Geiss Haejm
Zu meinem Selbstverständnis beim Schreiben der
Mundart.
Bekanntlich gibt es "das Bayrisch“ nicht, es besteht aus vielen regionalen
Dialekten und Eigenheiten. Alleine bei uns im "Woid“ wird etwa in Bodenmais
ganz anders gesprochen als in Zwiesel oder in Frauenau. Zwiesel, der Ort
aus dem ich stamme, war seit Jahrhunderten ein Ort an einer wichtigen
Handelsverbindung nach Böhmen. Es kamen also viele sprachliche
Einflüsse hier zusammen, anders als in Ortschaften, die abseits der
Wege lagen und sich isolierter entwickelten. Zwiesel wurde zudem durch seine
Lage, nahe der Grenze zu Böhmen, ungezählte Male von Kriegshorden
durchzogen und zig mal niedergebrannt und geplündert, mußte also
auch zeitweise unter fremder Besatzung leben, alles Umstände, die sich
möglicherweise auch in der Sprache niederschlugen. Und dann waren da
auch noch die Glasmacher, die von einer Hütte zur anderen zogen und
oft durch ganz Europa kamen und so – anders als in rein bäuerlichen
Gebieten – auch Denken und Sprache veränderten. Diese Dinge
bedürften vermutlich gar keiner Erwähnung, ich führe sie nur
an, falls sich Bayern aus anderen Ecken unseres Landes über meine
sprachliche Eigenheiten wundern, deren Färbungen zudem auch das Ergebnis
meiner eigenen bewegten Lebensgeschichte sind.
Zu Eigenheiten meiner Schreibweise:
Ich verzichte heute auf Auslassungszeichen, weil ich die apostroph-zerhackten
Texte nicht mehr ertrage. Zum anderen beziehen sich die Auslassungszeichen
ja immer auf die Hochsprache, und suggerieren, dass jedes Wort von ihr abgeleitet
ist und der Dialekt also nur eine Art verkommene Hochsprache ist. Doch ist
diese selber nur ein willkürliches Produkt, weil eben einmal Herr Luther,
der kein Süddeutscher war, für seine Bibelübersetzung seine
eigene Sprache zum Maßstab aller Dinge machte und ich mag sie nicht
als Evangelium anerkennen.
Manchmal gehen Wörter klanglich miteinander Verbindungen ein und man
müßte sie "gewaltsam“ in ihre Bestandteile zerlegen, was mir manchmal
als unangemessen erscheint. Wenn ich z. B. "habe ich“ meinte, habe ich lange
"hob i“ geschrieben. Da ich aber "howe“ sage, habe ich mich nun auch zu dieser
Schreibweise entschlossen. Bei "er“ ist es ähnlich, ich sage nicht
"er“, sondern ea, im Unterschied etwa zu "ihnen“, da schreibe ich "eah“.
Das klingt kompliziert, für Bayern ist es das aber nicht, schon nach
ein paar Seiten hat man sich in meine Schreibweise eingelesen. Für
Nichtbayern ist es wohl schwerer. Da es von allen Liedern aber Aufnahmen
gibt und die Liedertexte auch Geschmack auf die Lieder machen sollen, kann
ich nur auf die erhältlichen Audio CDs oder den MP3-Download verweisen.
Wem die Mundart aber weiter fremd und unverständlich bleibt, der muß
sich halt mit meinen über hundert schriftdeutschen Lieder begnügen
...
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