Leserbrief an den Bayerwaldboten Regen zum Artikel vom 1.3. zur
Springkrautbekämpfung durch den Waldverein
2.3.07 Springkraut und Ampferbekämpfung "Wer einmal lässt das Unkraut stehn, muß sieben Jahre jäten gehn!“ Diese alte Gärtnerweisheit ist im Fall der Neophyten, also mancher pflanzlicher und tierischer Neueinwanderer, leider noch eine Untertreibung. Bei der Bekämpfung des Springkrautes habe ich lange Erfahrung. Auf ein paar Tagwerk Bachaue rupfe ich das Kraut seit etwa 15 Jahren regelmäßig aus, und doch wird es jedes Jahr mehr, ja es hat sich vertausendfacht! Solange es nicht überall bekämpft wird, ist alle Mühe umsonst. Ich kenne eine dunkle Fichtenanpflanzung, auf dessen Nadelboden nichts wächst, nun ist das Springkraut eingewandert, zehntausendfach, einfach unglaublich. Einen ähnlich hoffnungslosen Kampf führen manche gegen eine spireenartige Staude, die sich über Wurzelausläufer verbreitet, bei der auch noch jedes vergessene Wurzel- oder Aststückchen wieder austreibt. Die Hoffnung auf Haselnüsse kann man überall dort begraben, wo das amerikanische Eichhörnchen eingewandert ist, denn dies kann den Reifezustand der Früchte nicht erkennen und rupft alle ab, auch wenn noch gar keine Kerne da sind. Die Varroamilbe wurde von Wissenschaftlern aus Asien eingeschleppt und hat sich über ganz Mitteleuropa verbreitet, ohne Bekämpfung gäbe es weder Honig noch Obsternten. Doch auch einheimische Plagen vermehren sich durch falsche Bodenbewirtschaft immer mehr. Der verhasste krause Ampfer, der im Volksmund "Sau- oder Schmär-Blädan, Schupfa-Plägan, Laan- Schdauan oda "Roude Mandl“ genannt wird, hat viele Wiesen fest im Griff. Man hört, das anderswo Wiesen schon aufgeforstet werden, weil man der Pflanze nicht Herr wird. Bis zu zehntausend Samen kann eine Pflanze erzeugen, die bis zu sechzig Jahre keimfähig bleiben, das sagt wohl alles aus. Doch die moderne Landwirtschaft "züchtet“ das Kraut mit der übertriebenen Güllerei direkt. Ich kenne Wiesen, da hat man durch gedankenloses Güllen an heißen Tagen alles Gras verbrannt, überleben konnten nur Tiefwurzler wie Löwenzahn und Ampfer, der zudem als Lichtkeimer seine Chance nutzt. An besten bekämpft man den Ampfer, bevor man ihn hat, durch vernünftige Düngung, durch nicht zu häufiges Befahren der Wiesen mit schwerem Gerät, da er bei Verletzungen der Grasnarbe austreibt. Oft sieht man Bauern mit Giftspritzen hantieren, der Erfolg scheint aber gering zu sein. Ich habe eine Fläche von etwa 500 Quadratmeter, die völlig verampfert war, jahrelang oft gemäht, sogar mit dem Rasenmäher, um ein weiteres Heranreifen von Samen zu unterbinden, völlig ohne Erfolg. In einem Anfall von Zorn und Kraft habe ich die Wurzelstöcke dann mit dem Pickel ausgegraben. Man hat den Bogen bald raus, die Erde muß leidlich feucht sein, ein tiefer Hieb, Heraushebeln der Wurzelknolle, es genügt, wenn man die oberen zehn Zentimeter erwischt. Übrigens habe ich fünfzig Schubkarren Wurzeln von der kleinen Fläche herausgeholt, ich habe einige Male dabei schier verzweifelt. Doch im nächsten Jahr habe ich nur noch drei Schubkarren davon gejätet, heute wird kein halber Schubkarren mehr voll. Doch man muß dahinterher bleiben, sonst ist in wenigen Jahren alles wieder wie vorher! Der - vor allem im Lindberger Raum - gebräuchliche Name "Saublädan" könnte auf eine Rodung durch Schweine hindeuten. Gut möglich, dass freilaufende Borstenviecher den Boden mit dem Rüssel umgraben und - wenns nichts anderes gibt, auch die Ampfer fressen... Ich habe einige grasfressende Tiere darauf angesetzt, alle haben die Ampfer verschmäht. Alleine die Ziegen naschen manchmal daran, aber große Mengen fressen sie auch nicht. (Ich glaube sie haben nur immer demonstrativ daran genagt, um sich nach irgendeinem Unfug wieder einzuschmeicheln....) Doch wieder zum Springkraut. Es ist heute stellenweise schon im Bergwald angekommen, seine Verbreitung scheint kaum mehr aufzuhalten. Abhilfe kann es nur geben, wenn jeder dazu fähige Bürger im Landkreis - wirklich jeder! die Patenschaft für ein Stück Land übernimmt und es ein paar Jahre vom Springkraut befreit. Und doch bliebe selbst das wie ein Kampf gegen Windmühlen, denn die Globalisierung schleppt dauernd neue Gefahren ein, von der Gentechnik gar nicht zu reden.
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