18.1.03 "Kein Blut für Öl!"
Auf diesen kurzen Nenner brachten dieser Tage amerikanische Demonstranten in Washington den wichtigsten Kriegsgrund ihres Präsidenten. Doch MdL Brunner rief beim Neujahrsempfang die Bundeswehr in Regen zur "Solidarität mit den USA" auf. Sollte man Solidarität nicht nur mit Opfern üben? Verbundenheit mit Tätern nennt man besser Nibelungentreue oder Korpsgeist. Aber natürlich, es geht ja nur um ein Drohpotential aufrecht zu halten, nicht um einen Krieg...
Die nächsten Wochen werden uns zeigen, um was es wirklich geht. Aus tiefsten Herzen hoffe ich, dass ich mit all denen, die vor dem Krieg warnen, unrecht habe und Bush tatsächlich den Frieden will. Nach neuen Umfragen sind auch 45 % der Amerikaner gegen den Krieg, das wären immerhin zwanzig Prozent mehr, als Herrn Bush überhaupt gewählt haben.
Das Embargo soll bereits zu 1,5 Millionen Toten Irakern geführt haben und das Land ist noch vom letzten Golfkrieg mit Plutonium verseucht, weil die USA 1991 radiokativen Abfälle als Munition verschossen haben. Daran sind sogar 180 000 GIs erkrankt und fast 10000 gestorben. Und das alles wegen Öl?
Allen, die sich für Hintergründe der amerikanischen Politik im Nahen Osten interessieren, sei der amerikanische Dokumentarfilm "Die Wahrheit über den Golfkrieg" empfohlen, der neulich bei Arte lief. Die wichtigsten Aussagen daraus habe ich auf einer Website zusammengefasst.
"Die Wahrheit über den Golfkrieg" Amerikanischer Dokumentarfilm von 2000, gesendet am 8.1.03 bei ARTE
Der Film schildert die koloniale Geschichte Babylons, des heutigen Iraks, vor allem seine strategische und wirtschaftliche Bedeutung, letzteres vor allem wegen seiner gewaltigen Erdölvorräte. Es wird berichtet, dass Saddam Hussein 1968 mit Hilfe des CIA an die Macht geputscht und von den USA mit Rüstungsgütern und Krediten aus dem Westen versorgt wurde. Erst als er 1972 die Ölfelder verstaatlichte, wurde er vom "guten Saddam" zum "bösen Saddam". Die USA unterstützten nun den Schah. Als 1979 die Mullahs im Iran die Macht übernahmen, wurde Saddam wieder zum US- Freund. Im Irak-Irankrieg wurden beide Parteien mit Waffen aus den USA versorgt. 1988, nach dem Krieg, erhöhte Kuweit seine Ölfördermenge und verbilligte das Öl, wodurch der Irak 1/3 seiner Erdöleinnahmen verlor. Saddam drohte Kuweit, das er als irakisches Gebiet ansieht, weil es nur durch die früheren Kolonialherrn abgetrennt worden war. Es wird gesagt, dass Saddam indirekt von den USA ermuntert wurde Kuweit zu besetzen und er in die aufgestellte Falle tappte. Die USA brauchten einen Kriegsgrund gegen ihn und vor allem ein Bedrohungszenario, damit die Saudis amerikanischen Militärbasen in ihrem Land zustimmten. Diese Zustimmung wurde, nach der Meinung von Fachleuten, durch eine glatte Lüge erreicht. Die USA behaupteten, Saddam wolle auch Saudi-Arabien überfallen und habe bereits riesige Panzerverbände an ihrer Grenze zusammengezogen ("250 000 Soldaten, 1500 Panzer"), was aber nicht zutraf. Die USA reagierten auf den Einmarsch in Kuweit sofort, ganz offensichtlich war alles von langer Hand vorbereitet. Sie froren die Konten des Iraks ein und errichteten eine Seeblockade. Zufällig lief auch bereits eine großangelegte Militärübung "Internal Look".
Dann werden im Film Zahlen zum Golfkrieg genannt, etwa, dass er auf Seiten des Iraks 150-200 000 Tode gefordert habe und die Amerikaner gigantische Bombenmengen abwarfen (88 500 Tonnen, bei 110 000 Lufteinsätzen) und dass der Krieg alles andere als eine präzise Aktion gegen strategische Ziele war. Es wurde vorsätzlich die Infrastruktur des Landes zerstört, auch Staudämme, die Wasser- und Stromversorgung und das Kommunikationssystem des Landes.
Die Amerikaner haben auch erstmals in der Geschichte Uranabfall verschossen, also gefährlichetn, mit Plutonium verseuchten Giftmüll, der etwa 4,5 Milliarden Jahre radioaktiv strahlt. (Diese U238 Munition hat durch ihre enorme Härte höchste Durchschlagskraft ). Auch die eigenen Soldaten wurden nicht von der Gefährlichkeit der Munition unterrichtet. Von 696 628 eingesetzten US-Soldaten erkrankten 183 629, 9592 GIs starben bis zum Jahr 2000 daran. 436 000 Soldaten haben die verseuchten Gebiete betreten, teilweise wochenlang dort campiert und verseuchte Gegenstände als Souvenirs mit nach Hause genommen. Im Irak seien heute weite Gebiete des Landes verseucht und die Krebssterblichkeit und die Häufung von Mißbildungen bei Kindern sei enorm. Beduinen sammelten den radioaktiven Schrott und vertauschen ihn gegen Lebensmittel. Die Gefährlichkeit der Munition war den US Behörden nachweislich bekannt und wurde absichtlich verschiegen. Die Munition wurde auch im Kosowo und in Serbien eingesetzt und auf amerikanischen Truppenübungsplätzen auf der ganzen Welt verschossen. Der Film verweist auch auf Parallelen. etwa im Vietnamkrieg, wo ähnliche Verbrechen durch das Entlaubungsmittel "Agent Orange" geschehen sind, oder das GIs als Versuchskaninchen gezwungen worden waren, sich ungeschützt radioaktivem Fallout von Atomexplosionen auszusetzen.)
Amerikanische Teilnehmer am Golfkrieg berichten im Film, dass sie Kuweit in 24 Stunden eingenommen hatten und praktisch auf keinen Widerstand gestossen waren. Die große irakische Kriegsmaschinerie stellte sich als reines Märchen heraus. Der oberste Kommandeur, Norman Schwarzkopf , ist der Meinung, dass man in weiteren 1-2 Tagen auch Bagdad eingenommen hätte. Doch zu seiner Überraschung wurde plötzlich von der Politik ein Waffenstillstand beschlossen.
Im ganzen Irak waren Aufstände gegen Saddam ausgebrochen, die aber gegenüber den Medien verschwiegen wurden. Faktisch unterstützten die USA durch den Waffenstillstand Saddam, damit er die die Aufstände blutig niederschlagen konnte. Eine Entmachtung von Saddam lag überhaupt nicht im Interesse Washingtons, denn man brauchte Saddam weiter als bedrohlicher Dämon, um in der Region Stützpunkte ausbauen zu können und um den Anreiner Staaten Waffen verkaufen zu können. So haben die USA nach dem Krieg jeden Monat für 1 Milliarde Dollar Waffen in der Region verkaufen können!
Die bewegendste Zahl des Filmes ist aber, dass durch das fortgesetzte Embargo des Weltsicherheitsrates bislang etwa 1,5 Iraker sterben mußten.(Aussage von Dennis Halliday; Koordinator der UN für den Irak). Das Embargo habe Saddams Macht sogar noch gefestigt, da die Bevölkerung voll in seine Abhängigkeit getrieben wurde.
Als Aussenministerin Albright auf eine halbe Million Todesfälle bei irakischen Kindern angesprochen wurde, sagte sie den unglaublichen Satz: "Alles in alles denken wir, dass es das wert ist!"
Und Henry Kissinger sagte einmal: "Öl ist zu wichtig, um es den Arabern zu überlassen"