© Helmut Josef Geiss
Kopflos
Unsortierte Gedanken eines bayerischen Barden zur Religion
„Das ewige Leben ist eine
schlimme Drohung für jeden, der irgendwann seine Ruhe haben will.“
Dies ist eine kaum geordnete und sehr
unsystematische Sammlung von Texten zu religiösen Themen aus meinen Arbeiten.
Vieles wiederholt sich und es gibt keine Chronologie. Gewissermaßen könnte man
die Texte als ursprünglich „therapeutisch“ für mich bezeichnen, denn es ist
offensichtlich, dass die Thematik für mich ein Problem sein muss, oder
zumindest war. Als einstmals frommer katholischer Bub habe ich die Religion
vielleicht einfach nur zu sehr beim Wort genommen und habe an Kirchen und
Religionen ihre eigenen Maßstäbe angelegt, etwa den der Ehrlichkeit und Menschenfreundlichkeit.
Das konnte natürlich nicht gut gehen, denn diese Werte findet man leichter
außerhalb der Kirchen als in ihnen. Natürlich will ich niemandem seinen Glauben
nehmen, wenn er ihn braucht, so dass er besser nicht mehr weiterlesen sollte.
Dass Menschen Religion grundsätzlich brauchen, glaube ich dagegen nicht, im
Gegenteil scheinen sie mir geradezu Hemmnisse für eine zukünftige friedlichere
Welt zu sein.
„Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, habt
ihr mir getan!“ Man kann also Gott nur dienen, wenn man für die Mitmenschen da
ist, ja, dass in jedem davon Gott ist. Dieses Jesuswort stellt die christliche
Religion um Lichtjahre über andere, die nur Götzendienst fordern oder Religion
mit ihrer Peitsche dem Jenseits, zur Unterwerfung der Menschen missbrauchen.
Dass das Christentum dennoch so eine Blutspur hinter sich zieht, ist
unbegreiflich.
Immer wieder wird mir von religiösen Leuten eine
Diskussion aufgedrängt. Wenn ich sehe, dass sie mit ihrer Spinnerei niemandem
schaden, mag ich sie ihnen auch nicht schlecht machen. Doch wenn sie nicht
locker lassen und in ihrem Fanatismus aggressiv werden, kommt es immer wieder
vor, dass ich sie vor den Kopf stoßen muss, so gern ich das auch vermeiden
möchte. So sage ich ihnen, dass es nicht an den Aufgeklärten ist, sich für ihre
Denkweise zu rechtfertigen, sondern dies seit zweihundert Jahren die kindischen
Geister- und Götteranbeter tun müssen.
Wer sich vornimmt gegen die Bürokratie und die
Beleidigung des Verstandes durch die Religionen zu kämpfen, dessen
Erfolgsaussichten sind in etwa so hoch, als wenn er sich mit der Schwerkraft
anlegen würde...
Die Religionen trennen die Menschen und verhindern
das Zusammenwachsen der Völker. Doch es wäre völlig illusorisch anzunehmen,
dass sich das in einem erlebbaren Zeitraum etwa durch Aufklärung ändern ließe.
Wer solches annimmt ist ein Fantast. Neben allem metaphysischen Spuk sind auch
viele Lebensbereiche quasi mit religiösem Mörtel aufgebaut. Den Mörtel aus den
vielfältigen Fugen zu kratzen und zu ersetzen, ist eine mächtige Aufgabe, wobei
erst gesagt werden muss, mit welchem neuen Mörtel verfugt werden soll. In
manchen Gegenden würden bei dem Geschäft die Gebäude einstürzen, da sie fast
nur aus Religion bestehen.
Ist Gott das Symptom einer Krankheit? So etwa wie
ein Exanthem? Letzteres zeugt der Körper um sich zu reinigen, mit einem inneren
Problem fertig zu werden. Sondert der verwirrte menschliche Geist statt Pusteln
Gott ab? Etwa um mit der Erkenntnis seiner Bedeutungslosigkeit, seiner
Endlichkeit und Verlassenheit fertig zu werden?
Es wird gerne behauptet, es gäbe beim Menschen ein
„religiöses Bedürfnis“. Doch warum haben dann die Religionen so viele Mühe die
Menschen an ihre Lehren zu binden und sie dazu abzurichten? Nur wenn die Kinder
von klein an in die ersponnene Welt hineinwachsen, dann gewöhnen sie sich
daran, wie an Sprache und Heimat und verteidigen sie am Ende noch. Die ganze
Religionsgeschichte trieft vor körperlicher und seelischer Gewalt. Offenbar
macht erst ständiger Druck und Werbung die Menschen zu „Hinterweltlern“, wie
Nietzsche die Religiösen genannt hat, die sich gedanklich an eine Welt hinter
der realen Welt gewöhnt haben.
Wenn junge Menschen, halb so alt wie du, ihre
religiöse Beschränktheit zu erkennen geben, wenn sie das Verbrechen der
Kindstaufe verteidigen, wenn sie Sterbende salben lassen und ihnen die letzte
Hoffnung rauben, wenn sie den lieben Gott für einen Trottel halten, mit ihrem
hirnlosen Tun.
So dreist! Gerade jene Religionen, die keinen
abweichenden Gedanken zulassen, die noch immer missionieren und den verdammen,
der sich nicht missionieren lässt, ausgerechnet diese, von ihrem Wesen her
zutiefst untoleranten Verbindungen fordern für sich Toleranz!
Die Akquirierung von Mitgliedern im Säuglingsalter
durch die Kirchen ist ein Missstand, der in einer humanen Gesellschaft nichts
zu suchen hat. Die Säuglingstaufe ist eine Vergewaltigung der Kinder und das,
was danach im Religionsunterricht passiert, eine Verführung von Minderjährigen
und eine Infizierung ihrer Köpfe mit einer gefährlichen Kopfkrankheit, wie uns
die Geschichte der letzten Jahrtausende zeigt. Manche Religionen steigern
diesen Wahnsinn noch, in dem sie ihre Mitglieder auf Lebenszeit chirurgisch
körperlich markieren, in dem sie ihre Geschlechtsteile verstümmeln. Wo ist der
Unterschied zum Markieren von Rindern durch Brandzeichen? Wie kann man dieses,
immer noch staatlich geduldete Treiben anders nennen als mutwillige
Körperverletzung und Gehirnwäsche?
Im Namen der Götter
wird soviel verbrochen,
im Namen der Götter
wird soviel versprochen,
im Namen der Götter
fließt Geld viel und Blut.
Mistrau allen Priestern!
Sei auf der Hut!
Sie vermiesen uns Freude und Lachen,
sie hassen Verstand, den klaren, den wachen,
sie vergiften die Köpfe, sie impfen uns Angst,
sie verblöden dich solang,
bis du nach ihnen verlangst.
Sie lieben es Kindern das Hirn zu verkleistern,
mit Märchen und Angst vor Teufeln und Geistern,
und dann ihr Gespinst vom ewigen Leben
im Tod, danach sollen wir streben....
So stehlen sie uns das Hier und das Heute,
sie wollen uns Menschen als gehorsame Meute,
auf Knien, auf den Lippen ihre Phrasen,
die sie uns von klein auf in den Kopf blasen.
Und wie oft schon schürten sie Hass und Krieg.
„Für den großen Gott, den wahren, zum Sieg!“
Sie sagen, sie müssten die Welt missionieren,
wenn sie sie plündern und verführen.
Sie halten die Götter für völlig beschränkt,
so beschränkt halt wie der, der sie sich ausdenkt.
Kein Heide hat Götter je so sehr beschmutzt
und Menschen so sehr ausgenutzt!
Über Religion ist jedes Wort zuviel.
Religion ist eine Krankheit des Kopfes.
Religion fordert Toleranz für sich, etwas, was ihr
selber völlig fremd ist.
Religion lässt sich von Demokratien schützen, sie
selber ist von ihrem Charakter her völlig undemokratisch. Zitat Kardinal
Ratzinger: “Die Katholische Kirche ist keine demokratische Institution, sondern
eine hierarchische. Nicht der Wille der Mehrheit zählt, sondern die gelehrte
Wahrheit“.
Je früher und selbstverständlicher man Kindern die
religiösen Phrasen Verhaltensweisen einpleut, um so
weniger denken sie überhaupt darüber nach. Irgendwann sind diese so
selbstverständlich und vertraut wie Muttermilch, Sprache und Umgebung. Es
bleibt nur die Gefahr, dass einer so naiv ist wie ich und das Geschwätz von
Sitte und Moral für bare Münze nimmt, zudem – durch vertrackte Lebensumstände -
mit kausalem Denken „infiziert“ wird und die Religion mit ihrer eigenen Elle zu
messen beginnt. Das Ergebnis ist bei mir an vielen Stellen nachzulesen.
Da ist ein Gott, der die Gehorsamkeit seiner
Geschöpfe auf die Probe stellt und ihnen eine Sache verbietet. Natürlich ist das ein bescheuerter Test, da er seinen Geschöpfen erst
Neugier und Denkvermögen einbaute und den Verstoß gegen das Verbot also
vorprogrammierte. So gesehen war Evas Apfelklau vom „Baum der Erkenntnis“ also
eigentlich ein Erfolg der göttlichen Programmierung. Aber nein, der Gott war
offenbar völlig senil oder sadistisch veranlagt und bestrafte seine Geschöpfe,
dafür dass sie getan hatten, was er ihnen vorgegeben hatte, und vertrieb sie
„aus dem Paradiese“ und bestrafte sie kollektiv, ja sogar alle ihre Nachkommen,
die ja überhaupt nichts mit der Sache zu tun hatten. Doch irgendwann dehnte er
seine perversen Spielchen auch auf seinen eigenen Sohn aus. Er schickte ihn auf
die Erde, um die Menschheit von der selbst erdachten „Erbsünde“ zu erlösen. Er
ließ den Sohn geißeln und kreuzigen und mit dem Ende der Quälerei waren die
Menschen erlöst, zumindest diejenigen, die an ihn glaubten, was ja eigentlich
die Wiederholung der ersten Prüfung war, denn um diese ganze verquerte
Geschichte zu glauben, müssen die Menschen all ihre Vernunft beiseite schieben.
Und man muss es sich immer wieder klarmachen – auf dieser hirnrissigen
Geschichte fußen Weltreligionen. Begreift doch endlich: Wenn es einen Gott
geben sollte, könnte man ihn durch nichts mehr lästern und verspotten als durch
diese abstrusen Geschichten!
Was soll man von einem Gott halten, der seine
Geschöpfe, deren Hard- und Software ja von ihm selbst konstruiert ist, wegen
ihren „Fehlfunktionen“, kollektiv bestraft, ja massenhaft ermordet. Eva und
Adam essen Früchte von einem „verbotenen Baum“ und die ganze Menschheit wird
für alle Zeiten „aus dem Paradies gejagt. Dann ersäuft er die ganze Schöpfung
mit der Sintflut, weil Menschen Regelverstöße begingen, ein anders Mal zerstört
er in seinem Zorn die Städte Sodom und Gomorrah, mit allem was darin lebte,
ebenfalls wegen Regelverstößen einzelner. Ein anders Mal verlangt er von einem
Vater, dass er für ihn seinen Sohn ermordet oder er sucht sich ein Volk
aus und weist es an, anderen Völkern das Land zu stehlen und die Bewohner
„auszurotten“. Natürlich wäre ein solcher Gott, wenn es ihn gäbe, eine
teuflische Bestie. Doch liebe Kinder, ihr braucht euch nicht beunruhigen, es
gibt keine teuflischen Götter sondern nur teuflische Menschen, die sich solche teuflischen
Götter ausdenken, was die Sache aber auch nicht viel einfacher macht. Das
Schlimmste ist aber, dass es heute noch immer Leute gibt, die an diese
Lügengeschichten glauben und noch immer den kleinen Kindern einimpfen...
Ohne Auferstehung gibt es keinen Glauben und keine
Auferstehung ohne Glauben, so sinnierte ich schon in meinen frühen dialektischen
Gstanzln. Heute, mit der Lebenserfahrung weiterer 25 Jahre, zucke ich nur noch
die Achseln über das „große Geheimnis“ des Christentums, der Auferstehung und
des ewigen Lebens, wie über einen Kinderkram oder einen Werbebluff findiger
Marktstrategen. Was mich alleine beschäftigt ist der Umstand, dass diese
Vorstellung nicht allgemein als Horrorszenario verstanden wird. Man zeige mir
den älteren Menschen, der nicht insgeheim froh wäre, wenn die Sache endlich
ausgestanden wäre.
Die „frohe Botschaft“ des Christentums, dass dieses mühselige Leben nicht alles sei und das wahre
Leben erst nach dem Tode komme, ist Dreh- und Angelpunkt dieser Religion. Ein
genialer „Dreh“, denn damit vertröstete man die „Mühseligen und Beladenen“ auf
ein Wolkenkuckucksheim und gab ihnen so die Hoffnung schlimmste Zustände zu
ertragen.
Dann kam der zweite „Dreh“, die christliche Lehre
schenkte den Menschen Gleichheit, zumindest vor Gott, und der dritte „Dreh“:
Das Versprechen von Gerechtigkeit und die Hoffnung auf himmlischen Lohn und auf
Bestrafung der „Bösen“, also ihrer Widersacher und Mächtigen, denen sich die
Menschen täglich hilflos ausgesetzt sahen. Dabei fiel den Gläubigen dann gar
nicht auf, dass sich das Gebot der Feindesliebe mit der unbarmherzigen
Vergeltung im ewigen Höllenfeuer gar nicht verträgt...
Wären die Menschen ohne Gott Wölfe? Nein, denn für
ein notwendigerweise soziales Wesen, also ein Wesen, das allein nicht überleben
kann, gehört ein Mindestmaß an Freundlichkeit und Solidarität zur Grundausstattung.
Die Erwartung von Zuckerbrot und Peitsche durch ein imaginäres Wesens in einem
jenseitigen Leben macht die Menschen nicht besser, sondern nur verrückter. Im übrigen sind auch jene Leute, die Gott ständig im Mund
führen, selten brave Lämmer.
Gelegentlich habe ich, der Atheist, theistische
Gefühle. Aber gottlos ist halt nur mein Verstand, gespeist von der Empörung
über die Verbrechen der Religionen und deren Beschränktheit. Doch im Hinterkopf
und Bauch spuken gelegentlich immer noch Reste des andressierten katholischen
Kinderglaubens.
„Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt,
das habt ihr mir getan!“ Dies ist der Schlüsselsatz der christlichen Lehre.
Klarer kann man es nicht sagen, dass man Gott nur in seinen Mitmenschen
erkennen und verehren kann. Dieser Satz macht die christliche Religion zu einer
sozialen Lehre, die eigentlich alles ausschließt, was die Kirche sich
zweitausend Jahre lang angemaßt hat. Nicht anders ist es mit den
Sprüchen, dass man sich nicht um morgen sorgen soll, wie die Vögel des Himmels,
die der himmlische Vater doch auch ernährt..., - dass eher ein Kamel durch ein
Nadelöhr passt, ehe ein Reicher in den Himmel kommt..., - dass man nicht Gott
und den Mammon gleichzeitig lieben kann und - natürlich das Gebot der Feindesliebe
– das sind herrliche Worte, die in krassesten Widerspruch zu den geifernden
Drohungen mit der ewigen Verdammnis stehen, zur ewigen Folter des Höllenfeuers.
Die gehässigen und berechnenden Autoren dieser
Bibelteile, haben die frohe Botschaft zerstört. Sie machten die freundlichen
Gedanken des Nazareners zum Zuckerbrot, zu dem sie eine Peitsche knüpften. Das
Resultat war eine Religion der Lebensfeindlichkeit, der Unterdrückung und
Angst. Seine zweitausendjährige Blutspur belegt dies in schrecklicher
Weise.
Die Beschränktheit katholischer Begräbnisse ist
immer wieder unglaublich. Durch die Taufe sei der Verstorbene ein Kind Gottes
geworden und brauche sich deshalb nicht sorgen, denn Gottes gnädige Hand würde
ihn auffangen... Und was ist mit den Milliarden Menschen ohne Taufe? Was für
eine schreckliche Religion!
Jesus soll gesagt haben: Wer eine andere Frau begehrend
ansieht, hat die Ehe schon mit ihr gebrochen. Wäre dies so, wäre die Ehe
vielleicht artgemäß für Götter, nicht aber für Menschen, denn für uns ist die
Hingezogenheit zu unseren Mitmenschen so arttypisch wie das Verlangen eines
Fisches nach Wasser. Darum ist diese christliche Forderung außer unserer
Möglichkeiten, was nicht gerade göttlichen Ursprung vermuten lässt, denn ein
Gott darf auch nicht alles - er darf von Raubkatzen nicht verlangen, dass sie
Gras fressen, von Maulwürfen nicht, dass sie sehen und von Menschen nicht,
dass sie einander nicht lieben dürfen.
Man muss es den religiösen Fanatikern mit ihren
kleinkarierten Gottesvorstellungen und engstirnigen Dogmen sagen, dass sie
damit Gott in einem Maße lästern und veralbern, wie es kein Gottloser je
könnte. Ihre Suren und Psalmen spiegeln ihre eigene Beschränktheit.
Die Lektüre des alten Testamentes entsetzt mich immer
wieder aufs Neue. Ein Gott, der von "seinem auserwählten Volk" die
Ausrottung der früheren Bewohner Palästinas verlangt, wie es im Buch Mose beschrieben
ist, wäre ein Teufel. Es liegt auf der Hand, dass die Autoren ihrer Landnahme
und den damit verbundenen Völkermord eine göttliche Rechtfertigung verpassten.
Würde man aus der Bibel aber nur die weisen und
menschenfreundlichen Stellen herausklauben und den Rest in das Regal mit den
historischen und mythologischen Büchern stellen, bliebe nur eine ziemlich
schmale Fibel übrig.
Jehova, Allah, Manitu, Athon, Tao, Erdmutter, Allvater,
Allmutter, Großer Geist, letzte Ursache, Gott!
Bist du nur ein Hirngespinst in den Köpfen
verführter Menschlein, geschaffen von ihnen nach ihrem Bilde, um ihnen über die
deprimierende Erkenntnis ihrer Endlichkeit hinwegzuhelfen? Oder haben Sie dich
geschaffen, um sich über die übrige Natur erheben und ihre ungerechten
Ordnungen rechtfertigen zu können, in dem sie dir dafür die Schuld in die
Schuhe schieben? Oder bist du das Edelste, was Menschen denken können, nur ein
anderer Name für ihre guten Absichten? Oder gibt es dich wirklich, großer
Steuermann, große Steuerfrau, großes Steuerneutrum?
Wenn es Gott nicht gibt, haben wir keinen Grund
ihn zu fürchten. Und wenn es ihn doch geben sollte, dann ist er ganz anders als
die Priester ihn beschreiben und er wird unsere Skepsis verstehen und wird
traurig sein über jeden Menschen, der sich wie ein Schaf benimmt.
Religiöse
Riten, also Bewegungsabläufe und Formeln, machen Menschen zu Schafen. Als
ehemaliger Katholik sollte ich mich vielleicht besser auf die Riten in
katholischen Gottesdiensten beschränken, doch auch die an gymnastische Übungen
erinnernde Gebetspraxis anderer Religionen befremdet mich sehr. Der Zwang zu
diesen Übungen schließt den aus, der nicht mitmacht, ja ist faktisch eine Form
von Gewalt, mit der man die Menschen diszipliniert und eine permanante
Gehirnwäsche. Doch nur solange Religionen selber Toleranz gewähren, können auch
sie ihrerseits damit rechnen. Dass selbst die Vergewaltigung durch die
Kindertau-fe oder die Körperverletzung der Beschneidung von Kleinkindern durch
die Religionsfreiheit geschützt wird, ist haarstäubend und barbarisch.
Alle
großen Gedanken sind irgendwann zu Phrasen geworden und im Namen der größten –
Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Sozialismus, Gott – sind die
entsetzlichsten Verbrechen verübt worden. Wer kann diese Phrasen noch ohne
Scham in den Mund nehmen?
Ist
Gott der Schopf, aus dem wir uns aus dem Sumpf ziehen, oder zieht er uns am
Schopf aus dem Sumpf, oder ist Gott – der Sumpf? Also, dass man ohne Religion
gar niemand aus einem Sumpf ziehen müßte? Weil er niemandem als solcher
erschiene, weil es keinen gäbe?
Der
Kinderglaube an einen Schutzengel, der einen führt und schützt nach göttlichem
Plan, hat schon etwas beruhigendes, denn in der Konsequenz ist dann alles gut
wie es ist. Es gibt keine höhere Aufgabe, die man für sich suchen muss. Wenn es
Gott gefällt, wird er sie uns schon zuführen, falls nicht - auch gut, dann
leben wir in den Tag, grad wie es uns gefällt.
Oft habe ich als junger Mensch darüber gegrübelt,
warum Jesus gekreuzigt worden ist, seine freundlichen Lehren konnten nicht der
Grund dafür gewesen sein. Heute meine ich den Grund zu kennen: Jesus hat den
wahren Gott seines Volkes gelästert, das Geld und diejenigen, die es besaßen.
Er hat sie verachtet, im Tempel als Krämer entlarvt, ihre Geschäfte und ihre
Frömmelei ins Zwielicht gesetzt und ihnen mit der Rede vom berühmten Nadelöhr
den Himmel verweigert…
„Wir
kämpfen für Gott!“ sagen sie.
Sollte das ein Gott je nötig haben oder daran
Gefallen finden, wenn der Mensch zur Bestie wird, dann wäre er ein gar
erbärmliches Wesen. Jeden edleren Gott würde man mit derart albernen
Ankündigungen lästern. Wer seine Verbrechen mit einem Gott rechtfertigt, dem
darf man nicht trauen.
Das ewige Leben ist eine schlimme Drohung für
jeden, der irgendwann seine Ruhe haben will.
Der Mensch fragte den Gott, mit welcher
Beschäftigung er seinem Leben einen gottgefälligen Sinn geben könnte. Der Gott,
ein alter Zyniker und Schalk antwortete, der Mensch solle die Nadeln einer
freistehenden Fichte zählen, wörtlich: „Fang morgen Früh damit an, damit du in
hundert Jahren am Abend fertig bist!“
Dem Menschen, der alles andere als ein Rebell und
fast ohne Übung im Widersprechen war, kam dieser Rat dann doch ein wenig
unsinnig vor. Er fasste sich ein Herz und sagte dem Gott, was er über seinen
Rat dachte. Der Gott zuckte seine göttlichen Achseln und sagte gelangweilt:
„Dann tu was anderes! Rolle Steine auf einen Berg, schütte Wasser ins Meer oder
schreibe ein Buch darüber, warum du das alles nicht machen willst!“
Dem Menschen fiel es wie Schuppen von den Augen.
Seither lässt er es sich gut gehen und den Gott, wenn er ihn trifft, grinst er
frech an. Und dieser grinst zurück und freut sich über den lernfähigen
Menschen.
Würde ein halbwegs intelligenter Besucher aus dem
Weltall nach Jerusalem kommen und das ganze religiöse Theater der drei großen
Weltreligionen beobachten, er müsste an unserer Art verzweifeln. Würde es gar
den Gott geben, auf den sich alle berufen, dann würde wohl auch er verzweifeln.
In Palästina wird es vermutlich erst Frieden geben,
wenn Juden, Christen und Moslems über ihre heiligen Bücher zu lachen lernen und
zu einem menschenfreundlichen, aufgeklärten, also heidnischen Staat
zusammenfinden...
Adam und Eva haben vom „Baum der Erkenntnis“
gegessen, was ja wohl heißt, dass sie zu denken begonnen haben, also zu prüfen
und zu hinterfragen. Die Konsequenz für ihr Tun war bekanntlich die Vertreibung
aus dem Paradies, was Schweiß, Dornen und Disteln bedeutete. Dies heißt also,
dass Gott (bzw. sein schreibendes Bodenpersonal) keine denkenden Menschen
ertragen. Doch das Denken hat den Menschen zum Menschen gemacht. Hätte Gott ihn
lieber weiter als Tier gehabt, das sich an seine göttliche Software hält…?
Die Drohung, dass der liebe Gott alles sieht und
darüber für den jüngsten Tag seine Aufzeichnungen macht, ist sicher nicht der
geringste Grund, warum es die Kirchen immer noch gibt. Doch wenn es nur um die
Disziplinierung der Menschen geht, dann könnte man bei diesem Spiel auf den
lieben Gott gut verzichten, denn auch den Ungläubigen könnte sein Stolz zu
einem gefälligeren Verhalten erziehen, wenn er sich vorstellt, dass jedes
beleuchtete Tun oder Nichttun von ihm bis in alle Ewigkeit mit dem Licht durch
das Universum reist und uns bei fremden Beobachtern – die es ja durchaus geben
mag – schlecht aussehen lässt (Und unsere Eitelkeit ist vielleicht noch
mächtiger als unsere Furcht!)
Einsame Menschen beleben sich im Geiste die Umwelt,
sie vermenschlichen Bäume und Tiere und projizieren in sie sich selber, mit
ihren Wünschen, Hoffnungen und Ängsten. Von einem sibirischen Jäger hörte ich,
wie er Vegetation und Fauna mit „meine Leute“ anredete. Ich vermute dass
irgendwann frühe Geschäftsleute ähnliches beobachtet haben und ihre Firma „Gott
und Company“ gründeten. Selten gab es eine erfolgreichere Geschäftsidee. Ihre
Nachfolger leben bis heute gut davon.
Nach einem Vortrag über Entwicklungspsychologie und
Sozialisation stellte eine junge Frau fest, dass Wesen, die so sehr das
Produkt ihrer Lebensumstände sind wie die Menschen, für ihr Tun nicht
verantwortlich gemacht werden können.
Herr Pfifkas fragte, vor wem die Mensch
nicht verantwortlich seien.
"Vor Gott und dessen Gericht!" sagte die
Frau und meinte nachdenklich, dass dies aber auch so sei, wenn die Menschen von
einem Schöpfer fertig konstruiert seien und nach dessen göttlichen Schaltplan
funktionierten, denn dann wäre dieser natürlich auch für sein Werk und dessen
Folgen verantwortlich. Der Mensch sei also in keinem Fall verantwortlich und
dürfe somit auch nicht gerichtet werden.
Herr Pfifkas wandte ein, dass es trotz aller
Prägungen und aller Fremdsteuerung eine Verantwortung des denkenden Menschen
gegenüber seinen Mitmenschen gäbe, denn wer für alles die Verhältnisse oder die
"göttliche Software" verantwortlich mache, degradiere den Menschen
zum willenlosen Spielstein, was ihm aber nicht gerecht werde.
Ein Kind fragte Herrn Pfifkas, ob der liebe Gott in
der Kirche wohne. Der Angesprochene schüttelte den Kopf. In der Kirche sei es
kalt und ungemütlich, Gott sei nur dort, wenn sich Menschen dort aufhielten,
denn wohnen könne er nur in ihnen.
Die
zehn Gebote werden auch immer wieder von religionsfernen Menschen gelobt, so
quasi als der verbliebene gemeinsame Nenner, vielleicht auch um den Religiösen
die eigene Seriosität zu versichern. Doch wer diese Gebote des Moses ernsthaft
durchsieht, wird als erstes die Zahl zehn in Frage stellen, denn als Regelwerk
für menschliches Zusammenleben, bleiben nur etwa fünf Gebote übrig. Unter 7
heiß es, man solle nicht stehlen und in 9 nicht Begehren des Nächsten Hab und Gut.
Das ist doch wohl im Grunde dasselbe, denn immer geht es um fremde Dinge, die
man sich nicht aneignen soll. Ein Gebot dafür sollte aber genügen und das
Verbot sollte nicht nur für den Nächsten zutreffen, sondern auch für den
Übernächsten und den Fremden, der unter 9 heute ausgeschlossen ist, was sowohl
Geschichte wie tägliche Praxis zeigen. Der Fremde wird ohne Gewissensbisse
übervorteilt und beraubt.
Weiter.
In 6 heißt es, man solle nicht ehebrechen und in 10, nicht des Nächsten Weib
begehren, was wohl eindeutig doppelt gemoppelt ist. Natürlich muß das Begehren
auch die Frauen umfassen, die keine fremden Männer begehren sollen und kein
Wort will ich hier zum Gebotskern sagen, ob sich das Begehren des anderen
Geschlechts immer auf eine Person beschränken lässt und sich von der Natur
verankerte Sehnsüchte überhaupt so einfach verbieten lassen. Das Ehebrechen
selber vielleicht schon, da können auch ethische Überlegungen mithelfen, aber
die Phantasie oder die Träume lassen sich damit nicht abstellen.
Die
ersten zwei Gebote sollten ersatzlos gestrichen werden, denn sie dienen alleine
der Absicherung der Priester, etwa 1: Man solle Gott lieben. Diese
Unmöglichkeit fiel mir als junger Mensch als erstes auf, denn wie kann ich
etwas lieben, das ich nicht kenne? Das kann sich einer noch so oft vorsagen, es
ist einfach nicht möglich. Es sei denn, man liebt irgend ein
Bild von Gott, das man sich aber auch nicht machen soll. Wenn ich mich an die
katholischen Heiligenbildchen erinnere, mit dem hübschen herzensgut-einfältigen
Jesussen, dann ist wohl auch klar, wenn fromme Frauen und Nonnen so ersatzweise
anhimmeln. Und auch die Juden fanden es leichter um ein goldenes Kalb zu
tanzen, weil ein Mensch eben ein Wesen mit Augen ist.
Dann
das zweite Gebot, dass man keine anderen Götter verehren solle, natürlich
nicht, denn dann hätten auch andere Priester ihr Auskommen, doch Konkurrenz,
auch wenn sie das Geschäft belebt, ist der Feind, und der gehört verteufelt und
am besten beseitigt...
So
bleibt also von den zehn Geboten übrig:
-
du sollst deine Eltern ehren
-
du sollst nicht lügen
-
du sollst nicht stehlen
-
du sollst nicht töten
-
du sollst deinem Partner treu bleiben, weil er dich braucht und vor allem, weil
euch euere Kinder und Enkelkinder beide brauchen
Da war einmal einer mit Falten auf der Stirn und
einem zynischen Mund. Er führte dauernd Selbstgespräche und spottete über
alles, auch über sich selber, denn alles war ihm ohne Wert. Glücklich? Nein,
glücklich war er nicht. Er hatte alles, wusste alles, konnte schlafen, solange
er wollte und Arbeit war ihm fremd. Er verbrachte lange Zeit im Bett, obwohl er
weder Müdigkeit noch Schlaf kannte. Er war immer wach und der Schlaf, der
kleine Tod, war ihm so fremd, wie der große. Er kannte keine Zeit und so war er
dazu verdammt ewig zu leben. Er lebte irgendwo zwischen den Atomen oder
zwischen den Galaxien, es kommt nicht darauf an, in einem weiten Raum, in einem
Wolkenhimmel, weiß und sauber, bei angenehmen Temperaturen und mittlerer
Luftfeuchtigkeit und ich will ihn einmal einen Gott nennen, weil das ein
Begriff ist, mit dem wir Bayern etwas anfangen können.
Irgendwann, man kann nicht sagen am Morgen oder an
einem neuen Tag, denn es gab in diesem Himmel keinen Tag und keine Nacht, und
Zeit ja sowieso nicht, ging der Gott in seinen Hobbykeller, auch das ist nur so
ein Name für etwas, wovon wir keinen Begriff haben und beschloss eine Welt zu
erschaffen, die so sein sollte, wie er sie sich erträumte: mit Anfang und Ende,
mit Geburt und Tod, Tag und Nacht und Hunger und Sattheit, und natürlich mit
Zeit, grad so eben, wie ein Leben eben sein soll, damit man es eine Weile
aushält darin ...
Er nahm einen glühenden Batzen Glas aus einem Ofen
und warf ihn zum Abkühlen in den Anziehungsbereich einer Sonne in den Weltraum,
damit er nicht irgendwohin entschwände. Die Gravitation der Sonne zwang den
Batzen in eine Kreisbahn um sie und langsam, der Batzen drehte sich auch noch
um sich selber, bildete sich außen eine Haut.
„Na schön, dann drehst du dich eben“, sagte der
Gott, „es wird schon zu was gut sein, wenn das Licht von der Finsternis
getrennt ist durch den cyclischen Wechsel von hell zu dunkel.“ Und einer Laune
folgend versetzte er dem Batzen noch einen Stoß mit einem Billardstock, damit
er sich noch schneller drehe, doch traf er ihn nicht richtig und so fing er an
zu eiern und stellte sich schräg zur Sonne, womit auf dem sich zur Kugel
rundenden Batzen Jahreszeiten stattfanden.
Der Gott fand das Ergebnis ganz reizvoll und
schaute es sich eine Weile an, also eine halbe Ewigkeit vermutlich. Es war
immer dasselbe, ein Gedanke führte zum anderen und so sinnierte der Gott vor
sich hin, sein Blick ging ins Leere und er sah mit offenen Augen so wenig, wie
mit geschlossenen und vergaß, was er eigentlich wollte. Aber immerhin wurde er
ein wenig müde dabei, als er sich zu erinnern suchte, was er eigentlich hatte
machen wollen, denn erinnern wollen, ist auch für einen Gott anstrengend. So
fiel er in Schlaf, der kein richtiger Schlaf war, sondern mehr ein Dösen, doch
es war ihm nicht unangenehm. Später – irgendwann - fiel sein Blick wieder auf
die Kugel, die er einmal zu der Sonne geworfen hatte und erinnerte sich ein
wenig, doch schien ihm sein altes Vorhaben nicht der Mühe wert. „Warum soll ich
irgendetwas schaffen, was spielt es für eine Rolle, ob ich es mache oder
nicht?“ dachte der Gott und fand es direkt peinlich, dass er sich mit
derartigen Spielereien beschäftigt hatte. Und so überließ er die Kugel der
Zeit.
Anlässlich einer Beerdigung eines
Schulkameraden durfte ich wieder einmal einen „Gottesdienst“ erleben. Über den
Verstorbenen verlor der Pfarrer keine drei Sätze, der Rest war nur Dogma der
billigsten Sorte. Wer nur einen Funken Verstand besitzt, der muss bei dem
Stuss, den man da anhören muss, mit dem Speien kämpfen! Wieder einmal wurde das
oben geschriebene unterstrichen: Dreh- und Angelpunkt ist bei den Christen der
Glaube an das Jenseits. Der Pfarrer wiederholte in wechselnden Formulierungen
dies immer wieder. Irgendwann verstieg er sich zu dem Satz: „Das Leben wäre
ohne die Gewissheit der Auferstehung nichts wert!“
Ist das nicht gemeingefährlich? Darf man zulassen,
dass einer das bisschen Leben, das wir haben, so schlecht macht!? Das ist
Diebstahl der übelsten Sorte, denn ein normaler Dieb stiehlt nur irgendein
Ding, der Pfarrer stiehlt den Menschen den Glauben an das Leben und gibt ihnen
stattdessen eine Lüge.
Dass manche Mächtige an die religiösen Mythen, mit
denen sie ihre Herrschaft sichern, selber glauben, scheint zumindest in einigen
Fällen kein Märchen zu sein. So soll etwa der letzte Habsburgische Kaiser Karl
I. täglich dreimal zur Kommunion gegangen sein, was ihn aber zwischen diesen
„Mahlzeiten“ nicht daran hinderte Giftgas im Weltkrieg einzusetzen. Die Geschichte
ist voll von Herrschern, die Gott im Mund führten und gleichzeitig die
schlimmsten Massaker anrichteten, nicht nur zur Zeiten der Kreuzzüge oder bei
der Eroberung Amerikas, auch heute passiert dies wieder in zunehmenden Maße.
Meistens dürften den Herrschern, die die Völker gegeneinander hetzen schon
bekannt sein, dass sie die Religion nur im Mund führen müssen. So verstecken
sich hinter der Religion Gruppenegoismen aller Art, die Religion ist also quasi
der Nebelwerfer, in dessen Schutz Profite und Herrschaftsräume gesichert
werden. Zwischen Religion und dem schnödem Vorteil stehen aber auch noch andere
Deckmäntel bereit, so etwa Nationalismus und Patriotismus.
Grob kann man „Gläubige“ in fromm und frömmelnd
unterscheiden.
Erstere hängen auch als Erwachsene noch ihrem
Kinderglauben an, die kirchliche Dressur von Kindesbeinen an, war erfolgreich.
Sie haben die Gottesvorstellung verinnerlicht, sie gehört zu ihnen wie andere
vertraute Dinge aus ihrer Umgebung. So glauben sie ernsthaft an ein himmlisches
Wesen, das sie geschaffen hat und ihr Leben begleitet und kontrolliert und vor
dem sie sich einmal rechtfertigen müssen und dem sie deswegen zu gefallen
suchen. Sie glauben an die Sprüche der Priester und das Evangelium ist ihnen
göttliche Weisung, auch wenn sie es selber nie studiert haben.
Erstaunlicherweise beschränkt sich ihre Einfalt nur auf den religiösen Bereich,
im praktischen Leben sind sie klug und durchaus auch kritisch, alleine was den
Götterglauben angeht, gibt es eine Denkhemmung und eine seelische Blockade.
Dann gibt es eine zweite Sorte von Gläubigen, deren
Verstand sie zwar von der Kirche entfernt hat, die aber an irgendetwas glauben,
pantheistisch, vielleicht aber auch nur, weil sie sich an „das Glauben“ gewöhnt
haben und das nicht schaden kann... Und es gibt die weniger Gläubigen, die aber
auch mit dem Herzen dabei sind und sich bei den kirchlichen Riten und
Bräuchen einfach wohl und geborgen fühlen und das ganze vertraute Prozedere als
ein Stück „Heimat“ begreifen...
Die Frömmelnden, die übelste Menschensorte, treten
gerne zusammen mit den frommen auf, weil sie sich davon einen Vorteil
versprechen. Es ist oft gar nicht so schwer sie von den Frommen zu
unterscheiden, denn sie übertreiben in allem: sie beten und singen eine Spur zu
laut, und wie sie ihre Hände falten und religiöse Versenkung heucheln! Sie
wirken in der Messe mit, als seien sie auf den Exerzierplatz, keiner kniet und
steht schneller, keiner leiert schneller eine religiöse Phrase herunter...
Schon Jesus hat Hinweise gegeben, wie man die Heuchler erkennt, etwa dass sie
übertriebenes frommes Theater spielen, sobald sie Publikum wittern und dass sie
nur dann Gutes tun, wenn sie dabei gesehen werden...
Bei den Frömmlern finden sich die skrupellosesten
menschlichen Exemplare, die für Geld alles tun, die die Natur vernichten und
diesen Planeten ausplündern. Die Religion wird bewusst als Tarnung vor sich
hergetragen, niemand führt häufiger christliche Phrasen auf den Lippen. Diese
Leute hetzen die Völker gegeneinander, sie führen Krieg und begehen die
schlimmsten Verbrechen und berufen sich dabei auf göttlichen Auftrag....
Zu den harmloseren Frömmelnden gehören dagegen jene
„weisen“ Bürger, die so tun, als machen sie die gottverehrenden Rituale nur
deswegen mit, „weil man den Menschen den Trost der Religionen nicht nehmen
darf“ und ein verantwortungsvoller Mensch nicht an den Säulen wackeln darf, auf
dem das ganze abendländische Gesellschaftsgebäude aufgebaut ist und damit auch
ihre eigene Privilegierung.
Doch auch die Ungläubigen passen nicht in eine
Schublade. Da ist der aufgeklärte Humanist, der die Regeln und den religiösen
Hokuspokus nicht braucht um ein sittliches Leben zu führen. Er hat sich aus
Religionen und Philosophien die Weisheiten und menschenfreundlichen
Lebensregeln herausgesucht und versucht sein Verhalten daran auszurichten.
Ohne diesen humanistischen Überbau kommt dagegen
der Typus des diesseitig ausgerichteten Praktikers daher, der an nichts glaubt,
als dass ein Pfund Leberkäs, eine Breze und eine Maß Bier eine gute Brotzeit
ergeben. Er tut niemandem etwas zuleide, weil er auch nicht will, das ein anderer ihm etwas antut. Er ist sozial und hilft
seinem Nachbarn, weil ihm dieser dann auch hilft, wenn er Hilfe braucht und weil
er gerne mit seinen Mitmenschen zusammen ist. Fanatismus jeder Art ist ein
Fremdwort für ihn, das einzige was ihn erregt ist, wenn ihn einer mit so einem
Blödsinn belästigt.
Selbstverständlich gibt es bei den „Gottlosen“
genauso am eigenen Vorteil interessierte Typen, wie unter den „Frömmlern“.
Manche scheinen die alten Götter mit modernen „goldenen Kälbern“ vertauscht zu
haben, sie beten quasi den technischen Fortschritt und die von ihm geschaffenen
Maschinen an, auch wenn sie eine solche Sicht empört von sich weisen. Von den
skrupellosen Frömmlern unterscheidet sie aber ihre größere Ehrlichkeit. Bei
ihnen weiß man, woran man ist, sie verstecken sich nicht unter göttlichen
Röcken... Vertrauen kann man ihnen aber deswegen noch lange nicht, denn ihnen
stehen keinerlei Skrupel im Weg.
Da in Echra alles erlaubt ist, was keinem anderen
schadet, kann natürlich auch jeder glauben was er will. Priester und Kirchen
gibt es aber keine. Unvorstellbar ist uns die Vergewaltigung von Kindern durch
die Säuglingstaufe, durch religiöse Dressur oder gar die kirchlich angeordnete
Verstümmelungen ihrer Geschlechtsteile...
Ob es Echraner gibt, die an einen Gott im Sinne
eurer Religionen glauben, ist alleine ihre persönliche Angelegenheit. Ich kann
hier nur für mich reden und es erscheint mir müßig darüber zu grübeln, ob es
noch eine metaphysische Welt hinter der wirklichen Welt gibt. Wie es sich auch
verhalten mag, es hat für uns Menschen keine Bedeutung. Gibt es einen Schöpfer,
dann ist auch unser zweifelnder Verstand von ihm und er wird uns kaum dafür
verurteilen, wenn wir ihn gebrauchen. Im Gegenteil, wie könnte ein Gott sich
darüber freuen, wenn seine Geschöpfe ihre Welt, in die er sie gesetzt hat,
verachten, in dem sie nach einer anderen schielen und ihn durch Herunterleiern
von geratschten Gebetsformeln für sich einnehmen wollen? Gäbe es einen Gott,
würde man ihn auf diese Weise lästern und verspotten.
Mit der Sehnsucht nach einem himmlischen und
teuflischen Jenseits verspottet man im Grunde das wertvollste, was es für
lebende Wesen geben kann: das Leben.
Der Jenseitsglaube der Religionen soll die Menschen
auf die Zeit nach ihrem Tode vertrösten und im wirklichen Leben verängstigen
und disziplinieren. Wer das Leben nur als Jammertal begreift und als Prüfung
für das eigentliche Leben danach, nimmt die unmenschliche Wirklichkeit hin,
statt alles dafür zu tun, sie zu verbessern. Der Einfältigste sollte erkennen,
dass Religion, vor allem anderen, ein Werkzeug von Politik und Macht ist.
Götterglauben und Religion ziehen eine lange
blutige Spur durch die menschliche Geschichte. Bis zum heutigen Tag gibt es
nichts gefährlicheres auf dieser Welt als religiösen
Fanatismus, denn er schaltet den Verstand aus und macht die Menschen zu
willenlosen Werkzeugen für rassistische, nationalistische und Machtinteressen
aller Art. Die Zahl der Kriege und das Ausmaß an Unterdrückung und Zerstörung,
das im Name der Religionen verübt wurde, lässt sich
überhaupt nicht erfassen. Religion und alle mit ihr verwandten
Sinnesverwirrungen und fanatischen Überzeugungen sind die schlimmsten Gifte auf
dieser Welt. Und schon immer auch kommen sie in einer materialistischen
Spielart, als „goldene Kälber“ in Form von Geld oder blinder Technikgläubigkeit
daher.
Selbstverständlich ist auch in Echra das Leben
nicht nur Glückseligkeit, wäre es so, wäre das wohl auch eine Form der Hölle,
denn alle Lebewesen brauchen den Wechsel, die Spannung und die Entspannung, das
Hungerhaben, das Essen und das Sattsein usw. Kein Hoch gibt es ohne Tief, kein
Glück ohne Unglück, kein Heiß ohne Kalt, kein Hell ohne Dunkel. Jeder Pol hat
seinen Gegenpol. Wer könnte den Tag schätzen, gäbe es die Nacht nicht? Selbst
der Schmerz hat meistens seinen Sinn, als Wegweiser zu einem vernünftigen
Leben. Und wie könnte man dieses verehren ohne den Tod? Erst seine
Endlichkeit macht das Leben so wertvoll.
Nun könnte man vermuten, dass der Tod für Menschen,
die das Leben derart verehren und lieben, eine unerträgliche Vorstellung sein
muss. Doch wir wissen, dass er zum Leben gehört, wie die Geburt. Natürlich
verwünschen wir ihn und wer wollte ihn – wenn er nicht gerade sterbenskrank ist
- nicht vermeiden! Doch wenn wir über ihn jammern und schimpfen, dann grad so,
wie Menschen eben über das Unveränderliche klagen, etwa über das Wetter, den
Winter oder die Schwerkraft...
Der Tod ist uns - der religiösen Ängste und
Hoffnungen entkleidet - ein Nichts. Warum soll man vor Nichts Angst haben? Wir
haben - bevor wir geboren wurden - schon eine Ewigkeit nicht gelebt, und nicht
anders wird es nach unserem Ableben sein.
Greise, die ein erfülltes Leben gelebt haben, denen
schon alle geliebten Gefährten ihres langen Lebens weggestorben sind, die unter
der zunehmenden Gebrechlichkeit ihres Körpers leiden, die nach neunzig Wintern
keinen weiteren mehr erleben wollen, wünschen gelegentlich den Tod herbei, wie
ein müder Mensch die Nacht. Kann man daraus nicht schließen, dass für den
Menschen Unsterblichkeit die größte Strafe wäre? Wer ein wenig überlegt, der
kann die Verheißung „ewigen Lebens“ nur als eine schlimme Drohung auffassen.
Gerade unsere Sterblichkeit muss uns mahnen, unsere
Mitmenschen hier und heute zu lieben und ihr Leben zu versüßen. Der Trost der
Religionen, dass die Toten im Jenseits auf uns warten und sie uns nur
vorausgegangen sind und wir dereinst wieder mit ihnen vereint sein werden, wenn
– ja wenn wir uns den Priestern und ihren Regeln unterwerfen! – ist Missbrauch
des Trostes zu durchsichtigen Zwecken.
Trösten kann aber auch, wenn wir unsere Lieben in
unseren Herzen bewahren und uns über die gemeinsam erlebten Zeiten freuen und
darüber, sie gekannt zu haben und vielleicht ihre Anliegen weiter verfolgen zu
dürfen.
Wir müssen uns damit abfinden, nur Gäste auf dieser
Erde zu sein und ein Bindeglied in der Kette der Generationen, oder ein
Baustein, auf dem andere weiter aufbauen können.
Dies ist unser Ehrgeiz und wenn wir dafür noch ein
wenig in den Köpfen der Mitmenschen weiterleben dürfen, dann ist das durchaus
ein gutes Gefühl. Deshalb bemühen wir uns unser Leben heute so zu leben, dass
man sich noch eine Weile an uns gerne erinnert, mehr kann man nicht tun und
mehr nicht erreichen.
Aber auch sonst geht von uns nichts verloren, weil
auf dieser Erde nichts verloren geht und sich alles wieder zu neuem Leben
wandelt, gerade so, wie unser Körper sich aus früherem Leben zusammensetzt. Wir
sind Teil des Kreislaufes alles Lebendigen, nicht anders wie jede Pflanze und
jedes Tier. Was heute zu mir gehört, war vielleicht gestern ein Baum, ein Gras,
ein Tier - und wird morgen vielleicht wieder in einem Baum aufgehen,
übermorgen in einem Kraut, in einem Tier, irgendwann wieder in einem Menschen.
Frage: „Echraner gehören keiner Kirche an, ja, sie
glauben wohl nicht einmal an Gott. Kann es aber ohne Religion überhaupt eine
Moral geben, ein Gut und Böse geben? Führt ein Leben ohne Gott nicht zwangsläufig
zu einem Dschungelsystem, in dem sich der Stärkere durchsetzt?“
Antwort: „Kirche sind Institutionen die vorgeben
zwischen den Menschen und Gott zu stehen. Sie behaupten gerne, dass es ohne
ihre Lehre den Menschen an Orientierung fehlen würde. Ihre Dogmen und das Predigen
göttlicher Gebote mache die Heiden sittlicher, nicht
zuletzt durch die Androhung eines jenseitigen Gerichtes. Wer sich die aber die
Welt betrachtet sieht, dass zweitausend Jahre Christentum die Menschen nicht
besser gemacht haben, im Gegenteil! In keinen anderen Kulturkreisen gibt es
soviel Gegeneinander und Machtgier. Die Amtskirche hat die ursprüngliche Lehre missbraucht
und sich zum Werkzeug der wirtschaftlich Mächtigen gemacht. Dieser unselige
Pakt zieht eine blutige Spur der Verwüstung durch die Jahrhunderte, ungezählte
Kulturen wurden zerschlagen, Andersdenkende als Ketzer verbrannt, die Erde im
biblischen Auftrag „untertan gemacht“. Der gegenwärtige Zustand der Erde
sollte eigentlich als Antwort ausreichen.
Ob Echraner an Gott oder Götter glauben, das geht
nur sie selber etwas an. Unsere Toleranz in diesen Dingen ist zweifellos nicht
ungefährlich, denn eigentlich darf man Religionen gegenüber nicht tolerant
sein, denn sie sind es auch nicht, wie die Geschichte von Juden- und
Christentum und vom Islam zeigen. Sobald ein Mensch einer Religion verfällt,
ist er ihren Dogmen verpflichtet und für eine aufgeklärte Gemeinschaft
verloren. Toleranz, Freiheit und Religion schließen sich zwangsläufig aus, auch
wenn etwa das Christentum gerne mit diesen Begriffen hausieren geht, doch jede
Freiheit und jede Toleranz wurde der Kirche erst in blutigen Kämpfen abgetrotzt.
Da wir Echraner uns aber bemühen, aus allem was
Menschen gedacht und geschaffen haben, das Gute und Brauchbare herauszuklauben,
so gilt das auch für die Religionen. Und so finden sich etwa christliche
Grundeinsichten auch in der echranischen Ethik wieder. Doch wären sie dort
auch gelandet, wenn es das Christentum nicht gäbe, denn seine Ethik ist ja auch
nur aus älteren Philosophien und Religionen zusammengeklaubt. Bis auf die
Feindesliebe. Doch nichts findet sich in der Geschichte der Christenheit
weniger als sie....
Kardinal Ratzinger verurteilte in seiner Rede -
(seiner Wahlrede?) - zur Eröffnung des Konklaves die Verführung der Menschen
durch Liberalismus, Kapitalismus, Marxismus, Individualismus und etlichen
andere "Ismen", den Katholizismus natürlich ausgeschlossen. Diesen
pries er und geißelte alles, was dem bekannten Credo kritisch gegenübersteht.
Die Völker scheinen der Katholischen Kirche nach wie vor unreif oder unfähig
zum Denken zu sein, also sollen sie gefälligst wieder glauben....Es
war die altbekannte Hatz gegen Ketzerei, also auch gegen die Aufklärung..
Was soll nun an dieser Hetzrede gut sein? Ich meine
gut für diese Welt? Das ist ja gerade das Verhängnis, dass jede Religion sich
selbst in den Himmel lobt und alle anderen verdammt oder geringschätzt. Nicht
anders machen es politische Rattenfänger und Diktatoren und nicht anders machen
es heute die globalen Krämer und ihre Propagandisten. Und die modernen Menschen
sind nicht weniger verführbar als frühere Generationen, was die gerade erlebte
größte Sterbe- und Begräbnisschau der Menschheitsgeschichte beim Tode von
Papst Johannes Paul gezeigt hat. Und man darf nicht vergessen - von den 1,1 Milliarden
heutigen Katholiken sind die Mehrheit Kinder und Jugendliche aus Lateinamerika
und anderen vom Raubtierkapitalismus arm und dumm gehaltenen Ländern, an deren
beklagenswertem Zustand die Katholische Kirche einen nicht geringen Anteil hat.
Von diesen Menschenmassen Aufgeklärtheit und in der Folge eine gewisse
Immunität gegen religiöse Verführer zu erwarten, ist illusorisch. Man kann froh
sein, wenn sie überhaupt lesen und schreiben lernen. Aber wie die
Massenhysterie der letzten Wochen bewies, sind auch die einigermaßen
aufgeklärten katholischen Europäer alles andere als gefeit gegen den Zauber der
katholischen Zeremonienmeister.
Doch warum betonte Ratzingers in seiner jüngsten
Rede so sehr die Liturgie und den blinden, unkritischen Glauben?
Ich sehe nur drei mögliche Erklärungen: 1. weil er
selber glaubt und sich im katholischen Zeremoniell geborgen fühlt und dies auch
anderen vermitteln möchte, 2. weil er glaubt, dass die Menschen dies brauchen
um auf einem rechten Wege geführt zu werden, bzw. die Religion als Trost und
Führung brauchen, 3. weil er die Religion als Ordnungsinstrument für die
weltliche Ordnung sieht. Da aber nur die feudale oder bürgerliche Gesellschaft
die Religionen duldet bzw. zur Beruhigung der Bevölkerung fördert, sehen die
Religionen in allen anderen Staatsentwürfen, vor allem sozialistischen oder
materialistischen, ihren natürlichen Gegner. Ihre weiteren Gegner sind die
anderen Religionen, die als Konkurrenten mit dem selben
Allmachtsanspruch auftreten, mit denen man sich aber in den letzten Jahren zu
verständigen vorgab. Genau betrachtet waren das aber nur eine Art
"Zauberertreffen", bei denen man versuchte, sich und die abgesteckten
Pfründe zu tolerieren und nicht mehr wie die Jahrtausende zuvor, gegenseitig
zum eigenen Schaden zu bekämpfen. Also "Agreement" etwa nach dem
Vorbild von Kartellen, um sich nicht gegenseitig ins Gehege zu kommen und
natürlich Kennenlernen und Vertrauenspflege. Gegenseitige Tolerierung wird
höchstens gelegentlich als Massentheater inszeniert, weil dies die Völker, vor
allem die jungen Menschen fasziniert und an die Kirchen bindet. Die
Begegnungserlebnisse etwa bei Kirchentagen sind gewaltige Zauber und bewusst
wird hier auch mit körperliche Berührungen, etwa beim
Tanzen oder bei Gruppenspielen oder dem Reiz von Übernachtungen in
Massenquartieren gearbeitet. Die dabei entstehenden Glückserlebnisse werden mit
religiösem Zeremoniell und Gebetsritualen konditioniert. Nicht nur die
Katholische Kirche arbeitet hier mit subtilsten Verführungsmethoden, in anderer
Form arbeitet damit auch der Islam, der Hinduismus usw. Weil diese
Massenveranstaltungen so zum Verführen der Menschen geeignet sind - Begegnung
und "Ringelpietz mit Anfassen", subtil vermengt mit Gruppenzwängen
und direkter und indirekter Einschüchterung - haben sich ja bekanntlich auch
weltliche Herrscher diese Art von Veranstaltungen zu nutze gemacht und sie seit
dem alten Rom immer wieder gerne durchgeführt. Es sind immer die gleichen
Abläufe, mit denen man Menschen durch Gemeinschaftserlebnisse verführt und zu
einer Art blökenden Schafen macht. Nicht von ungefähr hat Ratzinger auch den
Individualismus verurteilt, denn nur der denkende Einzelmensch ist einigermaßen
gegen die Verführungen gefeit und so wird dieser seit jeher als der gefährlichster Gegner empfunden. (Dem Nazarener ist es
letztlich nicht anders ergangen. Für die jüdischen Priester war er die
Bedrohung, weswegen er ermordet wurde, oder sich ermorden ließ, denn nur so
konnte er seinen „Auftrag“ erfüllen und Märtyrer werden).
Der appellative Charakter der
religionsübergreifenden Verständigungstreffen demaskierte sich etwa im Fall der
Katholischen Kirche aber immer wieder, wenn Rom dann später schon kleine
Ansätze von Ökumene immer wieder gewaltsam unterband. Vor allem der jüngst
verstorbene Papst Wojtila machte in dieser Beziehung haarstäubende Vorgaben,
etwa im Umgang mit den Lutheranern. (Darüber wie weit Ratzinger als Chef der
Katholischen Glaubenskongregation im Hintergrund die Fäden zog, lässt sich nur mutmaßen).
Sehr geehrter Herr Kardinal Ratzinger,
es ist sicher sehr ungewöhnlich, dass sich Ihnen
ein Bürger auf diese Weise per Email nähert, es mag – vor allem, wenn man den
noch folgenden Inhalt vernimmt – gänzlich vermessen oder gar abwegig
erscheinen. Doch ich versichere Ihnen, dass ich es mit meinem Vorschlag sehr
ernst meine.
Die bisherigen Bemühungen der katholischen Kirche,
vor allem auch des Papstes, zur Verhinderung des Irakkrieges, imponieren mir
sehr und sie bringen mein Weltbild gehörig ins Wanken. Dies sagt Ihnen ein
Erzieher und kritischer Barde aus dem Bayerischen Wald, Jahrgang 51, mehrfacher
Vater und Großvater, der einmal sehr fromm war, sich aber aus vielerlei Gründen
der Kirche entfremdet hat. Und doch traue ich diesem Papst die couragiertesten
Handlungen zu. Dies gibt mir den Mut anzuregen, dass er den Krieg verhindert,
in dem er sich vor Ausbruch des Bombardements nach Bagdad begibt, an die Seite
der wehrlosen Bevölkerung des Iraks. Dieses Zeichen würde, so glaube ich, die
Welt verändern, selbst ein Mensch wie der amerikanische Präsident, könnte
keinen Angriffsbefehl mehr geben, täte er es, wäre es sein politisches Ende und
das jener Kräfte, die er vertritt.
Der Papst schützend an der Seite der Menschen, die
in der Mehrzahl gar keine Christen sind – die Bedeutung einer solchen Geste würde
alles Dagewesene sprengen und wäre ein zutiefst christliches Gegengewicht zu
allen Verbrechen, zu denen seine Vorgänger geschwiegen haben, ja es würde diese
bedeutungslos machen. Ein „Gerechter“, statt in Sodom nun in Bagdad, würde
dessen Zerstörung verhindern können.
Ich weiß, wie anmaßend und gänzlich illusorisch
diese Anregung auf Sie wirken muss, doch ich schrieb sie aus einer
Gewissensnot.
Ich wünsche dem Papst Kraft und Durchhaltevermögen!
Mit freundlichen Grüßen
Helmut Josef Geiss
(! per Email versandt und keine Antwort darauf
erhalten)
Die Welt erlebt gegenwärtig was Ohnmacht ist, denn
eine sich auf gigantische Tötungspotentiale stützende Weltmacht verweigert sich
allen Argumenten und schickt sich an Krieg zu führen, wann und gegen wen immer
sie will. Und es soll sich ja keiner mit dem Gedanken beruhigen, es ginge nur
um den Irak und seinen schlimmen Diktator! Die Welt ist voller Bedrohungen
amerikanischer Interessen und bei Erfolg des völkerrechtswidrigen
Präventivkrieges gegen den Irak, werden Militärschläge gegen weitere unliebsame
Regime im Nahen, Mittleren- und Fernen Osten folgen. Obwohl dies allgemein
bekannt ist, gibt es noch immer Politiker von Union und FDP, die die
fadenscheinigen Bedrohungsszenarien und Dämonisierungen der Bush-Adminstration
inbrünstig nachbeten. Nun soll also die feige Bombardierung Bagdads vielleicht
noch diese Woche beginnen - die 147 toten Amerikaner und die etwa 200 000 toten
Irakis von 1991 zeigen, wie es um die Bedrohungen und Kräfteverhältnisse
bestellt ist.
Wie diese Welt gestrickt ist gibt es wohl nur noch
eine Möglichkeit das große neue Töten zu verhindern, eine große ungewöhnliche
Tat: wenn der Papst nach Bagdad fahren würde! Bush würde dann keinen Angriff
wagen und selbst die gleichgeschalteten amerikanischen Medien müssten dann
ihrem Volk, das sowieso mehrheitlich den Frieden will, die Hintergründe
erläutern. Würde Bush dennoch bombardieren, würde er das politisch nicht überleben.
Dem Papst würde ich eine solche mutige und christliche Tat zutrauen! Ich habe
meinen Vorschlag übrigens bereits an Kardinal Ratzinger geschickt, damit er ihn
dem Papst überbringt. Zumindest ein wenig träumen, von einer Realisierung
sollte doch erlaubt sein... Denken Sie an Sodom, wo ja der Legende nach bereits
ein Gerechter die Zerstörung der Stadt verhindert hätte. Warum sollte so was
nicht in Bagdad
"Wie Joseph Ratzinger zum
"Königsmacher" in den USA wurde“, Bericht in PNP)
In den Tagen vor dem Überfall der USA auf den Irak
war ich so vermessen (und so einfältig!) Kardinal Ratzinger eine E-Mail zu
schicken, der Papst Johannes Paul II., der sich ja so vehement gegen den Krieg
ausgesprochen hatte, könnte doch nach Bagdad reisen und so den Krieg
verhindern, keine andere Person könnte durch seine Anwesenheit eine
Bombardierung der Stadt verhindern. Natürlich geschah nichts dergleichen und
ich bekam auch keinerlei Reaktion.
Nun, zwei Jahre später, erscheinen die
Friedenspredigten des damaligen Papstes in einem neuen Licht und auf den neuen
Papst fällt ebenfalls arges Zwielicht. Die PNP berichtet "Wie Joseph
Ratzinger zum "Königsmacher" in den USA wurde".
Darin wird berichtet, wie der heutige Papst und
sein Vorgänger den Kriegsverbrecher George Bush zu seiner zweiten Amtszeit
verhalfen, also im Jahr nach dem Überfall auf den Irak, als er um
Wahlkampfhilfe bat. Mit einem Rundschreiben an die amerikanischen Bischöfe, die
den Gegenkandidaten John Kerry wegen seiner liberaleren Haltung bezüglich
Abtreibungen diskreditierten und allen Katholiken androhten die Kommunion zu
verweigern, wenn sie ihn wählen sollten ("jeder Katholik mache sich der
formellen Kooperation mit dem Bösen schuldig").
Nun, mit ähnlichen Formulierungen hat George Bush
bekanntlich seine Kreuzzüge begründet. Damit wird überdeutlich, wie der Vatikan
tatsächlich zu Bushs "Kreuzzügen" stand und die päpstlichen
Friedensappelle nur Augenwischerei waren. Auch wenn der Papst keine Waffen gesegnet
hatte, gegen einen Präsidenten, der sich nicht ums Völkerrecht schert und hunderttausend
Tote und Verletzte zu verantworten hat , hatte er nichts und dass er ihm wegen
seiner Taten die Kommunion verweigert hätte, ist nicht bekannt....
Der Papst geht noch immer davon aus, dass die
Menschen ohne Christentum Raubtiere wären, grad so als wenn die letzten
eineinhalb Jahrtausende christlich bestimmter Herrschaft im Abendland nicht das
Gegenteil bewiesen hätten. Ich sehe keine Beispiele, dass Religionen Menschen
besser gemacht haben, vielmehr waren und sind sie der
Nährboden für Untoleranz und Fanatismus aller Art. Und wie oft treten sie in
engster Verflechtung mit Nationalismus auf, unmöglich zu sagen, wer da wen für
sich einspannt.
Oder glaubt jemand ernsthaft, dass es im Nahen
Osten, auf dem Balkan oder im Kaukasus je Frieden geben kann, solange die
Religionen dort die gegenwärtige Bedeutung haben? Die Religionen fordern immer
Toleranz für sich, was ihnen selber aber völlig fremd ist. Sie wollen nur
missionieren und mit der Zahl ihrer Mitglieder ihren Einfluss erhöhen. Dass
sich die Menschheit in hundert Jahren versechsfacht hat und sich anschickt
diesen Planeten kahl zu fressen und Milliarden dennoch in größtem Elend leben,
hält den Papst nicht ab noch immer Geburtenkontrolle zu verteufeln. Gut
möglich, dass die Geschichte dies einmal in der Rangordnung der
Menschheitsverbrechen weit oben einordnen wird.
Erst erschien mir die Meldung wie ein
geschmackloser Scherz gegen den Vatikan – doch der Papst, der immer den Frieden
beschwört, hat nun tatsächlich den obersten Kriegsherrn der K u. K-Monarchie
während der 1. Weltkrieges auf die Vorstufe der Heiligen gehoben. Dass die
Kirchen seinerzeit die Vernichtungswaffen und die Armeen segneten und den
"Hurra-Patriotismus“ mitschürten, ist oft kritisiert worden. Doch mit der
Seligsprechung von Kaiser Karl I. werden die 30 Millionen Toten, Vermissten und
Verwundeten noch einmal verhöhnt. Da hat ja auch der frömmelnde US-Präsident
beste Chancen auf Seligsprechung, zumal er erst für 11 000 Tote verantwortlich
ist! Die Wirklichkeit schlägt wieder einmal jede Satire...
Kardinal Meissner verglich den Kindermörder Herodes
und die Massenmörder Hitler und Stalin mit Frauen, die sich – in der Regel aus
einer Notlage - für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden. Auch wenn ich
selber Abtreibungen kritisch gegenüber stehe, den Vergleich des Kardinals
empfinde ich als absurde Hasspredigt, natürlich auch weil er – absichtlich oder
auch nicht - die zig Millionen Toten vom Weltkrieg, Holocaust und Gulag
verspottet.
Nebenbei - mit König Herodes setzt der Kardinal die
Liste der "Kindermorde“ ein wenig spät an, was ist mit der Sintflut und
mit Sodom und Gomorrah? Die Priester vermarkteten diese Katastrophen als
"göttliche Strafaktionen“ und leben bis heute davon, dass sie die Menschen
mit Gott einschüchtern und diesem das Etikett eines rasenden
Menschenvernichters anheften. Der Tsunami wird ja von Fanatikern auch schon
wieder in dieser Weise instrumentalisiert.
Die katholische Kirche will wieder einmal die
Heiden bekehren! Es reicht ihr nicht, dass sie ihre Mitglieder durch die
Säuglingstaufe zwangsrekrutiert, was in einer aufgeklärten Welt ja schon
Anachronismus genug ist. Die Religionen fordern zwar für sich Toleranz, waren
und sind selber alles andere. Wir empören uns zurecht über den türkischen
Hassprediger in der Berliner Mevlana Moschee, der den ungläubigen Deutschen das
ewige Höllenfeuer versprach, aber nichts anderes steht im Evangelium (z.B. MT
13,42), die halbe "Frohe Botschaft“ ist Einschüchterung. Wer empört sich
bei uns gegen den Pfarrer, der einem Verstorbenen das ewige Leben verheißt,
weil er durch die Taufe ein Kind Gottes geworden ist? Was ist mit den
Milliarden Ungetauften? Wartet auf sie das Höllenfeuer? Was für schreckliche
Religionen, die noch immer bestens als Tarnung für Fanatiker aller Art taugen.
Wie soll mit ihnen die Welt jemals zusammenwachsen und friedlich werden können?
Kardinal Meissner, soll gesagt haben, dass die USA
das Recht haben Bin Laden zu töten. Wenn dies ein fanatischer Mullah oder ein
radikaler Rabbi sagt, dann ist man von diesen Seiten derartiges ja gewöhnt.
Wenn aber ein christliches Oberhaupt zur Blutrache des alten Testamentes zurückkehrt
und die zentralste christliche Forderung, die der Feindesliebe missachtet, dann
sollte er sich fragen, ob er den richtigen Beruf hat. Solche Aussagen von einer
christlichen Leitfigur, in einem Land, in dem die Todesstrafe verboten ist, und
in einer Zeit, wo Meinungsumfragen in den Staaten sogar eine Billigung des
Einsatzes von Atombomben melden. Mein Mitgefühl gilt den Opfern der
Wahnsinnstat von New York, doch ebenso den Opfern in Afghanistan, wo
ferngelenkte Höllenmaschinen unterschiedslos Töten, ohne dass ein Richter zuvor
die Schuld oder Unschuld der Opfer feststellt. Der Blutrausch des alten
Testamentes hat unsere westliche und ach! so christlichen Zivilisation
ergriffen und sie zeigt ihre furchtbare Fratze, von der ich glaubte, dass es
sie gar nicht mehr gibt.
Die Holländer haben nun eine gesetzliche Regelung,
die Ärzte nicht mehr dafür bestraft, wenn sie einem aussichtslos Leidenden, auf
dessen ausdrücklichen Wunsch, seine Leidensphase verkürzen, mit vielen
Einschränkungen und Absicherungen, damit kein Missbrauch getrieben werden kann.
In Deutschland müssen Menschen ihren Kelch noch bis zum letzten Tropfen leeren,
ja, oft wird das Leiden sogar künstlich verlängert, selbst konsequente
Schmerztherapie wird oft wegen "Suchtgefahr" verweigert.
Natürlich weiß ich um die besondere deutsche
Hypothek bei der Thematik, und die Sorge, dass leicht Dämme brechen könnten,
wenn man die "Gnadentötung" freigibt, ist sicher berechtigt. Darum
zögere ich mit meiner Zustimmung. Doch die heutige Sterbepraxis ist ein Grund
sich zu fürchten. Wer wünscht sich für sich und seine Lieben keinen schnellen
und leichten Tod? Jeder hofft darauf, doch nicht jeder wird dieses Glück haben.
Falls ich auch einmal zu jenen letzteren gehören sollte, kann ich mir nur
wünschen, dass sich ein gnädiger Mensch finden wird, der sich meiner erbarmt
und mein Leiden abkürzt.
Ich hoffe darauf, dass man sich auch in Deutschland
des Themas annimmt und eine Regelung findet, die Missbrauch
ausschließt.
PS: In den österlichen Ansprachen haben sich
Priester beider großer Kirchen des Themas angenommen und es dabei in einem
Atemzug mit dem Klonen von Menschen und anderen Perversitäten genannt.
Solange es Religionen gibt, werden die Menschen Schafe
bleiben und Wölfe sich an ihnen gütlich tun. Doch die Annahme, eine Welt ohne
Religionen wäre alleine deshalb schon besser, ist vermutlich falsch, denn es
blieb genug Unaufgeklärtheit übrig. Immerhin aber, ein großer Brocken, der den
Entwicklungsweg der Menschheit blockiert, wäre beseitigt. Unsere Ausgangslage
wäre ungleich günstiger, denn die Menschen müssten dem Leben größeren Wert
beimessen und würden es lebenswerter gestalten. Natürlich würden die Löcher,
die zurückblieben, wenn die alten Religionen verschwänden, schnell von
Surrogaten gefüllt, die ja heute bereits eine wachsende Bedeutung gewonnen
haben: Geld, Besitz, Konsum, Maschinenverehrung, Putzsucht usw.
Doch auch für das
zeremonielle Prozedere der Priester müsste Ersatz geschaffen werden. Doch auch
hier besteht die große Gefahr, dass sich bald auch dieser Ersatz derart
etablieren würde und jedem freien Geist das Grausen käme.
Wer schreit, hat es meist auch nötig. Wer im
dunklen Wald (oder sonst wo) Lärm macht, tut dies in aller Regel, um sich Mut
zu machen. Auch Hunde die bellen, machen sich damit wohl in erster Linie
selber Mut. Warum also läuten Pfarrer dauernd mit den Turmglocken ihrer Kirche?
Manchmal meine ich, sie hätten früher weniger oft und weniger laut geläutet.
Steht nun dieses Mehr im Zusammenhang mit dem Weniger an Gläubigen? Wie es auch
sei - mich treiben die Glocken noch zum Wahnsinn, rauben mir schon um 7 Uhr
morgens meinen Schlaf (auch am Wochenende, ja da erst recht. Glocken schlagen,
im wirklichen Sinne dieses Wortes, denn Lärm ist eine Form von Gewalt. Wer wie
ich Nachtarbeiter ist und selten vor Zwei ins Bett kommt, kann das Getöse der
Glocken nur hassen. Was sie mit der christlichen Lehre zu tun haben sollen,
habe ich sowieso noch niemals verstanden. Sie haben damit sowenig zu tun, wie
das Zölibat, die Reichtümer der Kirche oder die Verknüpfung der Kirche mit den
politisch und wirtschaftlich Mächtigen im Land, es scheint mir nur die
Demonstration von Macht des Kirchenapparates zu sein, um die Menschen immer
wieder daran zu erinnern, wer Lärm machen darf.
Doch was kann ich tun? Anzeige erstatten? Wenn ich
mich recht erinnere, hat dies schon einmal einer versucht und ist bei den
Gerichten abgeblitzt, es hieß Glockengeläute sei ein ortsübliches Geräusch, in
Bayern sowieso. Was wurde dagegen in anderen Fällen nicht alles verboten: ein
Hahn durfte nicht mehr krähen, Frösche durften nicht mehr quacken, Tennisbälle
durften nicht mehr fliegen. Vielleicht geschah dies alles zurecht, aber dann
bitte ich doch auch den kirchlichen Glockenterror stoppen, oder wenigstens auf
wenige Gelegenheiten begrenzen; und das viertelstündige Schlagen der Turmuhr
ebenfalls, denn mag dies in uhrarmen Zeiten sinnvoll gewesen sein, heute, wo
schon jedes Kind mindestens eine Uhr hat, besteht dafür wohl keine Erfordernis
mehr. Aber vermutlich sind auch Turmuhren in Bayern heilige Kühe (und wer die
angreift, kann nur ein schlimmer Heide sein), erinnern sie uns doch alle
Viertelstunden daran, dass wir unserem Schöpfer wieder ein Stück nähergerückt
sind. Ich bin überzeugt, dass uns die Kirche mit Absicht unser Leben mit
Glockenschlägen zerhackt, um es uns zu vermiesen. Schließlich ist nach ihrer
Auffassung das Leben ja auch nur ein Jammertal (sie tut alles, dass es das
wirklich ist!) und Eignungstest für den Himmel...
Heute höre ich, dass sogar die Kinderlein in nicht
konfessionsgebundenen bayerischen Kindergärten vor allen Mahlzeiten, selbst
vor dem Pausenbrot, Gebete ratschen müssen. Ich mag dies fast nicht glauben,
schließlich ist es nur noch ein Jahrzehnt bis zur zweiten Jahrtausendwende.
Auch wenn die Kirchgänger ausbleiben und die meisten Menschen hierzulande nur
aus Gewohnheit oder wegen der kirchlichen Zeremonienmeisterei bei Geburt, Heirat
und Tod nicht aus der Kirche austreten (oder aus Sorge um die Karriere, denn
Freidenkerei ist auch heute noch keine Empfehlung für viele Jobs), so herrschen
die alten religiösen Phrasen noch immer über die kleinen Kinder, und sorgen
dafür, dass die Menschen so blöd bleiben, wie sie es nun mal sind.
Der Beschränkte versucht auch alle anderen zu
beschränken, nur dann kann seine enge Welt sich in der Ordnung befinden, die er
so nötig hat wie ein Fisch das Wasser. Stolz hörte ich den alten Moslem aus dem
Kaukasus sagen, dass sogar seine Enkelin, die noch kaum sprechen kann, schon
Allah loben könne. „Mit sieben Jahren lernen wir unseren Söhnen in der
Koranschule das Beten. Wenn sie es mit zehn Jahren nicht können und von alleine
tun, gehören sie geschlagen, wenn sie es mit 15 immer noch nicht können,
gehören sie erschlagen!“ Und er habe in seinem Leben kein höheres Ziel, als
einmal nach Mekka zu reisen, um dort in der vorgeschriebenen Weise zu beten.
Man muss sich das vorstellen: eine Milliarde
Menschen denkt so oder so ähnlich. Und die anderen Religionen, wobei Christen
und Juden den Mohammedaner nicht nachstehen, richten ebenfalls ihre
kleinen Kinder schon ab, infizieren sie mit ihrer eigenen Beschränktheit. Und
das passiert zu Beginn des dritten Jahrtausends, nicht irgendwann in einer
dunklen Vorzeit.
Wegweiser bringt man nicht im Weg an, weil sie dort
stören würden. Auch die Drucker bringen die zum späterem
Schneiden nötigen Hilfslinien außerhalb ihres Druckes an usw. Vielleicht
ist es auch mit dem Götterglauben oder aller Metaphysik so, man siedelt sie
über den Köpfen an, etwa wie die Straßenlaternen, damit sie uns den Weg zeigen.
Gegen die Götter als gedankliches Licht habe ich nichts einzuwenden, aber nur,
wenn sie den Weg zum Guten und Nützlichen aufzeigen und wenn sie die Menschen
nicht verdummen und fanatisieren und wenn sie ihnen nicht ihr wirkliches Leben
kleinreden und stehlen.
Wenn Beten das Reden zu sich selber ist, das
Appellieren an das Gute in sich und den Verstand, dann lasse ich es gerne
gelten.
Ich verstehe die Angst der Moslems um ihre alte
vertraute und vielerorts noch archaische Lebensweise sehr gut, und sie ist mir
in manchem sympathischer als unsere charakterlose, gleichförmige westliche. Uns
so kann ich auch nachvollziehen, dass die Moslems an ihrem Glauben, der ihnen
die Gewähr für die gewohnte Lebensordnung – und Machtstrukturen - zu sein
scheint, so stur festhalten. Doch was ist das für ein Leben, wenn es nur dann
gut sein soll, wenn die Menschen nicht frei denken dürfen? Der Totalitarismus
der monotheistischen Religionen macht auch heute Aufklärung ungeheuer nötig.
Doch sollte sich hier niemand Illusionen hingeben, die Aufklärung wird nur
nebenbei ansetzen können, als Teil jenes zerstörerischen „Sauerteigs“ der
westlichen Industriekultur, die die Menschen mit ihren Waren fängt und sie
sukzessive aus ihren vernagelten Denk- und Lebensweisen herauslöst. Doch ist
diese Geld- und Warenkultur nicht noch schlimmer als das, was sie beseitigt?
Und kann sich diese Welt eine solche Entwicklung überhaupt leisten, ohne dass
der Planet zugrunde geht? Und es ist zu bedenken, ob nicht diese „moderne“
Lebensart die Menschen nicht noch mehr vergewaltigt als es die Religionen tun?
Am 9. Oktober 2004 hörte ich bei einer Radiosendung
über die Frankfurter Buchmesse einen offenbar aufgeklärten muslimischen
Schriftsteller den Satz sagen, dass auch er für den Schleier sei, aber nur für
Männer....
Das ist ein Spaß nach meinem Geschmack und dass er
von einem Moslem kam, lässt einen hoffen.
Nicht viel später durfte ich am Fernsehen ein Stück
iranische Wirklichkeit erleben, wie vor einem Fußballspiel die Massen von einem
Mullah ihre religiöse Indoktrination verabreicht bekamen, vor den
Nationalhymnen wird erst einmal gebetet, der eine ratscht über Lautsprecher
vor, die Massen müssen antworten... Das ist wie im
christlichen Mittelalter, eine Beleidigung jedes aufgeklärten Menschen und ein
Beispiel, wie nah das tiefste Mittelalter liegt.
Und ich gehe jede Wette ein, dass dem Vatikan das
auch gefallen würde, das gemeinsame Gebet vor Sportveranstaltungen. Erst in
diesen Tagen hat die Bischofskonferenz bekannt gemacht, dass eine neue
Missionierung in Deutschland vorbereitet wird, denn gerade auf dem Gebiet der
alten DDR gebe es massenhaft Heiden...
Nein, die Religionen sind nicht tolerant. Toleranz
brauchen sie nur zu ihrem eigenen Schutz. Alle sollen schweigen zu ihren Blöd-
und Unmenschlichkeiten, dass sie die Kinder indoktrinieren und die Gläubigen
vertrotteln und abkassieren. Sie sind zutiefst undemokratisch und verstehen es
listig, den demokratischen Staat mit seinen Rechten zu ihrem Schutz und Gedeihen
zu gebrauchen.
Fall 1. (Jan. 2006) Ein zwanzigjähriger, in
Deutschland lebender Mazedonier lauert seiner hochschwangeren deutschen
Freundin auf und tritt ihr mehrere Male mit den Füssen in den Bauch, damit das
Kind stirbt, auch die Frau überlebt nur knapp. Die Begründung für diese
bestialische Tat: Er stamme aus einem strengen islamischen Elternhaus und würde
von seiner Familie verstoßen werden, wenn er eine Christin heiratete. Bei der
Gerichtsverhandlung bestätigt sein Vater dies.
Fall 2. (Februar 2006) Ein palästinensischer Junge
wird von einem israelischen Polizisten erschossen. Die inneren Organe des
Ermordeten werden von seiner Familie gespendet und mehreren jüdischen Kindern
eingepflanzt. Die orthodoxen jüdischen Eltern eines der Kinder bedanken sich
nicht nur nicht bei den palästinensischen Eltern, sondern reden geringschätzig
über das gespendete Organ, weil es von einem Mohammedaner stammt.
Zwei unfassbare Meldungen, die zeigen, dass
religiöse Blödheit die Menschen zu Bestien macht.
Fall 3. (März 2006) In Afghanistan soll ein zum
Christentum konvertierter Moslem zum Tode verurteilt werden. Sind das die
Menschenrechte und die Religionsfreiheit, die von den USA und auch den
Deutschen dort geschützt werden soll? Hier zeigt sich der
wirkliche Erfolg von George Bushs Kreuzzügen, er hat mit seinen Kriegen nur
zerstört und tausendfachen Tod gebracht, erreicht hat er überhaupt
nichts. Es ist ein Skandal, dass Länder, in denen die Scharia gilt, also das
islamische Gesetz, dass sich keinen Deut um die Charta der UN kümmert, in der
Religionsfreiheit als selbstverständliches Menschenrecht
gilt, vom Westen unterstützt werden und in der UNO sitzen dürfen.
Man fühlt sich an Umberto Ecos "Name der
Rose" erinnert, wo wegen eines Buches über die Komödie, von
Geistlichen gemordet wird, denn wer lacht, fürchtet sich nicht. Und da
Religionen Furcht und Ehrfurcht zum Überleben brauchen, ist Lachen ihr
größter Feind. Vor allem die auf Abraham zurückgehenden Religionen sind
völlig humorlos. Die Gräuelgeschichten, in der Gott von Abraham die Opferung
seines Sohnes verlangte (was dieser tatsächlich befolgen wollte), und die
Ausrottung störender Völker, etwa der Kanaaniter befahl, sind quasi das
Fundament, auf dem diese Religionen fußen. Jesus hat zwar die Religion viel
freundlicher gemacht, doch auch er drohte dauernd mir "Heulen und
Zähneklappern". Seine Nachfolger hielten sich sowieso lieber an das
Alte Testament, dessen Gebote den Interessen der weltlichen Herrschern
viel mehr entsprachen. So wurden die Sklaverei gerechtfertigt, unzählige
Räuberkriege geführt und jeder, der was dagegen sagte, wurde gefoltert und
hingerichtet. Heute sind die Kirchen viel christlicher geworden,
während in anderen Religionen offenbar noch immer tiefstes Mittelalter
herrscht. Die Religion muss dafür herhalten nationale Interessen und
Besitzstände zu verteidigen und die überkommenen hierarchischen Familien- und
Lebensstrukturen zu stützen. Wobei die Angst vor der Zerstörung ihrer archaischen
Kulturen nachvollziehbar ist, denn was die westliche Zivilisation an Gier,
kommerziellen Dreck und sozialer Zerstörung verbreitet, ist etwas, für das man
sich als Abendländler nur schämen kann. Und je heftiger das Ganze wird umso
mehr scharren sich etwa Muslime um ihre Religion und reagieren allergisch auf
die geringste Kritik dagegen. Ich bin deswegen dafür, dass man die Völker so
leben und sich entwickeln lässt, wie sie es eben können und wollen und alte
Kulturen nicht einfach überfordert oder gar mit militärischer Gewalt platt walzt.
Doch wer im demokratischen und aufgeklärten Abendland leben will, der muss auch
die Meinungs- und Pressefreiheit akzeptieren, was Toleranz voraussetzt.
Und man sollte zu lachen lernen, auch über sich selber, was aber ein
gemeinsames Ziel ist, denn auch bei uns ist diese Fähigkeit manchem fremd und
man lacht am liebsten hämisch - über andere...
oder vom vordemokratischen Charakter der
Religionen (wz 20.11.
2004)
Ein islamischer "Hassprediger“ soll in einer
Berliner Moschee gesagt haben, dass den ungläubigen Deutschen,
anders als den rechtgläubigen Muslimen, nach ihrem Tod die Verdammnis
drohe. Es entstand darüber Empörung in allen politischen Lagern.
Doch wo ist der Unterschied, wenn ein katholischer Pfarrer bei
einer Beerdigung sagt, der Verstorbene sei durch die Taufe ein Kind
Gottes geworden und Gott werde ihn deswegen zu sich nehmen? Was ist
mit den Milliarden Ungetauften? Wartet auf sie das ewige
Höllenfeuer? Das Christentum wird gerne mit einigen
menschenfreundlichen Stellen aus der Bergpredigt gleichgesetzt und
verklärt, etwa der Forderung nach Feindesliebe. Das sind gewiss wichtige
Eckpfeiler für unseren heutigen Humanismus, doch es ist nur die eine Seite der
Medaille. Denn das Christentum ist auch eine Religion der Angst, "des
Heulen und Zähneklapperns“, denn wer es an der geforderten Ehrfurcht gegenüber
Gott und der Religion fehlen lässt, ("Ehrfurcht kommt von ehren und
fürchten“) der wird als schwarzes Schaf dem ewigen Höllenfeuer
übergeben… Islamismus und Christentum treffen sich in ihrer
Menschenverachtung in diesem Punkt, und nicht nur in diesem. Sie sind Religionen
der Verängstigung und Disziplinierung und man reibt sich die Augen,
wenn ausgerechnet sie heute für sich Toleranz fordern, etwas, das
ihnen vom Wesen her völlig fremd ist. Bei ihrer Mitgliedergewinnung werden nach
wie vor Säuglinge zwangrekrutiert und der nachfolgenden Gehirnwäsche durch den
Religionsunterweisung unterzogen. Die Kindertaufe ist nichts weniger als eine
Vergewaltigung und widerspricht aller moderner humanistischer
Ethik. Die Steigerung dieses Treibens ist die Verstümmelung der männlichen
Geschlechtsteile durch Moslems und Juden, mit dem sie ihren Totalitätsanspruch
und Zugehörigkeit zu einem "von Gott ausgewählten Volk"
auch als körperliches Mal festschreiben und sich so von den "Ungläubigen“
absondern. Das dieses sinnlose Quälen von Kindern heute in demokratischen
Ländern geduldet wird, ja sogar geschützt wird, ist ein himmelschreiender
Anachronismus und nichts weniger als Barbarei. (Dass die Beschneidung von
gewissen ärztlichen Kreisen noch pseudomedizinisch verbrämt wird, zeigt wieder
einmal, dass manche Leute, wenn es um Geld geht, zu allem bereit sind).
Ich stelle fest, dass auch ein paar hundert Jahre
nach der Aufklärung die Religionen noch immer die Köpfe der Menschen vergiften
und mit ihren Dogmen einschüchtern dürfen, geschützt vom demokratischen Staat.
Zumindest erlaubt uns die Religionsfreiheit heute ab einem gewissen Alter sich
der religiösen Abrichtung in den Schulen zu entziehen und aus der Kirche
auszutreten, was aber durch sozialen Druck in ländlichen Gebieten aber praktisch
immer noch kaum möglich ist. Der Islam ist hier sogar noch voll dem dunkelsten
Mittelalter verhaftet und abtrünnige Gläubige dürfen in machen Ländern sogar
getötet werden.
Und in diesen Tagen hat der
CSU-Generalsekretär Söder gefordert, das Schulgebet an bayerischen
Schulen zur Pflicht zu machen! (Vielleicht will er als nächsten
Schritt – wie wir es kürzlich beim einem
Fußballspiel von im Mullah beherrschten Iran erleben konnten – ,
auch bei uns vor Sportveranstaltungen allgemein zum Gebet aufrufen…?)
Doch in einem Land, in dem Staat und
Religion von der Verfassung getrennt sind, dürfen Religionen nur
Privatsache sein und jede Art von Indoktrination und Missionierung gehören
strikt sanktioniert. Söder und Co zeigen mit ihrem Geschwätz das Ausmaß ihrer
Geschichtslosigkeit und das sie geistig noch einer finsteren Zeit angehören.
Oder frömmelnde Populisten oder gekaufte Provokateure sind).
Globales friedliches und tolerantes Zusammenleben
wird vermutlich solange ein frommer Wunsch bleiben, solange fanatische
Religionen die Menschen trennen.
Fußnote, religiöse Begründung für die Beschneidung
der Männer
Im Koran findet sich kein Gebot, das eine
Beschneidung fordert. Im Alten Testament - auf das sich Moslems und
Juden stützen - wird der neunundneunzigjährige Abraham (Ismael) von
Gott zur Beschneidung aufgeordert, um ein unveränderliches Zeichen
für seinen Bund mit ihm zu setzen. (wörtlich: "... und wo ein
Mannsbild nicht wird beschnitten an seiner Vorhaut, dessen Seele
soll ausgerottet werden aus seinem Volk..." (1.Mose 17, 11-14)
Ferner las ich in einer Islamischen Quelle,
dass die wichtigen Protagonisten des AT von Adam bis Noah usw.
bereits beschnitten auf die Welt gekommen
seinen....
Gedanken bei der Beerdigung meiner Großmutter 1989
Die Kirche ist ein großer Zeremonienmeister. Die
Suche nach göttlichen Lehren, zwischen alle dem feierlichem Mummenschanz und
den geleierten Förmlichkeiten, ist mühsam. Dass ich darüber enttäuscht bin und
das ganze Theater zum Thema mache, zeigt, dass mir das Ganze noch immer nicht
gleichgültig ist. In keinem Fall lässt sich daraus auf eine Geringschätzung der
christlichen Lehren schließen. Im Gegenteil, ich schätze viele Weisheiten des
Prediger Salomon und des Nazareners, was die Kirche drum herum veranstaltet,
empfinde ich als unangemessen und unchristlich.
Jahrelange Distanz zur
Kirche haben mich schon fast vergessen lassen welche Formeln, Beschwörungen und
Bewegungsabläufe die katholischen Messen füllen. Bei der Beerdigung meiner
geliebten Großmutter wurde mir dieser ganze Spuk wieder in Erinnerung gerufen.
Schon am Kircheneingang stand wie ein Wächter das
Weihwasserbecken (dass es das immer noch gab!) Geweihtes Wasser - was dies wohl
mit dem Gott der Feindesliebe zu tun hat?
Die Trauergäste tauchten ihre Daumen hinein und
bekreuzigten damit Stirn, Kinn und Brust, von mir und den Meinen dasselbe
erwartend. Ich achtete nicht darauf und wies - mit einer überflüssigen Geste -
meiner Familie den Weg zum Mittelgang der Kirche. In meinem Rücken spürte ich
förmlich die befremdeten Blicke. Um zu den Familienangehörigen in der
vordersten Bank zu kommen, mussten wir den Mittelgang unter dem mächtigen neugotischem Kirchenschiff durchqueren, vorbei an einer
überraschend großen Anzahl von Menschen. Die Großmutter - die schon seit Jahren
nicht mehr unter die Leute gekommen war und stets ein vergleichsweise
zurückgezogenes Leben geführt hat - musste mit ihren neunzig Jahren doch zu den
Letzten ihrer Generation gehören, weshalb ich neben der Verwandtschaft und den
Nachbarn kaum Trauergäste erwartet hatte. Aber offensichtlich hatten mehr
Menschen die alte Frau gekannt. Oder waren sie nur indirekt wegen der
Großmutter da, etwa um den trauernden Angehörigen ihre Verbundenheit
auszudrücken? Wie immer waren eine Reihe von älteren
Leuten da, die beinahe keine "Leich" versäumen. Über ihre Beweggründe
kann man nur rätseln: Neugierde? Zeitvertreib? Die kindliche Hoffnung, beim
eigenen Begräbnis auch nicht allein gelassen zu werden?
Ich kenne manchen, den diese Sorge - so absurd sie
auch sein mag - dazu bringt einer Vielzahl von Vereinen lebenslang die Treue zu
halten, damit beim Begräbnis die Kirche einmal voll ist und auf dem Grab reichlich Kränze liegen... Wie viele treten alleine deshalb
nicht aus der Kirche aus, obwohl sie ihr zu Lebzeiten jahrzehntelang den Rücken
kehren?
Die Trauergäste hemmten mich frei durch den
Mittelgang zu schreiten und die Hände dort zu lassen, wo sie von Natur aus
hängen. Irgend ein eingeübter Mechanismus legte sie
mir vor meinem Bauch ineinander. Mein Kopf, normalerweise erhoben, neigte sich
in anpasserischer Demut leicht nach vorne. Trotzdem hatte ich das Gefühl, jeder
der Anwesenden würde auf mich starren und sehen, dass ich in dieser Kirche ein
Fremdkörper war. Meiner Frau und den beiden Kindern erging es ähnlich.
Dann mussten wir uns trennen, denn die Frauen saßen
wie eh und je links vom Mittelgang, die Männer rechts. Als ich mit meinem Sohn
an der ersten Reihe, bei meinem dort bereits sitzenden Vater anlangte, war da
wieder das, durch langjährigen Brauch, gewachsene Gefühl, vor dem Betreten der
Reihe ein Knie in Richtung Altar beugen zu müssen. Doch ich senkte nur den Kopf
und nickte mit ernstem Gesicht kurz den in der Nähe sitzenden Verwandten zu.
Mein Vater, der am Rande der Bank saß, lächelte uns zu - erkennbar froh
darüber, nicht mehr allein in der ersten Reihe sitzen zu müssen. Er ließ uns,
dabei aufstehend, an ihm vorbei in die Reihe rutschen. In ihr gab es überaus
wenig Platz für die Beine, da eine niedrige Bank zum Knien den knapp bemessenen
Fußraum stark einengte und gegen die Schienbeine drückte, was zu krampfhaftem
Aufrechtsitzen zwang. Stellte man die Füße auf die Bank, wirkten die in spitzen
Winkel hochragenden Knie recht flegelhaft. Ich erinnerte mich: früher war es
immer mein Wunsch gewesen, genauso hoch aufragende Knie zu haben, wie meine
älteren Freunde...
Mein Blick wanderte durch die renovierte Kirche und
fand ihre mächtigen gotischen Säulen und Bögen und die vertrauten farbenprächtigen
Fenster, deren biblische Szenen ich vor fünfundzwanzig Jahren so oft
tagträumend betrachtet hatte. Auch der Kreuzweg, bestehend aus beeindruckend
realistisch geschnitzte Holzreliefs war noch da - doch
wie sah der heute aus! Das vertraute Schnitzwerk hatte man mit pseudogotischen
Türmchenrahmen und goldenem Hintergrund aufgemotzt! Ich empfand dies als
unerlaubte Verkitschung und ärgerte mich darüber. Dann vertiefte ich mich
wieder in die bekannten Martyriumsszenen und spürte fast vergessene Gefühle in
mir auftauchen. Auch im Altarraum hatte sich einiges geändert - offenbar wurde
dieser kaum mehr benützt, denn davor stand ein neuer, massiger Steinaltar, etwa
zehn Meter näher an den Gläubigen. (Sollte dies ein Zeichen dafür sein, dass
die Priester neuerdings die Nähe der Menschen suchten? Oder war es nur eine
optische Anpassung an die geschrumpfte Zahl der Kirchgänger?)
Übertrieben rustikal wie der Altar wirkte das
ähnlich gebaute, tonnenschwere Predigerpult. Alles wirkte klobig und ich spürte
Machtanspruch daraus und schlechten Geschmack der Kirchenoberen. Wollte man
damit den am Pult gesprochenen Worten Gewicht verleihen? Sie mit Tonnenschwere
stützen?
Das zu beiden Seiten des Altares aufgestellte neue,
ebenfalls antike Solidität suggerierende Chorgestühl, mit seinen gotischen
Spitzbögen nachempfundenen Rückenlehnen, wollte mir ebenfalls nicht gefallen
und beschäftigte meine Gedanken minutenlang.-
Von draußen drang das leise Geratter eines Presslufthammers
in die feierliche Stille, lauter werdend, wenn neue Menschen die Kirche
betraten. Eine Weile überlegte ich, ob ich hinausgehen und die Arbeiter bitten
sollte, eine Stunde innezuhalten, gewohnt mich als Leiter überall einzumischen.
Doch dann verloren sich meine Gedanken wieder im traurigen Anlass unseres
Hierseins.
Nach etwa zehn Minuten belebte sich der
Altarvorraum. Ein junger Mesner und ein Ministrant stellten vor dem Altar einen
Sammelbehälter für Geld auf, der an einen Standaschenbecher erinnerte. Es
wurden nun die Sterbebilder für die Großmutter verteilt. Die Menschen suchten
nach Kleingeld und reihten sich, aus den Bänken tretend, hintereinander, um
einen, der auf Hochglanzpapier gedruckten Sterbezettel zu bekommen. Die
Angehörigen führten den Reigen an. Die Männer traten links aus den Bänken, die
Frauen rechts und alle reihten sich separat aneinander und bewegten sich
langsam nach vorne, warfen, wenn sie den Ministranten erreicht hatten, eine
Münze in den aufgestellten Behälter und bekamen dafür das Bildchen, mit den
Geburts- und Todesdaten meiner Großmutter und einem überraschend treffenden
Spruch über ihr Leiden der letzten Zeit, - mussten dann an der vordersten Bank
an den Angehörigen vorbei, um dann vom Seitengang aus, wieder in ihre eigene
Bank zu treten.
Dieses Zeremoniell ermöglicht den Angehörigen zu
beobachten, wer an der Trauerfeier teilnimmt. Ich kannte die meisten der
Männer, kaum einer von Ihnen war jünger als sechzig Jahre. Einige sah ich nach
Jahrzehnten erstmals wieder, entsprechend durch die Jahre gezeichnet. Da waren
alte Nachbarn, Bekannte und Freunde meines Vaters, viele auch noch der
Großmutter direkt verbunden. Auch ein paar Ladenbesitzer waren darunter, bei
denen die Großmutter früher ihre Besorgungen machte. Es waren allesamt einfache
Männer und bei vielen wirkte ihr schwarzer Anzug wie ein Fremdkörper, es roch
nach Naphthalin. Einige der Männer waren dick geworden, die anderen elendig
mager; einige bewältigten die kurze Wegstrecke nur auf einen Gehstock gestützt.
Die meisten schritten verlegen an uns vorbei und suchten mit erkennbarer Hast
wieder in die Geborgenheit ihrer Reihe zu gelangen. Einem beleibten Arbeiter
ragte unter dem viel zu engen Anzug ein Hirschmesser aus der hinteren
Hosentasche. Andere, wie ein in der Nachbarschaft wohnender Stadtrat,
schritten, das Agieren in der Öffentlichkeit gewohnt, gemessenen Schrittes. Ein
alter Nachbar kniff mich vertraulich in der Wange, ein anderer klopfte im
Vorbeigehen meinem Vater aufmunternd gegen die Seite, andere nickten meinem
neben mir sitzenden Bruder zu. Ich senkte den Kopf, weil ich spürte, wie mir
die Tränen in die Augen traten. Tief atmend versuchte ich mich durch gänzlich
andere Gedanken abzulenken, wie ich es bei angenehmerer Gelegenheit oft
praktizierte eine zu frühe Ejakulation zu verhindern. Gedankenstop! Weiße Wand,
Zeisig auf der Tannenspitze, Kartoffeln sortieren, Führerscheinprüfung...
Als alle wieder in ihrer Bank saßen, trat ein
Priester mit zwei Ministranten in den Altarraum. Er war noch recht jung und
schlank und trug die Haare kurz geschnitten, fast wie ein buddhistischer Mönch.
Er musterte, wie es schien, die Angehörigen in der ersten Reihe, von denen die
meisten seinem Blick auswichen und die Augen senkten. Ich erwiderte seinen
Blick, der ausdruckslos war, nicht unfreundlich, aber auch nicht freundlich. Dann
begann der Geistliche mit der Messe. Als er zu Beginn einige Male den Namen der
verstorbenen Großmutter nannte, musste ich wieder mit den Tränen kämpfen, doch
merkte ich bald, dass der Name für den Priester nur ein Wort war, das er in
seine fertigen Trauerphrasen einbaute. Es ging eigentlich überhaupt nicht um
die Großmutter. Der Priester spulte seine Messe ab, mit Gebetsformeln, die die
Anwesenden nachzuplappern oder mit anderen Formeln zu beantworten hatten. Dazu
gehörten bestimmte Bewegungsabläufe, wie Aufstehen, Setzen oder Knien,
letzterem wurde auf der Männerseite nur andeutungsweise nachgekommen.
Dazwischen ertönten von der Empore feierliche Orgelklänge und der Gesang eines
bezahlten Trauerchores. Endlich kam die Predigt. Als der Kaplan darin wieder
den Namen der Großmutter nannte, war in mir bereits alle Trauer gestorben, von
Formeln totogelabert. Nachdenkenswert war der Vortrag nur einmal, als von der
heute üblichen Praxis erzählt wurde, nur bei Erleben von Ausnahmesituationen
von eigentlichem Leben zu sprechen. So meinten viele Menschen beispielsweise,
nur im Urlaub wirklich zu leben. Auf das Warum dieser Denkhaltung, ging der
Redner nicht ein. Er behauptete nur, dass wirkliches Leben im Alltag
stattfände, wobei er den Schlenker zum überaus harten Leben der Großmutter
geschafft hatte, deren Leben derartige Ausnahmesituationen nicht vorzuweisen
hatte. Der Kaplan schilderte die Verstorbene als treusorgende Frau, die zwei
Weltkriege und die harten Zeiten dazwischen und danach zu ertragen hatte (ich spürte
wieder Tränen in die Augen steigen), streifte in einem halben Satz ihr schweres
Leiden der letzten Zeit, erwähnte die aufopfernde Pflege durch die Angehörigen,
und bezeichnete dann die Großmutter noch kurz als vorbildhafte Katholikin, die
ihr Leben lang die heilige Eucharistie über alles geschätzt habe (ich erinnerte
mich an ihre regelmäßigen sonntäglichen Kirchgänge). Dann forderte der Priester
die Trauergemeinde auf zu beten, damit der Toten ihre Sünden schnell vergeben
würden und stellte fest, dass sie ja schon durch die Taufe zu einem Kind Gottes
geworden sei - mein Sohn neben mir war dann also kein Kind Gottes, weil an ihm
die Taufe nicht vollzogen worden war - und erbrach sich dann wieder in Phrasen
und Formeln. Die Gläubigen plapperten ihm nach und nicht nur die Männer der
ersten Bank schwiegen, was aber ein genau hinter mir sitzender Religionslehrer
durch seine demonstrative Lautstärke wettmachte...
Ich wusste nun wieder, was mich als Jugendlichen
aus der Kirche vertrieben hatte. Es hatte bei mir vergleichsweise lang
gedauert, denn ich war recht fromm. Als meine Freunde die Kirche schon lange
als einen spießigen, verlogenen Altweiberzirkus gering schätzten (sich ihrer
aber noch heute gedankenlos als Zeremonienmeister bei Hochzeiten, Taufen und Begräbnissen
bedienen), machte ich mich mit sechzehn Jahren auf die Suche nach den Wurzeln
des christlichen Glaubens, kaufte mir aus freien Stücken eine Ausgabe des Neuen
Testamentes und las die Botschaften der vier Evangelisten. Dabei öffnete sich
ein Abgrund zwischen dem, was da stand und dem, was in der Kirche passierte.
(Deswegen war das Studium der Bibel im finsteren Mittelalter den einfachen
Gläubigen wohl auch verboten worden.)
In den Folgejahren erfuhr ich dann vieles über die
blutige Geschichte des Katholizismus, vom Völkermord an sogenannten heidnischen
Völkern, von den millionenfachen Morden der "heiligen" Inquisition,
von kriegführenden Päpsten, von als Kreuzzügen verbrämten Eroberungszügen, von
riesigen Kirchenschätzen, von der Kumpanei mit den skrupellosesten weltlichen
Herrschern, von der Segnung der schrecklichsten Massenvernichtungswaffen, vom
päpstlichen Verbot der Geburtenkontrolle, trotz Umweltzerstörung und
Übervölkerung. Widerstrebend erkannte ich, dass diese Kirche, der ich als
Mitglied angehörte, nur eine leere Hülse war und irgendwann konnte ich ihre
Scheinheiligkeit und ihre leeren Sprüche, mit denen sie die Menschen einlullte
und verdummte, nicht mehr ertragen.
Als der Priester nun im Verlaufe der Totenmesse das
Vaterunser einforderte und es die meisten Anwesenden als Leerformel
herunterleierten, spürte ich wieder den Zorn, den ich schon als Jugendlicher
dabei empfunden hatte. Hatte Jesus mit diesem Gebet nicht die Menschen lehren
wollen, individuell mit ihrem Gott zu sprechen? Sagte er nicht, man solle im
Verborgenen beten und nicht plappern wie die Heiden?
In meiner Kindheit war die Messe noch in
lateinischer Sprache gelesen worden. Wie verkleidete Zauberer murmelten die
Priester damals unverständlichen Hokuspokus, so als wären sie im Besitz der
Sprache des lieben Gottes. Als später die Formeln in deutsch
gesprochen wurden, sagten viele Katholiken, die Messe hätte dadurch viel von
ihrer Feierlichkeit verloren, wahrscheinlich, weil man die vielen Plattheiten
auf einmal verstand. Natürlich suchen diese Menschen in den Kirchen nicht das
Evangelium sondern mystische Abläufe. Entwicklungsmäßig standen sie etwa auf
derselben Stufe wie die von ihnen verachteten Naturvölker, die sich vom
okkulten Klamauk ihrer Medizinmänner verzaubern lassen. Im Kopf waren sie
allesamt Schafe, die nicht über ihr Tun nachdenken und gedankenlos Vorgaben
imitieren. So wie bei Hunden eine Glocke Speichelfluss ausgelöst, wenn man sie
zuvor eine Zeitlang zusammen mit Futter ertönen lässt, - so löste das Drumherum
einer Messe in den Gläubigen das Abschalten des Verstandes aus.
Oder sah ich das falsch? Sprach aus mir vielleicht
immer noch pubertäre Unreife? Fehlte es mir vielleicht nur an der Einsicht in
die wohltätigen Wirkungen der religiösen Bräuche? Doch für mich war es eine
Schande, wenn Gläubige, die sich als Gottes Ebenbild begreifen, ihrem Gott
damit angenehm aufzufallen suchten, in dem sie ihren Verstand am
Weihwasserbecken wegwuschen und ihm mit geplapperten Formeln und eingeübten
Bewegungsabläufen zu gefallen suchten. Dieses mechanische, hirnlose Verhalten musste
Gott, wenn es ihn gab, zweifellos beleidigen. Konnte er auf solche Geschöpfe
stolz sein, konnten Einfaltspinseln seine Ebenbildern
sein? Bei solchen Schlüssen fühlte ich Gleichklang von Verstand und Gefühl und
in mir war nicht die geringste Spur eines Zweifels an der Berechtigung meines
Zorns, der zweifellos ein heiliger war. Doch gab es einen allmächtigen Gott,
der alles erschaffen hatte, war er für sein Werk verantwortlich, also auch für
die Irrungen seiner Geschöpfe. Er konnte den einen ihre Gedankenlosigkeit
sowenig vorwerfen, wie den anderen ihre Zweifel und ihren kritischen Verstand.
Der Maurer ist für die von ihm errichtete Mauer verantwortlich und der Bäcker
für sein Brot. Hinge dieser Gott (wie manche Leute) der Illusion der
menschlichen Willensfreiheit nach, die prägende Wirkung von Sozialisation und
Erziehung leugnend und würde, trotz aller Unterschiedlichkeiten, seine
Geschöpfe über einen Kamm scheren, mochte ich mit ihm nichts zu tun haben, ja,
ich musste ihn aus Gewissensgründen ablehnen (für deren Existenz er ja
zweifellos auch mitverantwortlich wäre). Ebenso wenig lag mir an der Gnade
eines Gottes, der seine Schäfchen - nach ihrem Ableben - an der Mitgliedschaft
in einer bestimmten Organisation messen würde, die noch dazu in aller Regel
fremdbestimmt war, durch die Vergewaltigung bei der Kindertaufe. Wenn es einen
Gott gab, dann war er anders, als ihn sich ein paar kleinkarierte Menschlein
vorstellten.
Da nicht Gott die Menschen nach seinem Bilde,
sondern umgekehrt die Menschen Gott nach ihrem Bilde geschaffen hatten, musste
naturgemäß dabei eine Karikatur der Menschen selber herauskommen, ihr Gott
hatte überwiegend die Eigenschaften der Obrigkeit auf Erden: er war ein
kleinlicher Bürokrat und patriarchalischer Machtmensch, voller Komplexe und
Neurosen, rächend, den Untertanengeist fordernd, die "Seinen" gegen
die "Anderen" schützend usw.
Dennoch wollte und konnte ich mich seinerzeit nicht
vom vertrauten Gottbegriff trennen. Mir gefiel die Idee von der Existenz eines
Allvaters, einer Allmutter, oder noch besser: eines Allneutrums, zu dem man
jederzeit flüchten und sich geborgen fühlen kann. Selbst wenn diese Oberinstanz
nur im eigenen Kopf existierte, konnte die Vorstellung von ihm ein großartiges
Gefäß sein, um den Plan vom Guten zu bergen, mit dessen Hilfe Menschen über
ihren eigenen Bauch hinauswachsen konnten. So wie ein Plan nur eine
Hilfskonstruktion für ein Gebäude, eine Brücke oder ähnlichem war, so sollte
Gott das Geländer sein, an dem man ich mich bei Bedarf stützen konnte. Doch ich
konnte diesen selbstausgedachten Gott nicht lieben, so wenig wie sonst irgend
jemand Gott lieben kann, es sei denn er hat dieses Wort mit einer konkreten
Vorstellung verknüpft.-
Ich war also zeitweise ohne Gott, denn den bärtigen
Gottvater meiner Kindheit, der gestreng das Treiben der Menschen beobachtet und
sich darüber detaillierte Aufzeichnungen anfertigt, um sie später nach ihrem
Tode in die Hölle zu schicken oder sie bei Wohlverhalten gnädig bei sich
aufzunehmen, konnte ich erst recht nicht lieben, er war für mich nur noch eine
naives Zerrbild der Menschen.
Da fand ich im Matthäus-Evangelium, im Abschnitt
über das Jüngste Gericht, einen Absatz, der mir eine brauchbare
Handlungsanweisung gab, um wieder mit einem Gott leben zu können. Da stand
klipp und klar: Gott belohne diejenigen Menschen mit ewigem Leben, die ihn als
Hungrigen gespeist, als Durstigen getränkt, als Fremden beherbergt, als Nackten
bekleidet und als Kranken und Gefangenen besucht hätten, wobei man Gott diese
Freundlichkeiten nur erweisen könne, wenn man sie Menschen erweist, "den
Geringsten meiner Brüder", wie sich Jesus ausdrückte. Nach dieser Weisung
kann man Gott also nur dienen, wenn man sich um die Menschen kümmert. Dies
bedeutet, dass für Menschen Gott nur über Menschen erreichbar ist: Wer sich
ihrer annimmt und sie liebt, nimmt sich Gott an und liebt ihn. Im Mitmenschen
war also Gott, folglich war er auch in mir. Diese Offenbarung gefiel mir über
alle Maßen, schien sie mir doch der Schlüssel zu einer glücklicheren Welt zu
sein. Da war keine blödsinnige Anbetung eines Geistes gefordert, dem man mit
dem Murmeln von leeren Phrasen zu gefallen sucht, um dann beruhigt im Alltag
wieder an den eigenen Vorteil denken zu können.-
Bei meinem Bibelstudium fand ich eine ganze Reihe
von Formulierungen, deren Weisheit mir göttlich erschien, die ich aus der
übrigen Spreu herausklaubte und zu verinnerlichen suchte. Etwa wenn Jesus die
Sanftmütigen selig pries, oder die Barmherzigen, die Leidenden, die nach
Gerechtigkeit Hungernden, die Menschen "reinen Herzens", die
Ungebildeten und Friedfertigen. Oder wenn geschrieben stand, man solle keine
Schätze auf Erden ansammeln, denn man könne nicht Gott dienen und dem Mammon.
Oder noch deutlicher: Es ginge leichter ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass
ein Reicher ins Reich Gottes komme! Und dass Menschen nicht über andere richten
sollen, nicht über Splitter in den Augen der anderen klagen und gleichzeitig
Balken in den eigenen Augen übersehen.
Wenn es bei diesen großen Weisheiten überhaupt noch
eine Steigerung gab, dann war es noch diese, dass dieser Jesus mit dem Gebot
der Feindesliebe versuchte (wenn auch mit wenig Erfolg) den unseligen
Teufelskreis von Unrecht und Vergeltung zu verlassen.
Andere Aussagen in den Evangelien stießen mir
dagegen sauer auf, sie erschienen mir ganz und gar ungöttlich, von Menschen
leichtfertig oder in böser Absicht eingeschmuggelt, auf Missverständnissen,
Hörfehlern, falschen Übersetzungen oder ähnlichem zu beruhen. Schließlich
wurden die Lehren des Jesus von Nazareth erst Jahrzehnte später schriftlich
fixiert und jeder weiß, dass selbst unmittelbar nach einem Vortrag von den
Zuhörern, durch die Vermischung des Gehörtem mit eigenen Überlegungen, die
abenteuerlichsten Interpretationen gegeben werden. Das
dies erst recht nach Jahrzehnten und mehreren Stationen mündlicher Weitergabe
zu erwarten ist, durch Übersetzungen in andere Sprachen zusätzlich gefördert,
kann wohl kaum bestritten werden. Durch massive Verfolgung und Einschüchterung
der Augen- und Ohrenzeugen flossen wohl auch Zugeständnisse an weltliche Mächte
mit ein, manchmal vielleicht auch als Argumentations- und Überzeugungshilfe,
vielleicht aber auch als bewusste Manipulationen.
Nun magst du dich als Leser fragen, wie ich mir
anmaßen kann oder konnte, göttliches von profanen unterscheiden zu können? Ganz
einfach- für mich war all das göttlich, was den Egoismus der Menschen
überwinden und ihr Zusammenleben friedfertiger zu machen suchte, profan alles
andere. Ich war der Auffassung, dass jeder- wenn er nur unvoreingenommen in
sich hineinhorchte- das göttliche spüren konnte.-
Zu einer Zeit, als ich zur Amtskirche schon seit
Jahren alle Kontakte abgebrochen hatte, veranlassten mich zwingende Gründe,
eine Stelle als Erzieher in einem Klosterinternat anzunehmen. So holte mich die
bereits überwunden geglaubte geistige Enge wieder ein, und ich geriet wieder in
den alten katholischen Sumpf. Über drei Jahre versuchte ich die Strukturen im
Kloster zu liberalisieren und zu demokratisieren, doch es gelangen mir nur
kosmetische Verbesserungen. Ich zog mich auf die, oben als göttlich
bezeichneten, Lehren zurück und verweigerte alle Formeln und mechanisierten
Bewegungsabläufe. Da man mich notwendig brauchte, ließ man mich gewähren. Anders
als Sisyphus ließ ich meinen Stein aber irgendwann im Tal liegen und suchte mir
entnervt eine andere Stelle.
Meinen eigenen Kindern wollte ich aber jede
Verkrüppelung durch den Katholizismus ersparen. Trotzdem scheute ich lange vor
dem Kirchenaustritt zurück. Als ich eines Tages aber in der Zeitung las, dass
die Kirche zwei körperlich behinderten Menschen die Ehe nicht gestattete, weil
sie nicht zeugungsfähig waren, gab mir der Zorn die Kraft, diese unmenschliche
Kirche zu verlassen. Doch um die eigenen Kinder im kleinstädtischen Milieu
nicht zu Außenseitern zu machen und sie in christlich- humaner Grundhaltung
aufwachsen zu lassen, trat ich in die evangelisch-lutherische Kirche über, ohne
aber mehr über sie zu wissen, als dass ihr Begründer manche der besonders
schlimmen katholischen Zöpfe abgeschnitten hatte. Dazu kamen einige prominente
evangelische Geistliche, wie Albertz, Scharf und Niemöller, die mir durch ihre
Zivilcourage und ihr Eintreten für die militärische Abrüstung imponierten. Doch
der Katholizismus holte uns wenige Jahre später ein: in der zweiten Klasse
Grundschule kam Tochter Astrid weinend nach Hause, weil die katholische
Religionslehrerin, eine ältere Ordensschwester, die katholischen Kinder
aufhetzte, nicht mit den evangelischen zu spielen, weil diese keine so reinen
Seelen hätten. Ich beschwerte mich empört in der Schule und drohte mit Anzeige.
Als ich das Thema auch bei einer Elternversammlung vorbrachte, sagte man mir,
jene Religionslehrerin sei seit vielen Jahren für ihren Fanatismus und ihre
unglaublichen Ansichten bekannt. Eine Mutter berichtete von Einschlafstörungen
ihrer Tochter, weil die Ordensschwester im Unterricht aufforderte, vor dem
Schlafen unters Bett zu schauen, ob nicht der Teufel darunter hocke. Dies
passierte im Jahre 1982 in der Kneippstadt Bad Wörishofen...
Je länger die Totenmesse andauerte, um so weniger konnte ich über die Verstorbene trauern, denn
die Zeremonie stellte alles andere in den Vordergrund, nur nicht meine
Großmutter. Ich versuchte an sie zu denken und die Messe zu ignorieren.
Sie war erst wenige Tage vor ihrem Tode neunzig
Jahre alt geworden, doch ihr Geburtstag war kein Grund mehr zum Feiern gewesen.
Sie litt seit Jahren an Schilddrüsenkrebs, der sich wie ein Höcker auf ihrer
Brust wölbte. Vor einigen Monaten brach dann das Geschwür nach außen durch, und
in einer Notoperation wurde der Höcker beseitigt. Zurück blieb ein mehrere
Zentimeter breites Loch, aus dem permanent Eiter und Blut sickerte und
widerlichen Gestank verbreitete. Meine Eltern mussten die Großmutter nun rund
um die Uhr, oft zehnmal am Tag verbinden, eine grauenhafte Prozedur, die sie
körperlich und seelisch stark angriff. Vor allem meine Mutter, selber krank,
machte oft den Eindruck, als würde sie noch vor der Großmutter sterben. Dazu
kam, dass diese seit Jahren schwerhörig und an manchen Tagen geistig verwirrt
war und unter großen Schmerzen litt. Sie musste gefüttert und gewaschen werden,
brauchte Hilfe bei ihrer Notdurft und saß nur noch als Häuflein Elend in ihrem
Sessel, konnte aber nicht sterben. Die letzten Tage konnte sie sich vor
Schmerzen fast nicht mehr bewegen, es war zum Steinerbarmen. Der Hausarzt war
hilflos, in die Klinik konnte er sie nicht einweisen, da sie dort als
Pflegefall nicht hingehörte, außerdem hätte man sie dort festbinden müssen, da
sie schon nach der Operation dauernd weggelaufen war. Das Martyrium der
Großmutter mit einer Spritze zu beenden, verbot der hippokratische Eid und die
geltenden Gesetze. Ärzte dürfen nur das Leiden verlängern (was auch mehr einbringt).
Ohne die Operation wäre die alte Frau längst von ihrem Dahinsiechen erlöst
gewesen. Ich wusste, dass in Deutschland wegen der Verbrechen der Nazis,
Euthanasie ein Tabuthema war. Auch für mich, bis ich bei meiner Großmutter
erlebte, wie unmenschlich die heutige Praxis ist. Jedes Tier bekommt einen Gnadenschuss,
nur dem Menschen werden seine Leiden noch künstlich verlängert.
Natürlich will ich, dass jedem Menschen geholfen
wird, solange noch die Spur einer Chance besteht, doch nicht gegen seinen
Willen und nicht in Fällen, wo eine Lebensverlängerung nur Menschenquälerei
ist. Im Falle meiner Großmutter hätte man beispielsweise die Zustimmung der
nahen Verwandten einholen, und neben dem Hausarzt noch einen zweiten oder
dritten Facharzt mitentscheiden lassen können, so dass jeder Missbrauch
unmöglich gewesen wäre.
Ich hatte meine Großmutter sehr geliebt und ihr
Leiden mitzuerleben, war für mich daher sehr schlimm. Dass der Tod sie endlich
erlösen sollte, war über Wochen mein größter Wunsch. Sie, die immer alles für
mich gegeben hatte, diese gute und stolze Frau bei lebendigem Leibe verfaulen
zu sehen, war die vielleicht schlimmste Erfahrung meines bisherigen Lebens. Ich
möchte an alle Verantwortlichen appellieren, das humane Sterben als elementares
Menschenrecht in unsere Rechtsordnung aufzunehmen und Bestimmungen zu
entwickeln, die es vor Missbrauch bewahren! Doch glaube ich, dass es nicht nur
die Naziverbrechen sind, die eine menschliche Regelung verhindern, sondern
(neben religiösen Dogmatismen) wohl tatsächlich auch ärztliche Pfründe, denn
das Sterbehilfe eine Schmälerung des ärztlichen "Besitzstandes" mit
sich bringt ist klar.
Nach der Messe ließ der junge Pfarrer die
Anwesenden lange warten, bis er - begleitet von Ministranten, die eine Fahne
und einen Weihrauchbehälter trugen - aus der Sakristei kam und die Führung des
Trauerzuges übernahm. Erst dachte ich, der Pfarrer wollte sich mit seiner
Bummelei dafür rächen, dass so wenig Menschen kommuniziert hatten, aber so
schlecht kann nur jemand denken, der mit Pfarrern nicht viel im Sinn hat.
Wahrscheinlich hatte der Weihrauchofen nicht gleich gebrannt oder ein
menschliches Bedürfnis war Schuld für die Verzögerung gewesen.
Der Trauerzug hatte Mühe dem Pfarrer mit der
angemessenen Würde zu folgen, da dieser durch übergroße Schritte die
Verzögerung offenbar wieder hereinzuholen suchte. Vor Verlassen der Kirche
drängten sich dann - im Bewusstsein ihrer wichtigen Rolle - energisch die
Mitglieder des bezahlten Chores zwischen Pfarrer und Angehörige, als wollten sie
damit zeigen, wer die wirklichen Hauptakteure waren. Aber bei dieser
oberflächlichen Veranstaltung waren sie es wohl auch.
Die Zeremonie im Leichenhaus schien mir die
Formelhaftigkeit des Gottesdienstes noch zu übertreffen. Der Kaplan schwenkte
unter Beschwörungen seinen heidnischen Rauchkessel über den Sarg und nebelte der kleinen Raum damit ein. Dazu trällerte der Chor
irgendeine kitschige Weise, die Leichenträger starrten aus (nicht aus Trauer)
geränderten Augen gleichgültig ins Leere, steif wie Soldaten neben dem Sarg
stehend. Der wiederum verbarg unter seinem Hochglanzfurnier die geliebte
Großmutter so total, dass meine Vorstellungskraft es kaum schaffte ihn zu
durchdringen. Ich fand das Trauerritual absolut unangemessen und musste mich
beherrschen, dass ich nicht laut zu brüllen begann und den Chor zusammen mit
dem Pfaffen hinausjagte. Allein Schweigen schien der Situation angemessen zu
sein, alles andere war verfehlt.
Ich schloss die Augen und sah meine Großmutter vor
mir. Ihr magerer, geschundener Leib mochte in dem Sarg liegen, sie aber war in
mir, lebte in meinem Herzen. Ich sah sie, wie sie jeden Sonntag im Sommer auf
einem Stuhl vor dem Taubenhaus saß und selig das Treiben davor beobachtete -
sah mich als Kind auf ihrem Schoß, wie sie mich liebkoste und kitzelte - wie
sie mit mir Karten und Mühle spielte - wie sie mir die Kinderkrankheiten mit
den neuesten Micky Maus Heften versüßte - sah wie sie mir Geld zusteckte, von
dem sie selber nur wenig hatte - hörte sie ihre bekannten Scherze machen (wenn
ich sie mit "Guten Morgen" begrüßte, sagte sie immer "Guten
Heit", dann haben wir zwei schöne Tage", oder, wenn ich ihr irgend
etwas als gesund anpries, sagte sie immer, "gesund für die Gesunden, die
Kranken läßt`s auch im Bett liegen". Ich sah sie mit meinen Kindern, ihren
Urenkeln, über die sie sich so sehr gefreut hatte. Wie oft hatte sie dabei an
ihren schon so lange verstorbenen Mann gedacht und gesagt: "Mei, wenn das
der Opa noch erleben würde..!"
Ich erinnerte mich, wie sie mir immer wortlos beim
Arbeiten geholfen hatte. Etwa beim Ausbau meines Häuschens, wo sie solange
mithalf, bis auch der letzte Handgriff erledigt gewesen war. Ich sah sie vor
mir, wie sie abends dann immer mein Werkzeug aufräumte und sich um jene
Arbeiten kümmerte, die ich (aus Gedankenlosigkeit) oder wegen anderer
vernachlässigte. Ich dachte daran, wie sie mir regelmäßig beim Brennholzmachen
half, die Scheite wegräumte und zu Scharen aufrichtete, - wie sie meiner Frau
beim Wäscheaufhängen zur Hand ging - noch wenige Wochen vor ihrem Tode konnte
sie niemanden arbeiten sehen ohne mitzuhelfen. Sie schloss sich immer wortlos
jedem Arbeiten an und griff einfach zu. Wenn man sich bei ihr bedankte,
flachste sie immer und sagte, sie wollte sofort bezahlt werden.-
Ich sah sie hinter unserem Auto herwinken, wenn wir
uns nach den Ferien wieder auf den ungeliebten Weg in die Fremde machten und
dachte mit großem Bedauern daran, dass ich mich für ihre Lebensgeschichte erst
interessiert hatte, als wegen ihrer Schwerhörigkeit ein richtiges Gespräch
schon kaum mehr möglich gewesen war.-
Die Großmutter hatte niemals viele Worte gemacht,
niemals geklagt (auch nicht über Schmerzen), ein zufriedenerer Mensch hat auf
dieser Erde wohl kaum gelebt. Auch zu Zeiten des Wirtschaftswunder konnte sie
sich weder mit Kuchen noch ähnlichem verfeinerten Zeug anfreunden, Butter hatte
sie sich zeitlebens nicht aufs Brot gestrichen.
Aufgewachsen war sie auf einem kleinen Bauernhof im
Vorwald, ärmlich und karg, doch (wie sie einmal betont hatte) ohne Hunger, denn
Kartoffeln, Milch, Brot und Obst hatten die Bielmeiers immer genug. Ihren
Lebtag lang ist die Oma nie über den Gäuboden hinausgekommen, sie hatte dazu
auch nicht das geringste Bedürfnis. Ich wollte sie manchmal mit meinem Auto ein
wenig herumkutschieren, doch sie hat immer abgewinkt. "I geh wieda in mei
Stubn", oder: "Dahoam, da is am Scheenan" war in aller Regel
ihre Antwort.
Als junge Frau hatte sie das heimatliche Dorf
verlassen und in der Küche des renommierten Zwieseler "Gasthof Post"
ein Auskommen gefunden. Mit fast dreißig Jahren ging sie eine Beziehung zu
einem armen Pferdeknecht und Tagelöhner ein, der wie sie von einem Bauernhof
abstammte und den sie (als der aus der Beziehung hervorgehende Sohn vier Jahre
alt war) auch heiratete. Kurz nach der Weltwirtschaftskrise, bauten sich die
beiden unter größten Mühen eine bescheidene Doppelhaushälfte am Ortsrand.
Während der Heu- und Kartoffelernte half sie bei
einheimischen Großbauern, um den spärlichen Lohn des oft arbeitslosen Mannes
ein wenig aufzustocken. Daneben versorgte sie zwei eigene Ziegen, ein Schaf
(das ihr wie ein Hund hinterherlief), ein Schwein, Hühner, Gänse und ein paar
Haustauben. Sie pflückte im Wald Beeren und Pilze, machte Brennholz und zog
zwei Kinder groß. Während des Hitlerkrieges, als man den Großvater zum zweiten
Mal in seinem Leben für das elende Kriegsgeschäft einzog, war sie jahrelang auf
sich allein gestellt und musste alles allein machen. Die Nachbarn erzählten,
wie die Großmutter beim Schein einer Lampe oft die halbe Nacht noch das
Brennholz sägte, wofür sie tagsüber keine Zeit hatte.
Ihre große Leidenschaft war die
"schneidige" Musik, die ihr bis ins hohe Alter noch in die Glieder
fuhr und sie zum Tanzen veranlasste. Einmal hatte sie mir erzählt, wie vor
langer Zeit die reichen Bauernburschen und Bürgersöhne im Fasching mit ihr
getanzt und ihre Tanzkünste nicht genug bewundern hatten können. Doch sei sie
damals maskiert gewesen und trotz allem Drängen habe sie ihre Maske nicht
gelüftet.
Zum achtzigsten Geburtstag hatte ich ihr deshalb
ein Lied geschrieben, in dem von ihrer Tanzleidenschaft erzählt wird. Da die
Großmutter öfter sagte, sie habe "Wia da Lump am Stegga" getanzt,
nannte ich das Lied auch so.
Nun
war sie also tot. Sie war meine geliebte Oma und ich ihr Bua...
Leserbrief an BBZ zum
Bericht "Eine Frage der Würde"über die Weigerung der Kirche
katholische Bestattungen im Naturfriedhof in Bay. Eisenstein durchzuführen
Die Katholische Kirche
scheint ein Problem mit der Natur zu haben, von der widernatürlichen
Ehelosigkeit, die sie ihren Priestern auferlegt bis zu den kleinkarierten
Bestattungsregeln. Doch wer die freie Natur für "würdelos"
erklärt, lästert der nicht "Gottes Schöpfung"?
Geliebte
Verstorbene werden immer in unseren Herzen bestattet. Vielen Trauernden
hilft dabei die Pflege eines Grabes in der Gemeinschaft und der Ordnung
eines Friedhofs, andere brauchen dazu die freie Natur. Die Kirche hat
sich lange gegen die Einäscherung gesträubt, heute ist das kein Thema mehr. Der
Rauch aus der Feuerbestattung verteilt sich in feinen Teilen über die ganze
Welt, nur die zurückbleibende Asche wird noch immer durch überholte
staatliche und kirchliche Bestattungsvorschriften reglementiert. In England
kann man seine Urne etwa am Tresen seines Lieblingspubs beisetzen lassen
oder an einem anderen Lieblingsplatz vertreuen. Auch mir gefiele der
Gedanke, dass meine Asche einmal an einem der geliebten Steinriegel in unseren
Wäldern oder einem Gewässer vertreut würde. Dazu sollte es ein wenig
Musik, eine zünftige Brotzeit und ein Fassl Bier geben. Falls dereinst ein
Pfarrer mitfeiern möchte, wäre auch er herzlich eingeladen!
Zusatz zum obigen Leserbrief
Die Kirche lebt von der Angst der Menschen vor Sterben und Tod
Anders als die Angst vorm Sterben, die in allen Lebewesen verwurzelt ist,
(wobei nicht klar ist, ob diese einfach nur Ausdruck von Lebenwollen ist,
denn auch Tiere reagieren panisch, wenn es ihnen an den Kragen geht, obwohl sie
von Sterben und Tod nichts wissen) ist die Angst vorm Tod eine religiöse
Schimäre, die es nur gibt, wenn sie den Gläubigen von Kleinauf
eingetrichtert wird. Erst wird diese Angst eingeimpft und dann kommt die Kirche
mit ihrer Lösung: Glaubt an Gott, dann werdet ihr ewig leben! Diese "frohe
Botschaft" der Christen ist das Fundament ihrer Lehre.
Fussnote: Natürlich empfindet diese „Frohe
Botschaft“, wer auch nur eine Minute überlegt, als
Schreckensbotschaft, hinter den süßen Worten steckt die schlimmste aller
vorstellbaren Drohungen: Nicht sterben dürfen, sondern ewig leben müssen!
Entweder in Himmel oder Hölle, wobei nicht klar ist, was für einen denkenden
Menschen die schlimmere Strafe wäre. Da lob ich mir die Philosophie des Epikur
(geb. 341 vor Chr), der den Menschen die Angst vor dem Tod nahm mit den Worten:
"Der Tod geht uns nichts an. Wenn er da ist, sind wir nicht mehr da.)
Um diese göttliche
Belohnung zu erhalten, wird Unterwerfung unter die kirchlichen Dogmen verlangt
und Wohlverhalten gegenüber den weltlichen Herrschern, nebenbei die
Finanzierung beider…
Alles was mit Sterben und Tod zusammenhängt ist also von elementarer Bedeutung
für die Kirche, sie hat deshalb dafür Rituale entwickelt, über deren Einhaltung
sie schon aus Existenzgründen für sich selber mit Argusaugen wacht. Die
Bestattung auf Friedhöfen durch den Priester hat dabei oberste Priorität. Bis
vor nicht allzulanger Zeit wurde Aussenseitern, Selbstmördern und
Nichtmitgliedern die Bestattung innerhalb der Friedhöfe verwehrt. Sie wurden
"wie Hunde vor der Friedhofsmauer verscharrt", was zum schlimmsten
gehörte, was an weltlicher Strafe verhängt werden konnte, denn es wurden damit
auch die Verwandten bestraft.
Nur die Getauften gelten bis heute als Kinder Gottes, alleine durch die Taufe
bekommen sie - wie die Kirchenvertreter sich auch noch im aktuellen Fall
argumentieren getrauten - Wert und Würde und einen Platz, wo sie auf das
"ewige Leben" warten können. Alle anderen gehören sowieso dem
Höllenfeuer... (Letzereres wurde so nicht ausgesprochen, aber jeder Eingeweihte
in die Religion weiss was gemeint ist).
Doch nun kommen Bürger daher, die wollen von sich aus ihre Asche aus den
verschiedensten Gründen lieber in der freien Natur bestatten lassen. Sie wählen
freiwillig das, was eigentlich als schlimme Strafe gedacht war und machen so
das Henkerbeil stumpf. Und es sind nicht nur Atheisten, Freidenker und
Pantheisten, sondern auch ganz normale Gläubige. Nun ist Feuer auf dem Dach der
Kirche! Wenn sie das zulässt, kommt ihr gesamter Totenkult und damit ihre ganze
Religion ins Wanken. Also wird eine katholische Begleitung der Beisetzung
verweigert (mit gerade abstrusen Argumenten, die durchzugehen sich eher für ein
Narrenspiel eignen würde, denn für eine Diskussion..)
Doch die Rechnung der Kirche wird nicht mehr aufgehen. Mit ihrer Verweigerung
werden sie zwar viele brave Gläubige abschrecken, zumal in ländlichen Gebieten,
wo auch die Verwandtschaft sich in keine Dissitentenrolle drängen lassen will,
weil man Auswirkungen bis in alle Lebensbereiche befürchtet. Doch werden
es die etwas aufgeklärteren Großstädter sein, die schon die Einäscherung
beinahe zum Normalfall gemacht haben, weil sie nicht mehr in dem alles
umfassenden Netz der Kirche gefangen sind, die die Bestattungsweisen nachhaltig
verändern werden. Für viele wird es nicht nur die Sehnsucht nach freier Natur
sein, von der sie zeitlebens nur träumen konnten, es werden sich
praktische Erwägungen durchsetzen, weil die Familie über das Land vertreut lebt
und gar keine traditionelle Grabpflege mehr möglich ist.
Die christliche Lehre wird aus humanistischer Sicht
sehr hoch bewertet, vor allem von Priestern, die davon leben oder von Leuten,
die wenig eigenes Wissen davon besitzen und das ihnen Vorgesagte nachplappern.
Fünfzehnhundert Jahre war die Bibel sowieso nur den Priestern und
Sprachkundigen zugänglich, ja den normalen Gläubigen sogar verboten. Erst mit
Luthers Übersetzung und der Erfindung des Buchdrucks vergrößerte sich der Kreis
der Bibelleser, vor allem aber der Bibelbesitzer…
Wer
als interessierter Laie das "Buch der Bücher“ aufschlägt, legt es meist
bald wieder weg, denn zu langatmig und nervig sind die endlosen Aufzählungen
von Abstammungsdaten und die umständlichen Berichte von jüdischer Mythologie.
Wer diese Dinge aber geduldig überschlägt und weiter liest, der ist bald
betroffen und empört über den Gott des alten Testaments, der die Neugier (also,
dem was Menschen auszeichnet) der Eva und der Gutmütigkeit des Adams mit der
Bestrafung des ganzen Menschengeschlechts ahndet, dann die Menschen, weil sie
ihm nicht genug Unterwürfigkeit zeigen und eben sind wie sie von Natur aus eben
sind, zur Strafe ersäuft (und mit ihnen alle anderen Lebewesen), dann von einem
braven Mann aus Gehorsam seinen einzigen Sohn zu schlachten verlangt, dann sich
von den Völkern eines heraussucht und privilegiert und im weiteren Verlauf die
Ausrottung anderer Völker verlangt usw.
Jeder
Mensch mit einem Funken Gerechtigkeitssinn und Verständnis wird über diesen in
der Bibel gezeichneten Gott den Kopf schütteln und sich schaudernd abwenden.
Wer aber – wie ich – von klein auf an diese Gräuelgeschichten gewöhnt wurde und
die Gottesangst verinnerlicht hat, bei dem muss im Kopf noch einiges andere an
Aufklärung passieren, bis er zu diesem Buch die nötige Distanz gewinnt. Aber –
so sagt sich der getaufte Christ, denn so sagt ihm dann sein Pfarrer, die wahre
christliche Menschlichkeit beginnt ja erst mit Jesus und den Evangelien. Also
beginnt man im neuen Testament zu lesen und findet zu 999 Teilen Erzählungen,
nichts sagende Gleichnisse, haufenweise Wunder und etwa nur einen Teil ethische
Substanz, und das auch nur bei Matthäus. Dass dies nicht nur so behauptet ist,
will ich im Folgenden belegen. Ich habe die mir wesentlich erscheinenden Teile
des Evangeliums farblich markiert:
Rot steht für die aus meiner Sicht positiven Botschaften von Jesus und blau sind meine kritischen Anmerkungen eingefärbt.
Der Text ist nicht vollständig, die aus meiner Sicht nichts sagenden Stellen
mit Wundern und biblischer Geschichte habe ich gelöscht. Aber diese Stellen
können ja jederzeit nachgelesen werden.
Mein
Fazit: Jesus sittliche Lehre, wie sie Matthäus niederschrieb, ist absolut
widersprüchlich. Einerseits wird Feindesliebe gefordert, andererseits werden
die Menschen laufend eingeschüchtert und mit dem ewigen Höllenfeuer bedroht,
wenn sie sich nicht unterwerfen. Da wir wissen, dass diese Worte erst etwa
70-100 Jahre nach Jesus Tod niedergeschrieben wurden, von Leuten, die Jesus gar
nicht kannten und denen es um die Anerkennung und Etablierung ihrer Religion
ging, so dass sie mit ihrer Schrift den Herrschenden ihrer Zeit wohl versichern
wollten, dass auch die neue Religion die Menschen disziplinieren will und ihnen
den Lohn dafür – Himmel und Hölle - im Jenseits verspricht. Wie die Geschichte
der letzten 2000 Jahre bewies, hat dies auch hervorragend geklappt: Die
Mühseligen und Beladenen bekamen ihren Trost und die Herrschenden ihre Ordnung.
Dass die Forderung nach Feindesliebe sie nicht daran hinderte mehr zu morden,
als es je Angehörige einer Religion vorher geschafft hatte, sollte eigentlich
ausreichen diesen Spuk zu beenden.
DIE
BERGPREDIGT
(Kapitel
5-7)
Die
Seligpreisungen
(Lk
6,20-49)
5,1 Als er aber das Volk sah,
ging er auf einen Berg und setzte sich; und seine Jünger traten zu ihm. 5,2 Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach: 5,3 Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist
das Himmelreich. 5,4 Selig sind, die da Leid tragen;
denn sie sollen getröstet werden. 5,5 Selig sind
die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. 5,6 Selig sind,
die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden. 5,7 Selig sind
die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. 5,8 Selig sind,
die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. 5,9 Selig sind
die Friedfertigen;* denn sie werden Gottes
Kinder heißen. 5,10 Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden;
denn ihrer ist das Himmelreich. 5,11 Selig seid
ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und
reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen. 5,12
Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden.
Denn ebenso haben sie verfolgt
die Propheten, die vor euch gewesen sind.
Salz und
Licht
5,13 Ihr seid das Salz der
Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu
nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten
zertreten.
_5,14 Ihr seid das
Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen
sein. 5,15 Man zündet auch nicht ein Licht an und
setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es
allen, die im Hause sind. 5,16 So lasst euer
Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure
guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Jesu
Stellung zum Gesetz
5,17 Ihr sollt nicht meinen, dass
ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht
gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. (d) 5,18 Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde
vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen
vom Gesetz, bis es alles geschieht. 5,19 Wer nun eines
von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der
Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen
im Himmelreich.
_5,20 Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht
besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in
das Himmelreich kommen.
Vom Töten
(falsch! Vom Schimpfen auf andere)
5,21 Ihr habt gehört, dass zu
den Alten gesagt ist (2. Mose 20,13; 21,12): «Du sollst nicht töten»; wer aber
tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. 5,22
Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig;
wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Nichtsnutz!, der
ist des Hohen Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr!, der ist des höllischen
Feuers schuldig. 5,23 Darum: wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst
und dort kommt dir in den Sinn, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, 5,24 so lass dort vor dem Altar deine Gabe und geh
zuerst hin und versöhne
dich mit deinem Bruder und dann komm und opfere deine Gabe. 5,25
Vertrage dich mit deinem Gegner sogleich, solange du noch mit ihm auf dem Weg
bist, damit dich der Gegner nicht dem Richter überantworte und der Richter dem
Gerichtsdiener und du ins Gefängnis geworfen werdest. 5,26 Wahrlich, ich sage dir: Du wirst nicht von dort
herauskommen, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast.
Vom
Ehebrechen
5,27 Ihr habt gehört, dass
gesagt ist (2. Mose 20,14): «Du sollst nicht ehebrechen.» 5,28
Ich aber sage euch: Wer
eine Frau ansieht, sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in
seinem Herzen. 5,29 Wenn
dich aber dein rechtes Auge zum Abfall verführt, so reiß es aus und wirf's von
dir. Es ist besser für dich, dass eins deiner Glieder verderbe und nicht der
ganze Leib in die Hölle geworfen werde. 5,30 Wenn
dich deine rechte Hand zum Abfall verführt, so hau sie ab und wirf sie von dir.
Es ist besser für dich, dass eins deiner Glieder verderbe und nicht der ganze
Leib in die Hölle fahre. (Ein Verbot völlig gegen
die Natur und die menschlichen Möglichkeiten! Und eine bösartige Strafandrohung
und Einschüchterung.)
_5,31 Es ist auch gesagt (5. Mose 24,1): «Wer sich von
seiner Frau scheidet, der soll ihr einen Scheidebrief geben.»a 5,32
Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen
Ehebruchs, der macht, dass sie die Ehe bricht; und wer eine Geschiedene
heiratet, der bricht die Ehe.
Vom
Schwören
5,33 Ihr habt weiter gehört, dass zu den Alten gesagt ist (3. Mose
19,12; 4. Mose 30,3): «Du sollst keinen falschen Eid schwören und sollst dem
Herrn deinen Eid halten.» 5,34 Ich
aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt, (eine gute Anweisung!) weder bei dem Himmel,
denn er ist Gottes Thron; 5,35 noch bei der Erde,
denn sie ist der Schemel seiner Füße; noch bei Jerusalem, denn sie
ist die Stadt des großen Königs. 5,36 Auch sollst
du nicht bei deinem Haupt schwören; denn du vermagst nicht ein einziges Haar
weiß oder schwarz zu machen. 5,37 Eure Rede aber
sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel. (Die Welt und das menschliche Leben sind zu komplex, um
immer so undifferenziert urteilen zu können. Es kommt letztlich einem Denk- und
Redeverbot gleich.)
Vom
Vergelten
5,38 Ihr habt gehört, dass
gesagt ist (2. Mose 21,24): «Auge um Auge, Zahn um Zahn.» 5,39
Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt
dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete
die andere auch dar. 5,40 Und wenn jemand mit dir rechten will und dir
deinen Rock nehmen, dem laß auch den Mantel. 5,41 Und wenn
dich jemand nötigt, eine Meile mitzugehen, so geh mit ihm zwei. 5,42
Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir
borgen will.
Von der
Feindesliebe
5,43 Ihr habt gehört, dass
gesagt ist (3. Mose 19,18): «Du sollst deinen Nächsten lieben» und deinen Feind
hassen. 5,44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen,* 5,45 damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel.
Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über
Gerechte und Ungerechte. 5,46 Denn wenn ihr liebt,
die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die
Zöllner? 5,47 Und wenn ihr nur zu euren Brüdern
freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die
Heiden? 5,48 Darum sollt ihr vollkommen
sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.
Vom
Almosengeben
6,1 Habt
acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr die nicht übt vor den Leuten, um von ihnen
gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel.
_6,2 Wenn du nun Almosen gibst, sollst du es nicht vor
dir ausposaunen lassen, wie es die Heuchler tun in den Synagogen und auf den
Gassen, damit sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie
haben ihren Lohn schon gehabt. 6,3 Wenn du aber Almosen gibst,
so laß deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, 6,4 damit dein Almosen verborgen bleibe; und dein
Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.
Vom
Beten. Das Vaterunser
6,5 Und
wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den
Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, damit sie von den Leuten
gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon
gehabt. 6,6 Wenn du aber betest, so geh in dein
Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen
ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten. 6,7 Und wenn ihr betet, sollt
ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele
Worte machen. 6,8 Darum sollt ihr ihnen nicht
gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet. 6,9 Darum
sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein
Name werde geheiligt. 6,10 Dein Reich komme. Dein
Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. 6,11
Unser tägliches Brot gib uns heute. 6,12
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. 6,13 Und führe
uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.* [Denn dein
ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.]** 6,14 Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen
vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. 6,15 Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird
euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.
Vom
Fasten
6,16 Wenn
ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler; denn sie
verstellen ihr Gesicht, um sich vor den Leuten zu zeigen mit ihrem Fasten.
Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. 6,17 Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und
wasche dein Gesicht, 6,18 damit du dich nicht vor
den Leuten zeigst mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, der im
Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's
vergelten.
Vom
Schätzesammeln und Sorgen
6,19 Ihr
sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost
fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. 6,20
Sammelt euch aber Schätze
im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht
einbrechen und stehlen. 6,21 Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.
_6,22 Das Auge ist das Licht des Leibes. Wenn dein Auge
lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein. 6,23 Wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer
Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß
wird dann die Finsternis sein!
_6,24 Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird
den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und
den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und
dem Mammon. 6,25 Darum
sage ich euch: Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet;
auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als
die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? 6,26
Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie
sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.
Seid ihr denn nicht viel mehr als sie? 6,27 Wer ist
unter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen könnte, wie sehr er
sich auch darum sorgt? 6,28 Und warum sorgt ihr
euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie
arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. 6,29 Ich
sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht
gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. 6,30 Wenn
nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in
den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr
Kleingläubigen? 6,31 Darum sollt ihr nicht sorgen
und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns
kleiden? 6,32 Nach dem allen trachten die Heiden.
Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. 6,33
Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. 6,34 Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen.
Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.
Vom
Richtgeist
7,1 Richtet
nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. 7,2 Denn nach
welchem Recht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch
zugemessen werden. 7,3 Was siehst du aber den
Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem
Auge? 7,4 Oder wie kannst du sagen zu deinem Bruder:
Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen?,
und siehe, ein Balken ist in deinem Auge. 7,5 Du
Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach sieh zu, wie du den
Splitter aus deines Bruders Auge ziehst.
_7,6 Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben, und
eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, damit die sie nicht zertreten
mit ihren Füßen und sich umwenden und euch zerreißen.
Von der
Gebetserhörung
7,7 Bittet, so wird euch gegeben; (d) suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so
wird euch aufgetan. 7,8 Denn wer da bittet, der
empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.
7,9 Wer ist unter euch Menschen, der seinem Sohn,
wenn er ihn bittet um Brot, einen Stein biete? 7,10
oder, wenn er ihn bittet um einen Fisch, eine Schlange biete? 7,11
Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, dennoch euren Kindern gute Gaben geben
könnt, wie viel mehr wird
euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!
Vom Tun
des göttlichen Willens
7,12 Alles
nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!
Das ist das Gesetz und die Propheten.
_7,13 a Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die
Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele
sind's, die auf ihm hineingehen. 7,14 Wie eng ist
die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind's, die
ihn finden!
_7,15 Seht euch vor vor den falschen
Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie
reißende Wölfe. 7,16 An ihren Früchten
sollt ihr sie erkennen. Kann man denn Trauben lesen von den Dornen oder Feigen
von den Disteln? 7,17 So bringt jeder gute Baum
gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt schlechte Früchte. 7,18 Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte
bringen, und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen. 7,19
Jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer
geworfen.
7,20 Darum: an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.
_7,21 Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr,
Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die
den Willen tun meines Vaters im Himmel. 7,22 Es
werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben
wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen böse
Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder getan? 7,23 Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch
nie gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter!
Die
Berufung des Matthäus und das Mahl mit den Zöllnern
(Mk
2,13-17; Lk 5,27-32)
9,9 Und als Jesus von dort
wegging, sah er einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäus;
und er sprach zu ihm: Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm. 9,10 Und es begab sich, als er zu Tisch saß im Hause,
siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder und saßen zu Tisch mit Jesus und
seinen Jüngern. 9,11 Als das die Pharisäer sahen,
sprachen sie zu seinen Jüngern: Warum isst euer Meister mit den Zöllnern und
Sündern? 9,12 Als das Jesus hörte, sprach er: Die
Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. 9,13 Geht aber hin und lernt, was das heißt (Hosea
6,6): «Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer.»
Ich
bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.
Menschenfurcht
und Gottesfurcht
(Lk
12,2-9) Es ist nichts verborgen, was nicht offenbar wird, und nichts geheim,
was man nicht wissen wird. 10,27 Was ich euch sage in der Finsternis, das redet
im Licht; und was euch gesagt wird in das Ohr, das predigt auf den Dächern. 10,28 Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib
töten, doch die Seele nicht töten können; fürchtet
euch aber viel mehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle. 10,29 Kauft man nicht zwei Sperlinge für einen
Groschen? Dennoch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne euren Vater. 10,30 Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupt
alle gezählt.
10,31 Darum fürchtet euch nicht; ihr seid
besser als viele Sperlinge. 10,32 Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will
ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. 10,33 Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den
will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater. (Drohung)
Entzweiungen
um Jesu willen
10,34 Ihr sollt
nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin
nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. (Was für ein Widerspruch zu seinem Gebot der Feindesliebe!
Auch die weiteren Sätze sind die Sätze eines Hasspredigers.) 10,35
Denn ich bin gekommen, a den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die
Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. 10,36 Und des Menschen Feinde werden seine eigenen
Hausgenossen sein. 10,37 Wer Vater oder Mutter
mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr
liebt als mich, der ist meiner nicht wert. 10,38 Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und
folgt mir nach, der ist meiner nicht wert. 10,39 Wer sein Leben findet, der wird's verlieren;
und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden.
Aufnahme
um Jesu willen
10,40 Wer euch aufnimmt, der
nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. 10,41 Wer einen Propheten aufnimmt, weil es ein
Prophet ist, der wird den Lohn eines Propheten empfangen. Wer
einen Gerechten aufnimmt, weil es ein Gerechter ist, der wird den Lohn eines
Gerechten empfangen. 10,42 Und wer einem dieser
Geringen auch nur einen Becher kalten Wassers zu trinken gibt, weil es ein
Jünger ist, wahrlich ich sage euch: es wird ihm nicht unbelohnt bleiben. (Drohung gegen jeden, der ihn und seine Missionare nicht
unterstützt).
Jesu
Weheruf über galiläische Städte
(Lk
10,13-15)
11,20 Da fing er an, die Städte
zu schelten, in denen die meisten seiner Taten geschehen waren; denn sie hatten
nicht Buße getan: 11,21 Wehe dir, Chorazin! Weh
dir, Betsaida! Wären solche Taten in Tyrus und Sidon geschehen, wie sie bei
euch geschehen sind, sie hätten längst in Sack
und Asche Buße getan. 11,22 Doch ich sage euch: Es
wird Tyrus und Sidon erträglicher ergehen am Tage des Gerichts als euch. 11,23 Und du, Kapernaum,
wirst du (d) bis
zum Himmel erhoben werden? Du wirst bis in die Hölle hinuntergestoßen werden.
Denn wenn in Sodom die Taten geschehen wären, die in dir geschehen sind, es
stünde noch heutigen Tages. 11,24 Doch ich sage
euch: Es wird dem Land der Sodomer erträglicher ergehen am Tage des Gerichts
als dir.
(Hasspredigt, Einschüchterung).
_11,28 Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und
beladen seid; ich will euch erquicken. 11,29 Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir;
denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe
finden für eure Seelen. 11,30 Denn mein Joch ist
sanft, und meine Last ist leicht.
(Lohnversprechung, Umschleimung).
Jesu
Macht über die bösen Geister
(Mk
3,22-27; Lk 11,14-23)
12,22 Da wurde ein Besessener zu
Jesus gebracht, der war blind und stumm; und er heilte ihn, so dass der Stumme
redete und sah. 12,23 Und alles Volk entsetzte
sich und fragte: Ist dieser nicht Davids
Sohn? 12,24 Aber als die Pharisäer das hörten,
sprachen sie: Er
treibt die bösen Geister nicht anders aus als durch Beelzebul, ihren Obersten. 12,25 Jesus erkannte aber ihre Gedanken und sprach zu
ihnen: Jedes Reich, das mit sich selbst uneins ist, wird verwüstet; und jede
Stadt oder jedes Haus, das mit sich selbst uneins ist, kann nicht bestehen. 12,26 Wenn nun der Satan den Satan austreibt, so muss
er mit sich selbst uneins sein; wie kann dann sein Reich bestehen? 12,27 Wenn ich aber die bösen Geister durch Beelzebul
austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter
sein. 12,28 Wenn ich aber die
bösen Geister durch den Geist Gottes austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu
euch gekommen. 12,29 Oder wie kann jemand in das
Haus eines Starken eindringen und ihm seinen Hausrat rauben, wenn er nicht
zuvor den Starken fesselt? Erst dann kann er sein Haus berauben. 12,30 Wer
nicht mit mir ist, der ist gegen mich; (eine Drohung
der sich später etwa Hitler und Bush bedienten!) und wer nicht mit mir
sammelt, der zerstreut.
Die Sünde
gegen den heiligen Geist
(Mk
3,28-30; Lk 12,10; 6,43-45)
12,31 Darum sage ich euch: Alle
Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben; aber die Lästerung gegen den
Geist wird nicht vergeben. 12,32 Und wer
etwas redet gegen den Menschensohn, dem wird es vergeben; aber wer etwas redet
gegen den heiligen Geist, dem wird's nicht vergeben, weder in dieser noch in
jener Welt. (Einschüchterung kritischer Geister!)
Vom Baum
und seinen Früchten
12,33 Nehmt an, ein Baum ist
gut, so wird auch seine Frucht gut sein; oder nehmt an, ein Baum ist faul, so
wird auch seine Frucht faul sein. Denn an der Frucht erkennt man den Baum. 12,34 Ihr Schlangenbrut,
wie könnt ihr Gutes reden, die ihr böse seid? Wes das Herz voll ist, des geht
der Mund über. 12,35 Ein guter Mensch bringt Gutes
hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser Mensch bringt Böses
hervor aus seinem bösen Schatz. 12,36 Ich sage
euch aber, dass die Menschen Rechenschaft geben müssen am Tage des Gerichts von
jedem nichtsnutzigen Wort, das sie geredet haben. 12,37 Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt
werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden. (Einschüchterung mit dem jüngsten Gericht!)
Jesu
wahre Verwandte
(Mk
3,31-35; Lk 8,19-21)
12,46 Als er noch zu dem Volk
redete, siehe, da standen seine
Mutter und seine Brüder draußen, die wollten mit ihm reden. 12,47
Da sprach einer zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und
wollen mit dir reden. 12,48 Er antwortete aber und
sprach zu dem, der es ihm ansagte: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine
Brüder? 12,49
Und er streckte die Hand aus über seine Jünger und sprach: Siehe da, das ist
meine Mutter, und das sind meine Brüder! 12,50
Denn wer den Willen tut meines Vaters im Himmel, der ist
mir Bruder und Schwester und Mutter. (Ein furchterregendes
„Beispiel von Nächstenliebe“ und ein Verstoß gegen Moses Gebote! (2. Mose
20,12; 21,17): «Du sollst Vater und Mutter ehren; wer aber Vater und Mutter
flucht, der soll des Todes sterben.»)
Vom
Unkraut unter dem Weizen
13,24 Er legte ihnen ein anderes
Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten
Samen auf seinen Acker säte. 13,25 Als aber die
Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging
davon. 13,26 Als nun die Saat wuchs und Frucht
brachte, da fand sich auch das Unkraut. 13,27 Da
traten die Knechte zu dem Hausvater und sprachen: Herr, hast du nicht guten
Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut? 13,28
Er sprach zu ihnen: Das hat ein Feind getan. Da sprachen die Knechte: Willst du
denn, dass wir hingehen und es ausjäten? 13,29 Er
sprach: Nein! damit ihr nicht zugleich den Weizen mit ausrauft, wenn ihr das
Unkraut ausjätet. 13,30 Lasst beides miteinander
wachsen bis zur Ernte; und um die Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen:
Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, damit man es verbrenne;
aber den Weizen sammelt mir in meine Scheune. (Eine Aufforderung, sich nicht gegen das Schlechte und
Unrechte zu wehren, da es ja von Gott einmal mit dem „Feuer“ bestraft werden
wird…)
Die
Deutung des Gleichnisses vom Unkraut
13,36 Da ließ Jesus das Volk
gehen und kam heim. Und seine Jünger traten zu ihm und sprachen: Deute uns das
Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker. 13,37 Er
antwortete und sprach zu ihnen: Der Menschensohn ist's, der den guten Samen
sät. 13,38 Der Acker ist die Welt. Der gute Same
sind die Kinder des Reichs. Das Unkraut sind die Kinder
des Bösen. 13,39 Der Feind, der es sät, ist der
Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel. 13,40 Wie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer
verbrennt, so wird's auch am Ende der Welt gehen. 13,41
Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem
Reich alles, was zum Abfall verführt, und die da Unrecht tun, 13,42 und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird
Heulen und Zähneklappern sein. 13,43 Dann werden
die Gerechten leuchten
wie die Sonne in ihres Vaters Reich. Wer Ohren hat, der höre! (Die massivste Einschüchterung, hier zeigt sich, dass die
christliche Lehre die Menschen nur verängstigen und disziplinieren will.)
Vom
Fischnetz
13,47 Wiederum gleicht das
Himmelreich einem Netz, das ins Meer geworfen ist und Fische aller Art fängt. 13,48 Wenn es aber voll ist, ziehen sie es heraus an
das Ufer, setzen sich und lesen die guten in Gefäße zusammen, aber die
schlechten werfen sie weg. 13,49 So wird es auch
am Ende der Welt gehen: die Engel werden ausgehen und die
Bösen von den Gerechten scheiden 13,50 und werden
sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein. (Wieder massive Drohungen Einschüchterungen).
Von
Reinheit und Unreinheit
(Mk
7,1-23)
_15,10 Und er rief das Volk zu sich und sprach zu
ihnen: Hört zu und begreift's: 15,11 Was zum Mund hineingeht, das macht den Menschen nicht unrein;
sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein. 15,12 Da traten seine Jünger zu ihm und fragten:
Weißt du auch, dass die Pharisäer an dem Wort Anstoß nahmen, als sie es hörten?
15,13 Aber er antwortete und sprach: Alle
Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, die werden
ausgerissen.
15,14 Lasst sie, sie sind blinde
Blindenführer! Wenn aber ein Blinder den andern führt, so fallen sie beide in
die Grube. 15,15 Da antwortete Petrus und sprach
zu ihm: Deute uns dies Gleichnis! 15,16 Und Jesus
sprach zu ihnen: Seid denn auch ihr noch immer unverständig? 15,17
Merkt ihr nicht, dass alles, was zum Mund hineingeht, das geht in den Bauch und
wird danach in die Grube ausgeleert? 15,18 Was
aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das macht den
Menschen unrein. 15,19 Denn aus dem
Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches
Zeugnis, Lästerung. 15,20 Das sind die Dinge, die
den Menschen unrein machen. Aber mit ungewaschenen Händen essen, macht den
Menschen nicht unrein.
Von der
Nachfolge
(Mk
8,34-9,1; Lk 9,23-27)
16,24 Da
sprach Jesus zu seinen Jüngern: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich
selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir. 16,25 Denn wer sein Leben erhalten will, der wird's
verlieren; wer
aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden. 16,26
Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme
doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, womit er seine
Seele auslöse? 16,27 Denn es wird geschehen, dass
der Menschensohn kommt in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln, und
dann wird er einem
jeden vergelten nach seinem Tun. 16,28 Wahrlich,
ich sage euch: Es stehen einige hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis
sie den Menschensohn kommen sehen in seinem Reich.
Warnung
vor Verführung zum Abfall
(Mk
9,42-47; Lk 17,1.2)
18,6 Wer aber einen dieser
Kleinen, die an mich glauben, zum Abfall verführt, für den wäre es besser, dass
ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ersäuft würde im Meer, wo es am
tiefsten ist. 18,7 Weh der Welt der Verführungen
wegen! Es müssen ja Verführungen kommen; doch weh dem Menschen, der zum Abfall
verführt! 18,8 Wenn
aber deine Hand oder dein Fuß dich zum Abfall verführt, so hau sie ab und wirf
sie von dir. Es ist besser für dich, dass du lahm oder verkrüppelt zum Leben
eingehst, als dass du zwei Hände oder zwei Füße hast und wirst in das ewige
Feuer geworfen. 18,9 Und wenn dich dein Auge zum
Abfall verführt, reiß es aus und wirf's von dir. Es
ist besser für dich, dass du einäugig zum Leben eingehst, als dass du zwei
Augen hast und wirst in das höllische Feuer geworfen. (Drohung
und Einschüchterung).
Von der
Vergebung («Der Schalksknecht»)
18,20 Da
trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der
an mir sündigt, vergeben? Genügt es siebenmal? 18,21
Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal
siebenmal.
Die
Gefahr des Reichtums («Der reiche Jüngling»)
(Mk
10,17-27; Lk 18,18-27)
19,16 Und siehe, einer trat zu
ihm und fragte: Meister, was soll ich Gutes tun, damit ich das ewige Leben
habe? 19,17 Er aber sprach zu ihm: Was fragst du
mich nach dem, was gut ist? Gut ist nur Einer. Willst du aber zum Leben
eingehen, so halte die Gebote. 19,18
Da fragte er ihn: Welche? Jesus aber sprach: «Du sollst nicht töten; du sollst
nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis
geben; 19,19 ehre Vater und Mutter» (2. Mose 20,12-
16); und: «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst» (3. Mose 19,18). 19,20 Da sprach der Jüngling zu ihm: Das habe ich
alles gehalten; was fehlt mir noch? 19,21 Jesus
antwortete ihm: Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast,
und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz
im Himmel haben; und komm und folge mir nach! 19,22
Als der Jüngling das Wort hörte, ging er betrübt davon; denn er hatte viele
Güter.
_19,23 Jesus aber sprach zu seinen Jüngern: Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher wird schwer ins
Himmelreich kommen. 19,24 Und weiter sage ich
euch: Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein
Reicher ins Reich Gottes komme. 19,25 Als
das seine Jünger hörten, entsetzten sie sich sehr und sprachen: Ja, wer kann
dann selig werden? 19,26 Jesus aber sah sie an und
sprach zu ihnen: Bei den Menschen ist's unmöglich; aber bei Gott
sind alle Dinge möglich.
Der Lohn
der Nachfolge
(Mk
10,28-31; Lk 18,28-30)
19,27 Da fing Petrus an und
sprach zu ihm: Siehe, wir
haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns dafür gegeben? 19,28 Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage
euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet bei der Wiedergeburt, wenn der
Menschensohn sitzen wird auf dem Thron seiner Herrlichkeit, auch sitzen
auf zwölf Thronen und richten
die zwölf Stämme Israels. 19,29 Und wer Häuser
oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Äcker verlässt
um meines Namens willen, der wird's hundertfach empfangen und das ewige Leben
ererben. 19,30 Aber viele, die die Ersten sind,
werden die Letzten und die Letzten werden die Ersten sein. (Lohnversprechung für die Treuen).
Von den
bösen Weingärtnern
(Mk
12,1-12; Lk 20,9-19)
Die Frage
nach der Steuer («Der Zinsgroschen»)
(Mk
12,13-17; Lk 20,20-26)
22,15 Da gingen die Pharisäer
hin und hielten Rat, wie sie ihn in seinen Worten fangen könnten; 22,16 und sandten zu ihm ihre Jünger samt den
Anhängern des Herodes. Die sprachen: Meister,
wir wissen, dass du wahrhaftig bist und lehrst den Weg Gottes recht und fragst
nach niemand; denn du achtest nicht das Ansehen der Menschen. 22,17
Darum sage uns, was meinst du: Ist's recht, dass man dem Kaiser Steuern zahlt
oder nicht? 22,18 Als nun Jesus ihre Bosheit
merkte, sprach er: Ihr Heuchler, was versucht ihr mich? 22,19
Zeigt mir die Steuermünze! Und sie reichten ihm einen Silbergroschen. 22,20 Und er sprach zu ihnen: Wessen Bild und
Aufschrift ist das? 22,21 Sie sprachen zu ihm: Des
Kaisers. Da sprach er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was
des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist! 22,22 Als sie das hörten, wunderten sie sich, ließen
von ihm ab und gingen davon.
Die Frage
nach der Auferstehung
(Mk
12,18-27; Lk 20,27-40)
22,23 An demselben Tage traten
die Sadduzäer zu ihm, die
lehren, es gebe keine Auferstehung, und fragten ihn 22,24
und sprachen: Meister, Mose hat gesagt (5. Mose 25,5.6): «Wenn einer stirbt und
hat keine Kinder, so soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder
Nachkommen erwecken.» 22,25 Nun waren bei uns
sieben Brüder. Der erste heiratete und starb; und weil er keine Nachkommen
hatte, hinterließ er seine Frau seinem Bruder; 22,26
desgleichen der zweite und der dritte bis zum siebenten. 22,27
Zuletzt nach allen starb die Frau. 22,28 Nun in
der Auferstehung: wessen Frau wird sie sein von diesen sieben? Sie haben sie ja
alle gehabt. 22,29 Jesus aber antwortete und
sprach zu ihnen: Ihr irrt, weil ihr weder die Schrift kennt noch die Kraft
Gottes. 22,30 Denn in der Auferstehung werden sie
weder heiraten noch sich heiraten lassen, sondern sie sind wie Engel im Himmel.
22,31 Habt ihr denn nicht gelesen von der
Auferstehung der Toten, was euch gesagt ist von Gott, der da spricht (2. Mose
3,6): «22,32 Ich bin der Gott Abrahams und der
Gott Isaaks und der Gott Jakobs»? Gott ist nicht ein
Gott der Toten, sondern der Lebenden. (???)
22,33 Und als das Volk das hörte, entsetzten sie
sich über seine Lehre.
Die Frage
nach dem höchsten Gebot
(Mk
12,28-31; Lk 10,25-28)
22,34 Als aber die Pharisäer
hörten, dass er den Sadduzäern das Maul gestopft hatte, versammelten sie sich. 22,35 Und einer von ihnen, ein Schriftgelehrter,
versuchte ihn und fragte: 22,36 Meister, welches
ist das höchste Gebot im Gesetz? 22,37 Jesus aber
antwortete ihm: «Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen,
von ganzer Seele und von ganzem Gemüt*» (5. Mose 6,5). *Siehe Sach- und
Worterklärungen. 22,38 Dies ist das höchste und
größte Gebot. 22,39 Das andere aber ist dem
gleich: «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich
selbst» (3. Mose 19,18). 22,40 In diesen
beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die
Propheten.
Vom
Weltgericht
25,31 Wenn aber der
Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit, und alle Engel mit ihm, dann wird
er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit, 25,32
und alle
Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er
wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet,
25,33 und wird die Schafe zu seiner Rechten
stellen und die Böcke zur Linken. 25,34 Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner
Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch
bereitet ist von Anbeginn der Welt! 25,35 Denn
ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig
gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen, und
ihr habt mich aufgenommen. 25,36 Ich bin nackt
gewesen, und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich
besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen, und ihr seid zu mir gekommen. 25,37 Dann werden ihm die Gerechten antworten und
sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen
gegeben? oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? 25,38
Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen? oder nackt
und haben dich gekleidet? 25,39 Wann haben wir
dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? 25,40
Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten
Brüdern, das habt ihr mir getan.
_25,41 Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken:
Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige
Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! 25,42
Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich bin
durstig gewesen, und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. 25,43
Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt
gewesen, und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis
gewesen, und ihr habt mich nicht besucht. 25,44
Dann werden sie ihm auch antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig
oder durstig gesehen oder als Fremden oder nackt oder krank oder im Gefängnis
und haben dir nicht gedient? 25,45 Dann wird er
ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt
einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan. 25,46 Und sie werden hingehen: diese zur ewigen
Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben.
Der
Missionsbefehl
28,16 Aber die elf Jünger gingen
nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte. 28,17
Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten. 28,18 Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir
ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. 28,19
Darum gehet hin und machet
zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und
des heiligen Geistes 28,20 und lehret sie halten
alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich
bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Missionierungsauftrag.
Deswegen können Christen nicht Andersgläubige tolerieren, sie müssen für das
eigene Dogma gewonnen werden).
1.
Niemand kann etwas über die Existenz von Gott oder Göttern aussagen.
2.
Da es so ist, ist schon jedes Wort darüber zuviel.
3.
Über die Religionen kann man sehr wohl Aussagen treffen. Der Beweis, dass sie
mit Gott nichts zu tun haben, ist ihr Bild, das sie sich von ihm machen. In
ihren „heiligen Schriften“ beschreiben sie Gott oder die Götter als Wesen, bei
denen man den Eindruck gewinnt, dass sie sich selber beschreiben. Gott ist
zornig, launisch, gewalttätig, berechnend, gut und schlecht, durch
Untertänigkeit, Gebetsgemurmel oder gymnastische Übungen zu beeinflussen, was
eigentlich eine Beleidigung für einen Gott wäre. Die Einfalt, mit denen sich
die Religionen ihre Götter ausmalen, ist der einfachste und logischte Beweis
für die Haltlosigkeit ihrer Dogmen.
4.
Die Begründung, man bräuchte die Religionen und die Gottesfurcht, um die
Menschen zu disziplinieren und besser zu machen, ist ebenso völlig haltlos,
denn die Menschen sind naturgegeben soziale Wesen und wären schon längst
ausgestorben, wenn sie es nicht wären.
5.
Die Geschichte der Menschheit zeigt auch, dass im Namen der Religionen und
ihrer „Götter“ die größten Verbrechen begangen wurden und noch immer begangen
werden. Die Religionen trennen die Völker und ihr Zusammenwachsen wird erst
möglich sein, wenn die Religionen die Menschen nicht mehr verrückt machen. Dies
ist auch der Grund, warum ich diese klaren Worte schreibe, denn die Religionen
und alle die Völker separierenden und fanatisierenden Ideologien müssen überwunden
werden, wenn diese Welt eine Zukunft haben will.
5.
Einschränkung des Gesagten
Und
doch will ich an dieser Stelle eine Einschränkung machen. Ein ebenso großes
Problem für die Zukunft der Menschheit ist die Landflucht und das Streben nach
einem bequemen und parasitären Leben in immer größer werdenden Städten.
Wenn
ich dann etwa die letzten Berg-, Dschungel- oder Wüstenvölker sehe, die in
archaischer Weise leben und arbeiten und – nicht zuletzt durch eine durch
Religionen geregelten Lebensweise – in bewundernswerter Weise unter härtesten
Bedingungen Landwirtschaft betreiben und seit Jahrtausenden, etwa durch mühsame
Terrassierungen von steilen Hängen, dann habe ich durchaus die Sorge, dass der
Verlust der Religion auch das Ende ihrer Lebensweise bedeuten würde.
Andererseits
wird das auch durch Kommerzialisierung und Ausbreitung des Konsumverhaltens der
Industriestaaten über kurz oder lang geschehen.