Leserbrief zu dem Artikel in der PNP vom 22.7.06 "Die Schuldfrage darf
nicht an Israel übergeben werden"
Juden sind immer Opfer und nie Täter... Was es derzeit von Seiten der Bundeskanzlerin, des amerikanischen Präsidenten und des Zentralrates der Juden in Deutschland an Aussagen zum Krieg Israels gegen den Libanon gibt, ist geradezu eine Beleidigung des Verstandes und des ethischen Empfindens. Nun bin ich alles andere als ein Nazi und Juden sind mir grad so lieb wie alle anderen Menschen, aber mit dem gegenwärtigen Krieg stellen sich ihre Führer und diejenigen, die sie unterstützen, außerhalb der zivilisierten Weltgemeinschaft. Seit vierzig Jahren führt Israel Krieg gegen die meisten seiner Nachbarn. Es besetzte und besiedelte fremdes Land, vertrieb Millionen von Menschen und behandelt die im Gazastreifen und Westjordanland verbliebenen Palästinenser faktisch wie Gefangene. Wenn die so unterdrückten und bestohlenen Völker sich gegen die Besatzung wehren, dann sind sie Terroristen. Doch wer die israelischen Untaten, die gegen alle Regeln der Völkergemeinschaft verstoßen, als solche benennt, bricht ein Tabu, das in der westlichen Welt als ungeschriebenes Gesetz gilt und ungefähr sagt, dass Juden immer Opfer sind und nie Täter. Natürlich haben Juden unter den deutschen Nazis unbeschreibliches Leid erfahren, doch das berechtigt ihre Nachfahren nicht andere Völker zu bestehlen, zu misshandeln und zu töten. Über das "Existenzrecht Israels" werde in Deutschland nicht debattiert, das sei Staatsräson, soll Kanzlerin Merkel in diesen Tagen gesagt haben. Nach meinem Verständnis steht aber über dem Existenzrecht von Staaten, das Existenzrecht der Menschen. Und das gilt für Israelis und Palästinenser. Wenn ich dann ebenfalls in diesen Tagen von einem intelligenten Nahostexperten den Begriff hörte, dass Israel das Recht habe, "das Land seiner Väter zu verteidigen", dann ist das wieder so eine verlogene Phrase. Nach dieser Logik könnte beinah jeder Fleck dieser Erde sich von Nachfahren früher dort lebender Völker angeeignet werden. Die israelische Bevölkerung hat alleine ein Recht, dort zu leben, wo sie leben, weil es dies seit Jahrzehnten macht und die Kinder, die dort geboren und aufgewachsen sind, nicht mehr vertrieben werden dürfen und sie für das Unrecht, die das ermöglichte, nichts können. Es war aber ursprünglich alleine koloniale Willkür, die, vielleicht durchaus mit edlen Beweggründen, den über die Welt verstreuten Juden eine Heimat geben wollte, an dem Ort, den sich ihre antiken Vorfahren einmal erobert hatten. Vermutlich wollten die Engländer mit dem Staat Israel quasi einen Schuh in die Tür der islamischen und so ölreichen Welt setzen". Und nach dem 2. Weltkrieg und den Nazigreueln an den Juden, wurde das Projekt "Israel" ein Selbstläufer und die dem Holocaust entronnenen, nahmen sich vor nie mehr wehrlose Beute zu sein und sich nichts mehr gefallen zu lassen. Diesen Zorn bekamen aber die unschuldigen arabischen Bewohner Palästinas ab. Nicht Mitgefühl für andere, vor allem für Schwächere hatte der Holocaust bei den jüdischen Zionisten, den jüdischen Nationalisten, erzeugt, sondern Unbarmherzigkeit und Egoismus. Und so wurden aus Opfern und deren Nachfahren sukzessive Täter, die sich gleichsam in eine Art Amoklauf hinein steigerten. Mit den gegenwärtigen Bombardierungen Beiruts und anderer Städte und Dörfer (und nach wie vor auch des Gazastreifens), wird in den betroffenen Menschen ein Hass und eine Verbitterung erzeugt, die dazu führen wird, dass jeder ermordete Millizionär durch zehn neue ersetzt werden wird. Was Israel heute macht, wird es auf Dauer zu einem verhassten Fremdkörper im Nahen Osten machen. Aus der Geschichte ist nicht bekannt, dass sich mit Gewalt und Unrecht auf Dauer ein Staat halten lässt, und sei er noch so überlegen gerüstet. Wie zu lesen, verlassen auch zunehmend Juden den Staat Israel und siedeln nach Amerika oder Europa um. Es ist gut vorstellbar, dass sich die Geschichte nach 2000 Jahren doch wiederholt. Die Juden sind möglicherweise gegenwärtig durch ihre nationalistisch verblendeten Führer dabei ihre Chance auf einen eigenen Staat schon auf mittlere Sicht zu verspielen.
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