach seim Treim scho gfrogt.

„I scheiß am ganzn Fortschritt !“

hod da kloane Mo dann gsagt.

 

Dann hod dea Mo an Schtrom abbschtaejt

und Schteckdosn außagrissn,

waa von dem atomaren Dreeg

woita wirkle nix mehr wissen.

Und doa nix vodeat hod,

konnta aa koi Schteian zoihn,

„mit de Schteian bauns grod Panza“, sogt da,

„die uns am End no übaroin..!“

 

Doch d Nachbarn hom se gschreckt und glei

an Psychiata ghoid,

dass dea mit seim Gummiwaagal

den kloana Mo abhoit.

Doch dea hod gsogt: „Dea kloane Mo

wead vo uns da Gscheida sei!

Und eigentle gherad ma mia oizamm

längst ins Noanhaus ei!“