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Energie vom Acker
Ein neuer Wahnsinn hat dieses Land befallen! Renommierte TV- und Printmedien schwärmen von der "Energie, die nie versiegt!“ und loben die damit zu gewinnende "Unabhängigkeit“ von fremden Öl- und Gasliferanten. Sie meinen damit Energie vom Acker, wo imer öfter Getreide, also quasi Brot, in Heizwärme, Strom oder Kraftstoff verwandelt wird. Selbst bekannte Moralisten, wie Franz Alt, werben auf ihrer Webseite dafür und auch viele ökologisch sich gebende Politiker rühren die Werbetrommel. Von den Bauern und ihren Lobbyisten gar nicht zu reden, kein Wunder, weil sich für sie das Ganze rechnet. Doch schon heute ist unser Land der größte Importeur von Nahrungsmitteln und wie es aussieht, wird unsere Abhängigkeit von fremden Erzeugern weiter zunehmen. "Das muß so sein!“, sagt unsere exportabhängige Industrie im Einklang mit den Produzenten. "Wie sollen diese Länder unsere Waren kaufen können, wenn wir nicht ihre Agrarprodukte kaufen?“
Allein die 12 EG-Staaten haben 1990 fast 30 Mio t Futtermittel aus
Entwicklungsländern importiert, die als Grundnahrungsmitteln der dortigen
Bevölkerung abgehen. Dazu produzieren die Landbesitzer auf wertvollen
Flächen eine Vielzahl von anderen Produkten für den Weltmarkt,
etwa Kaffee, Tee, Kakao, Tabak, Baumwolle u.v.m.
Vor diesem Hintergrund ist der Getreideanbau zur Energieversorgung bei uns
schon sehr makaber.
1940 wurden pro verbrauchter Kalorie bei der manuellen Feldarbeit noch etwa
zweieinhalb Kalorien an Nahrungsmitteln erzeugt, 1974 betrug das Verhältnis
bereits 1:1. Ich weiß nicht ob bei dieser Berechnung bereits die
Energieverschwendung für die globalen Transporte der ersatzweise
eingeführten Lebensmittel berücksichtig wurden. Falls nicht, dann
wird die Energiebilanz noch haarstreubender. In jedem Fall verbraucht diese
Katastrophen-Ökonomie mehr Energie
verbraucht, als sie erzeugt.
Unsere Landwirtschaft produziert
derzeit jährlich Güter für 65 Mrd. DM und verursacht
Umweltschäden mit entsprechenden externen Kosten in Höhe von 80
bis 100 Mrd. DM je nach Quelle. Das ist die "Leistung“ der Ökonomen.
Sie haben nur die kurzfristige Gewinnmaximierung des Einzelbetriebes im Auge
gehabt, nicht aber die langfristige Nutzenmaximierung für die
Gesellschaft.
Es scheint eine Forderung gleichermaßen der Vernunft und der Menschlichkeit
zu sein, erst Energiepflanzen anzubauen, wenn der Hunger besiegt ist und
durch regionales Wirtschaften überhaupt so etwas wie Energie-Effizienz
herausspringen kann. Bis dahin sollten wir uns mit der Nutzung von Holz,
organischen Abfällen aller Art, Mist und Gülle begnügen, was
aber sowieso zu einer beachtlichen Energiemenge führt. Ferner ist es
sinnvoll Grasschnitt, der bei der Landschaftspflege anfällt, zu
vergären und in Methangas umzuwandeln, wenn es nicht als Nahrungsgrundlage
für Wild- und Weidetiere dient, was in jedem Fall vorzuziehen ist.
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