Gedanken zur Globalisierung 1

 

Die Idee einer Welt, einer friedlich zusammenlebenden Menschheit, von Völkern, die ihr buntes Andersein bewahren und sich doch allesamt den gleichen Grundwerten und Menschenrechten verbunden fühlen, - von einer sich gleichzeitig vermischenden, multikulturellen Gesellschaft, in der einer den anderen toleriert und sich an der Verschiedenheit erfreut, in der es keine Fremdenfeindlichkeit mehr gibt – das ist die Welt, von der viele von uns träumen und der wir uns annähern sollten.

Doch die Welt ist anders. Die Menschen sind bequem und sie leben gerne möglichst angenehm. Wenn sie die Wahl haben, wählen sie die bequemere Arbeit, den milderen Landstrich, den größeren Konsum, das gesichertere Leben. Und weil die Welt warme und kalte Zonen hat, steinige und fruchtbare, weil in den Städten die größere Fülle möglich ist, das interessantere Leben- suchen die Menschen das Unerfreuliche zu vermeiden und streben nach dem Erfreulicheren. Sie denken dabei nicht an Übermorgen und nicht an ihre Enkel, ja oft nicht einmal an Morgen, sie sind froh, wenn sie die Gegenwart bewältigen.

Der imperialistische Freihandel, man spricht heute von Globalisierung, braucht offene Grenzen, offenen Waren und Menschenfluss. In der Praxis ergeben sich dadurch massive Probleme. Das Geld geht dorthin, wo es sich am günstigsten produzieren lässt, mit niedrigen Löhnen, wenig sozialer Absicherung, wenig Umweltschutzauflagen. Die Menschen dagegen haben den Drang sich dort ansiedeln, wo es sich augenscheinlich am leichtesten leben lässt – wo man am meisten verdient, sie wandern also in die gemäßigteren Breiten und dort wiederum in die Städte der reichen Industrieländer. Geld und Menschen haben also genau gegensätzliche Interessen, was sich auf Dauer nicht vereinbaren lässt.  

Die beschriebene Wanderungsbewegung wäre allein aus ökologischen Gründen eine Katastrophe. Auch aus sozialer Sicht sind Zusammenballungen von Menschen Brutstätten von Konflikten. Völkerverständigung entsteht so auf jeden Fall nicht. Doch auch schon die Angleichung des Konsumverhaltens des volksreichen Südens an die Verschwendungswirtschaft des Nordens, könnte die Biosphäre nicht lange verkraften. Man stelle sich nur vor die 6 Milliarden Menschen würden den gleichen Lebensstil praktizieren wie – nehmen wir das extremste Beispiel – die US-Amerikaner, sie würden soviel Energie vergeuden, sie wollten alle fliegen usw. Das würde die Resourcen in kürzester Zeit aufbrauchen und die Atmosphäre zerstören. Da man diesen Lebensstil, der alles andere als vernünftig und erstrebenswert ist, aber nicht einfach der Mehrheit der Menschen verweigern kann, müssen wir uns alle einem Lebensstil annähern, den die Erde verkraften kann. Vermutlich würden wir uns da nicht einmal in der Mitte treffen können, sondern viel näher am Verbrauch der heute Armen.

Doch der heute dominierende Freihandel zerstört die alten Kulturen und sozialen Systeme und ersetzt sie durch Kommerz und Orientierungslosigkeit. Sein größter Pferdefuß ist aber sein Grundprinzip der Gewinnmaximierung. Nicht die Versorgung und die Wohlfahrt der Menschen hat er zum Ziel, also nicht Essen, Wohnung und Arbeitsplätze, sondern nur das Erzielen von Profit für diejenigen, denen die Produktionsmittel gehören. So wird der Freihandel zu einer schweren Krankheit, an der die Völker zu Grunde gehen müssen. Anders ausgedrückt: Nicht die Menschen sind das Ziel des Wirtschaftens, sondern sie sind nur ein Mittel zu fremdem Zweck.

 

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