Geiss Haejm
„Doana“, liebe norddeutsche Besucher, ist, wie ihr sicher richtig vermutet, die Donau, wie man sie in Niederbayern nennt. Sie ist unsere traditionelle Verbindung zur Welt, Kein Fluss verbindet soviele Länder wie die Donau. Lange war sie die Grenze des „nassen Limes“, und trennte das römische Imperium von Kelten und Germanen. Das angrenzende Gebirge zwischen Regensburg und Passau war der „Nordwald“, von den südlich gelegenen Klöstern aus betrachtet, heute besser bekannt als der Bayerische- und der Böhmerwald, woher ich stamme. Seit meine Frau und ich 1972 erstmals die Donau, vom Regen herkommend mit dem Faltboot befahren haben, hat uns dieser Fluss nicht mehr losgelassen. Auch wenn wir in den über 40 Jahren seither zwischen Istrien, dem Balaton bis an Spree und Havel viele Gewässer befahren haben, die Donau ist uns etwas besonderes geblieben, nicht nur wegen des vertrauten Zungenschlages an ihren Ufern, sondern auch wegen der wunderschönen Landschaft entlang des Vorwaldes, das ich - damals im grauen Kreuzberg lebend - mit dem schwärmerischen Etikett „bayerische Riviera“ versehen habe. Das mag übertrieben klingen, aber die „Leiten“, also die Sonnenseite des Nordwaldes und seinem milden Klima, seinen Weinhängen und Obstschüsseln, hat schon etwas sehr reizvolles, für einen Waldler, den es in die Häuserschluchten der Großstadt verschlagen hat sowieso, aber auch heute für den Selbstversorger, der sich in oft nicht einmal drei frostfreien Monaten im hinteren Wald mit Gemüse und Obstbau abmüht. Heute bin ich zum Wanderer zwischen Donau und Wald geworden, es ist so, wie von einem Zimmer ins andere zu gehen... In meinem Lied habe ich nun von einer Donaufahrt gesungen, in launiger Weise, nichts Weltbewegendes, nur eine Mischung aus persönlichen Empfindungen und geografischen Besonderheiten. Ich möchte damit die Wertschätzung für den niederbayerischen Abschnittes des großen Flußes entwickeln helfen, denn es mangelt manchmal gerade bei Anliegern daran, die – vielleicht wegen der Hochwässer – keine so fast unbefangene Freude daran entwickeln konnten, wie der ein Stück entfernt lebende Waldler, der den Fluß viele Jahre halt nur bei schönem Sommerwetter erleben durfte und sich bis heute nicht an seiner Lichtfülle und der Weite seines Himmels sattsehen kann. Nur was man kennt, kann man auch lieben und mit dem Wunsch, das auch anderen zu vermitteln, habe ich das Lied ins Netz gestellt. Ursprünglich ist es aber absichtslos entstanden, aus Fragmenten wurden Strophen und immer hatte ich das "Sunny afternoon" der Kinks im Ohr.
Die Gefahr, dass ich die falschen Gäste an die Donau locken könnte, also die Umweltschweine, die auch heute schon genug Glasscherben, Sauf- und Grillabfälle hinterlassen, ist gering, denn diese Leute werden mein Lied gewiss nicht anhören. Auch die Zahl der Raser, die an Sommerwochenenden wie die Geisteskranken mit ihren Jachten die Donau rauf- und runterbrettern, werde ich kaum vermehren.Vielleicht aber doch ein paar Menschen, die sich wie ich an den Vogelkonzerten im Auwald erfreuen und wie ich die Hinterlassenschaften der schwarzen Schafe einsammeln, damit man unbesorgt barfuss an den Stränden entlanglaufen kann. Wer die Donau mit dem Kanu befahren will, sollte erst einmal an Weihern und Seen üben, denn die Beherrschung des Bootes ist Voraussetzung, ebenso wie die Kenntnis der Regeln, die an einer europäischen Wasserstraße gelten. Man sollte sich möglichst am Rand der mit grünen und roten Bojen markierten Fahrrinne halten und sich immer vor Augen halten, dass die Berufsschifffahrt immer Vorfahrt hat und niemals ausweichen oder bremsen kann.
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