28.02.2017 PNP

Heuer doch keine neue Fähre in Mariaposching

ariaposching. Auch im zweiten Jahr nach dem Fährunglück auf der Donau bei Mariaposching wird es dort keinen Ersatz geben. "Die geplante Leihfähre ist nach dem Verkauf des Unternehmens etwa fünfmal so teuer wie ursprünglich geplant und kommt daher für dieses Jahr nicht infrage", sagte Deggendorfs Landrat Christian Bernreiter (CSU) gestern. Nun gehe es darum, so schnell wie möglich die Ausschreibung für den Neubau einer Fähre voranzutreiben, appellierte er an die Gremien im Landkreis Straubing-Bogen, die die Fähre betreiben. "Heuer wird aber sicher keine Fähre mehr zwischen Mariaposching und Stephans-posching fahren", betonte Bernreiter.
Planungen für eine Gierseilfähre gibt es bereits. Den Unterlagen zufolge benötigt eine Gierseilfähre jedoch leistungsfähige Hilfsmotoren, mit denen das Schiff auch ohne Seil fahren könnte. Deshalb forderte Bernreiter entgegen gefasster Beschlüsse, eine Motorfähre bauen zu lassen.

28.02.2017

"Höchste Eisenbahn" in Causa Fähre

Neue Erkenntnisse: Landrat sieht keinen Bedarf mehr für eine Hochseilanlage – Leihfähre nicht bezahlbar


 

 

 

Für eine Traglast von bis zu 20 Tonnen ist die neue Fähre ausgelegt. Die Unterlagen lassen nun aber erkennen, dass das als Gierseilfähre konzipierte Schiff starke Hilfsantriebe benötige. Mit der Leistung dieser Motoren könne man auf die Seilanlage auch verzichten. Deshalb fordern Landrat Christian Bernreiter und Stephansposchings Bürgermeisterin Jutta Staudinger, schnell darüber zu entscheiden und mit dem Plan, eine Motorfähre zu bauen, in die europaweite Ausschreibung zu gehen. −Foto: Häusler

 

Stephansposching. Landrat Christian Bernreiter ist davon überzeugt: Eine Seilanlage für die neue Fähre ist überflüssig. Das als Gierseilfähre konzipierte Schiff fahre auch ohne Seil, weil es ohnehin über einen starken Motorantrieb verfügen müsse, beruft sich Bernreiter auf Fährenexperte Dr. Dieter Urmann. In einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz gestern Nachmittag bat er die Gremien des Landkreises Straubing-Bogen, schnell zu entscheiden. "Es ist höchste Eisenbahn!", mahnte er. Außerdem teilte er mit, dass die Kosten für die angedachte Leihfähre für den diesjährigen Betrieb explodiert seien. Deshalb müssen die Bürger mindestens ein weiteres Jahr auf eine schnelle Verbindung zwischen den Kommunen Maria- und Stephansposching warten.

"Nein, dies ist kein Faschingsscherz", warnte Bernreiter die Medienvertreter, die sich im Landratsamt einfanden, vor. Zwei schlechte Nachrichten habe er zu überbringen. Die Gespräche mit einem österreichischen Anbieter einer Fähre seien weit fortgeschritten gewesen. Als Übergangsmaßnahme wollte der Landkreis Straubing-Bogen das Schiff mieten. Die Kosten dafür lagen zwischen 3000 und 5000 Euro monatlich, erklärte Bernreiter. Weil jene Fähre bisher in Deutschland nicht zugelassen war, wären Umbaumaßnahmen angefallen, vor denen sich die Landkreise nicht verschlossen hätten, um so schnell wie möglich die schwimmende Wasserstraße wiederzubeleben. Doch nun kommt der Haken: Inzwischen wurde die Unternehmenssparte, der die Fähre gehört, verkauft. Der neue Chef fordere nun 27000 Euro pro Monat, berichtete der Landrat. Bei monatlichen Einnahmen von teilweise nur 250 Euro stelle dies "beim besten Willen" keine Interimslösung dar. Alternativen gibt es nicht. "Heuer wird sicher keine Fähre mehr zwischen Maria- und Stephansposching fahren", stellte er fest.

Nun die zweite Erkenntnis: In der vergangenen Woche erhielt Bernreiter vom beauftragten Planungsbüro die Planungsunterlagen samt Berechnungen für den Bau der neuen Gierseilfähre. Das hatte der Kreistag Straubing-Bogen im Dezember 2016 einstimmig entschieden. Dem Plan zufolge benötigt das Schiff Hilfsantriebe mit einer Leistung von 160 kW oder anders: 218 PS.
"Praktisch läuft immer ein Motor"Und da kommt Dr. Urmann, Sachverständiger für Binnenschifffahrt, ins Spiel. Er erläuterte in einem Schreiben an die beiden Landräte, verfasst am Freitag: "Mit den Hilfsantrieben von etwa 160 kW wird die Fähre aber zugleich über eine ausreichende Leistung verfügen, mit der sie auch frei, also ohne Hochseilanlage, zugelassen werden und fahren kann. Dadurch wird die Hochseilanlage nautisch und technisch obsolet." Weiter führt er aus, dass die Fährmänner künftig Hilfsantriebe für das An- und Ablegen, zum Anfahren der Rampen bei bestimmten Wasserständen, bei Ostwind, zur nautischen Unterstützung sowie zum Erreichen der Notrampen bei höheren Wasserständen verwenden werden. Während der Zeiten, in denen die Hilfsantriebe nicht laufen, wird laut Urmann ein zusätzlicher Motor mit etwa 15 kW (20 PS) benötigt, um das Seil zu verstellen und Klappen und Schranken hydraulisch zu betätigen. Weitere vorgeschriebene Hilfs- und Noteinrichtungen seien zu beachten. "Damit wird auf der Fähre praktisch immer ein Motor laufen", verdeutlicht Urmann und wischt die nostalgischen Erinnerungen an die gesunkene Fähre beiseite.

Der letzte Aspekt, der gegen den künftigen Einsatz einer Gierseilfähre spricht: Urmann zufolge wird die Donau im Fährbereich nach dem vorhergesehenen Umbau einer Buhne oberhalb der Mariaposchinger Anlegestelle auf 20 bis 25 Prozent der Fährstrecke keine ausreichende Strömung mehr aufweisen. Wieder kommt ein Motor zum Einsatz, um das geplante Schiff mit einem Leergewicht von rund 52 Tonnen zu bewegen.
Bernreiter bezweifelt FörderfähigkeitWegen dieser Fakten habe sich Bernreiter entschlossen, die Öffentlichkeit zu informieren. Zuvor hielt er Absprache mit den Fraktionen sowie mit seinem derzeit erkrankten Kollegen Josef Laumer, Landrat im Landkreis Straubing-Bogen. Bernreiter stellte fest: "Die Zeiten des geräuschlosen Gleitens sind vorbei." Er sagte, dass sich die Landkreise 400000 Euro sparen könnten, wenn sie die Hochseilanlage, die nun keiner brauche, verwerfen. "Das Schiff fährt auch ohne Seil", bekräfitgte er und hinterfragte sogar, ob die Maßnahmen dann noch förderfähig seien. Schließlich übernimmt der Freistaat 50 Prozent davon, die beiden Landkreise teilen sich unter normalen Umständen die andere Hälfte. Ebenso nannte er die teuren Fundamente, welche bei den Deichen gebaut werden müssten, das über zwei Zentimeter dicke und damit schwierig zu handhabende Seil und die Forderung des Wasserwirtschaftsamtes. Dieses sehe den Eingriff in den Deich als möglich an, wenn es keine Alternative dazu gibt. Bernreiter erkennt diese aber: die Motorfähre.

Sollte der Landkreis Straubing-Bogen an der Seilanlage festhalten, werde der Landkreis Deggendorf lediglich die im Herbst 2016 beschlossenen 200000 Euro zur Verfügung stellen, wobei den Berechnungen höhere Kosten zu entnehmen sind, äußerte der Landrat. Dass der Landkreis Straubing-Bogen die restlichen rund 580000 Euro trägt, ist zu bezweifeln. Bisher pochten die Politiker aus dem Nachbarlandkreis, die Kosten paritätisch aufzuteilen.

Kommt hingegen auch der Kreisausschuss, der am 13. März in Straubing zu diesem Thema tagt, zum Entschluss, das Schiff als Motorfähre bauen zu lassen, spricht laut Bernreiter nichts gegen eine Aufteilung der Kosten wie bisher. Er bezifferte sie dann auf etwa 310000 Euro für jeden Landkreis.

"Wir appellieren, zügig zu entscheiden. Weitere Verzögerungen sind nicht hinnehmbar", betonte er und sprach eine E-Mail des Heimatministeriums an, in der nach dem tatsächlichen Bedarf einer Donaufähre gefragt worden sei. Stephansposchings Bürgermeisterin Jutta Staudinger war über die Ergebnisse "nicht erfreut", forderte eine schnelle Lösung und schloss sich Bernreiters Worten an. "Der Super-GAU für Stephansposching wäre, die Fährverbindung ersatzlos zu streichen", befürchtete sie.