Von weitem alles golden glänzt

Opus 376/ 1990

 

Die Mauer fiel und die Bürger der alten DDR verga­ßen alle sozialistischen Werte, die offenbar niemals die ihren gewesen waren und verfielen geradezu in ei­nen Konsumrausch. Ich versuchte mich in sie hinein­zudenken und mir ihr böses Erwachen auszumalen.

 

Von weitem alles golden glänzt,

heut weiß ich, es ist hohl!

Es ist zum Schreien, war ich blind,

statt Dur ist alles Moll.

 

Die Städte warn so affengeil,

so bunt, so grell, so reich!

Doch alle sind auf Sumpf gebaut,

nichts trägt, alles ist weich.

 

Die Mark war hart, die Läden voll,

ich kaufte wie betrunken.

Zu Hause sah ich, alles Schund!

Wie hats mir da gestunken!

 

Ich erkannte erst die Räuber nicht,

weil sie so bieder schienen.

Weißer Kragen, Nadelstreif,

in dicken Limosinen.

 

Ich weiß heut, was ich machen müsst,

um zu leben so wie sie,

ich müßt auch wie ein Haifisch sein

- doch so tief sink ich nie!

 

Und überhaupt, wie soll die Erd´

dies Treiben denn verkraften?

Ich will nicht, dass wir die Letzten sind,

weil wir so gierig rafften.

 

Oh Mann! Wohin ich schau ist Sumpf!

Wohin soll ich mich retten?

Die Armen gehn als erste unter

und schwimmen tun die Fetten.