Alle Original-Leserbriefe

von Haejm Geiss

Hier die gedruckten Briefe als JPG nach Jahren geordnet:

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2006

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2002

2001

2000

1999

1998

1997

1996

1995

1994

1993

1992 keine Leserbriefe

1991 Leserbriefe zum Irakkrieg wurden nicht gedruckt

1990

1989 keine Leserbriefe

1988 keine Leserbriefe

1987

1986

1985 keine Leserbriefe

1984 keine Leserbriefe

1983

1982 keine Leserbriefe

1981 keine Leserbriefe

1980

1979 keine Leserbriefe

1978


Zu den Leserbriefen

In manchen Jahren habe ich keine Leserbriefe geschrieben, weil ich jeden interessanten Gedanken in Lieder, Bilder oder Parabeln umgesetzt habe. Kritische Gedanken, die "verblümt" in Kunst verpackt daherkommen, werden gerne auch von Politikern gelobt. Anders bei "unverblümten" Kommentaren, die konkrete Dinge ansprechen oder sogar Namen nennen. Da wird man dann oft ignoriert, isoliert und Politiker benutzen Strohmänner, die für Benachteiligungen sorgen oder einen mit öffentlichem Spott und Beleidigung zum Schweigen bringen sollen.

Etwa Mitte der 70er, als ich zum regelmäßiger Zeitungsleser wurde, habe ich von der Möglichkeit Leserbrief zu schreiben erfahren und den Mut von Zeitgenossen bewundert, auf diese Weise den Mächtigen die Leviten zu lesen. Doch wer ein Baby zu Hause hat und noch dazu in einem Kloster als Erzieher arbeitet, materiell ansonsten praktisch mittelos ist, der durfte sich wohl nicht trauen, sich mit Leserbriefen einzumischen. Doch den Mut in Bürgerversammlungen ans Mikrophon zu gehen, den hatte ich 1974 zum ersten Male (Themen: ärztliche Unterversorgung und Werbung für Jugendzentrum) und zwei Jahre später vertrat ich die Forderung für ein Jugenzentrum allein (-gelassen) in einer Anhörung vor dem Stadtrat. Und doch wollte ich das alles nicht, wollte gern sanft aus dem Hintergrund wirken, sogar als Komponist den Applaus für meine Lieder anderen überlassen. Ich genoss es spitzbübisch, wenn andere meine Lieder vortrugen und ich in der hintersten Reihe unerkannt zuhören konnte... So blieb es nicht aus, dass ich versuchte, wie einst Tucholsky unter einem Pseudonym einen Beitrag in der Zeitung zu schreiben. Der Chefredakteur lobte sogar in einer Kolumne den "blitzgescheiten" Text und teilte mit, dass er ihn gerne abgedruckt hätte, doch dürfe er das eben nur unter einem echten Namen. Schade, dachte ich, Chance vertan.

Ich erkannte damals, dass es kaum ein wirksameres demokratisches Instrument gibt, als couragierte Leserbriefe. So habe ich mich halt irgendwann getraut und mische mich seit bald vierzig Jahren auf diese Weise mit ein. In dieser langen Zeit habe ich alle Arten von Reaktionen erlebt, von überschwänglicher Zustimmung bis zu Lob von unerwünschter Seite und bis zu beruflicher Benachteiligung und dem Totschweigen als Künstler. Es gab auch gehässige anonyme Briefe und viel Verstümmelung meiner Texte von Redakteuren. Man muss nicht nach China oder Russland gehen, um Benachteiligung für die Inanspruchsnahme freier Meinungsäußerung zu erfahren. Eine nette Reaktion erlebte ich kürzlich, als ich meine Mutter auf den Friedhof begleitete und eine ältere Dame wissen wollte, wer ich sei. "Sand sie da Briafalschreiber?", fragte sie und gestand, dass ihr meine Leserbriefe das Liebste an der Zeitung seien. Na, wenn das kein Grund ist weiterzumachen...

Immerhin - und das sollte doch für die Sachlichkeit meine Recherche und den Wahrheitsgehalt meiner Kommentare sprechen - ich bin niemals wegen falscher Behauptung oder Rufmord angezeigt worden. Die krassesten Reaktionen habe ich erst in jüngerer Zeit durch einen Landrat erfahren müssen, der für mich - vermutlich vorgeschickt von der genervten niederbayrischen Politikerkaste - einen Internetpranger einrichtete. Als die Sache nach hinten losging und er sich öffentlich entschuldigen mußte, um keine Anzeige wegen Amtsmissbrauch und Rufmord zu riskieren, kam dann die Rache auf Umwegen. Aber das sind nur Vermutungen, wenn auch teilweise durch Indizien belegbare. Wer die bayerische Spezlwirtschaft aus Politik, Wirtschaft und hörigen Ämtern kennt und seit so langer Zeit verfolgt wie ich, der weiß, dass es hier keine Zufälle gibt und manche Protagonisten sehr nachtragend sind. Ich habe auf jeden Fall Ghandis Wort am eigenen Leib erfahren: "Erst ignorieren sie dich, dann verspotten sie dich und schließlich bekämpfen sie dich". Da sie das mit Argumenten nicht schaffen, versuchen sie die lästige Laus im Pelz halt auf bewährte Art zum Schweigen zu bringen. Motto: Es muss doch irgendetwas geben, womit man seinen Ruf zerstören kann...

Neben den in Zeitungen abgedruckten Leserbriefen habe ich noch viele weitere Kommentare und Aufsätze verfasst, die ich auf meiner Webseite veröffentlicht habe, die es seit 1997 gibt und die sich als unabhängige journalistische Plattform versteht. Seit 2014 schreibe ich auch häufig bei Telepolis vom Heise Verlag. Hier ein chronologisches Archiv mit meinen politischen Kommentaren bis 2016. Jüngere Kommentare finden sich in der linken Spalte auf meinem Eingangsportal.

Weitere Arbeiten gibt es auf www.freigeisst.de, viele Lieder auch auf youtube, einfach nach "Geiss Haejm" suchen.